Weinnase auf den Azoren 2003

Newsletter Nr. 125: Bei "uns" in Alèm...


... da hat das Leben auf dieser kl. Azoren-Insel auch oft seine "seltsamen" Seiten.
So, wie an diesem so friedlichen Sonntag-Abend, als wir in Richtung Praia in der beginnenden Dämmerung spazierten.
Nicht ahnend, was uns im Hohlweg so entgegen kam, urplötzlich war's zu hören, das Getrappele von Stiefeln und... dann stand es vor uns. Das "Getrappele" war "Opa Jensens" -unseres Nachbarn "ausbegüxte" Vaca (=Kuh)- die uns, nicht minder überrascht und scheuend anglotzte.
Auf flotten Hufen war die Dame wohl bei ihrendeiner Weidenfreundin zu Besuch und nun -mutterseelen allein- auf dem Weg zur heimatlichen Weide; der dortigen, friedlich grasenden Familie zu.
Von uns wohl sehr erschreckt, ist sie vom Wege ab - und dem abwesenden Nachbarn "unter" uns dann auf's Dach gekommen!

Und nun stand sie gar nicht stumm, sondern laut Muh-muhend und "verzweifelt" rum.
Es waren wir die so schauten: Dumm!

Da hier die Bauernhäuser windgeschützt in Tälern oder kl. Einschnitten liegen, ist's Dach oft auf der gleichen Höhe wie die Wiese/Weide oberhalb des Hauses.
Ist schon lustig, oft nur weiße, die inseltypischen, runden Schornsteine mit kegelförmigen Aufsätzen in der grünen Wiese zu sehen. Das Dach ums Haus liegt dann so im "Verborgenen" und gut geschützt.

Doch gegen "Kuh auf Dach" war dieses Haus nicht gefeit und so "beschützt". Hat die Kuh dann so benützt und ist dahin ausgebüxt. Zwischenzeitlich hatte Manolo, unser Nachbars-Junge die Kuh auf'm Dach erblickt und "Opa Jensen" an die "Front der Fänger" hingeschickt.
Dort waren sie dann stundenlang und sehr bemüht, das verirrte Rind -sicher- vom Dache und zur Heimat-Weide zu geleiten. Doch die Kuh, die blieb so störrisch wie auch törricht, laut muhend auf dem Dache "ruhend".
Sie war nicht ab- oder zu vertreiben. Wie auch immer sich, die nun halbe Bevölkerung zum "Almabtrieb" bemühte, schrie u. fluchte und... die Nacht einbrach.
Das Dach, das hielt, die Kuh die blieb. Wir gingen drauf nach Hause und in's Bett,

So ist's bei uns in Além nun mal. Kühe gehen auf's Dach und wir früh in's Bett.
Kleine Sonderbarkeiten und Geschichten. Nun weiß ich auch, wie Kuhscheiß auf's Dach kommt; und "Opa Jensen" der Kuh bakld beikommt: Mit dem Mut der Verzweiflung, bevor der Nachbar von "Heilg.-Geist"-Fest bald Heim kommt.
Gute-Nacht-Geschichten von unserer kl. Atlantik-Insel sind halt nitt sooo aufregend wie's Fernseh-Programm!
Also... bis dann, eure Weinnase!
Von fliegenden Kühen träumend

NS: Ich hör' - es ist mitten in der Nacht - keinen "Krach" mehr.
Die Kuh steht also so nicht auf'm Dach mehr!
Und morgen hat Alèm etwas Lustiges zu erzählen.
Ich zähl derweil die "Schäf'chen"!