Weinnase auf den Azoren 2003

Newsletter Nr. 140: Kurz eingeflochten...!


Hier zeigt sie sich in Hülle & Fülle. Auf Gestein, auf Holz, an Bäumen und auf Dächern: FLECHTEN.
Hier zeigt sie an, daß die Umweltverschmutzung nicht/nicht wesentliche Luftverschmutzung gegeben ist. Flechten können in Wüsten, in tropischer Hitze, in arktischen Gegenden - widrigsten klimatischen Bedingungen- existieren, wachsen und gedeihen.
Nur in unseren europäischen "Umweltwüsten" nicht! Sie verschwinden; sterben aus. Nur wenige Arten sind noch vorhanden.

Hier, auf der kl. Atlantik-Insel zeigen sie sich wüchsig und mit Moosen und in vielen Formen und Farben; gelb, rot, orange, grün und verschiedenen Formen. Da muß man(n) nicht achtlos drüber u.- vorbeigehen, sondern -erfreut wie ich- genauer hinsehen, sich diese Bio-Indikatoren (Hypogymnia physodes) ansehen.
Diese -extremen- Überlebenskünstler stellen der Ilha do Santa Maria dos Acores ein sehr gutes "Zeugnis" aus! Note =>1<= für nicht vorhandene Luftverschmutzung = intakte Umwelt, die auch Allergikern >so< gefällt.

Und dem ges. Pflanzensystem nebst Weintrauben genauso. Dies zeigt sich im "gesunden" Geheihen und gutem Wuchs. Wieviele der wohl weltweit mehr als 20.000 Flechtenarten es hier gibt? Ich weiß es nicht. Viele der ungemein komplizierten Arten werden es sein.
Als "Isländisches Moos" ist diese Flechte >Cetravia islandica< als "Medizin" bei div. Erkältungskrankheiten bekannt. Wirksam ist ihr als "Usninsäure" bekanntes Antibiotikum!

Bis nach England, bes. Flandern, exportierte einst man von hier die URCELA - Färberpflanze, die -ich erzählte es schon- nur schwer und von Hand unter den gefährlichen Bedingungen einer Steil-/Klippen-Ernte hier in der Natur wuchs und wächst (Malbusca = was so viel wie: schwere, schlechte Ernte/Suche heißt!).
Heute gelten einige Flechten in der Parfüm- u. Seifenindustrie als begehrte Natur-Grundstoffe. Auch zur naturgemäßen Stoffbearbeitung sind wieder Flechten "gesucht"!

Und als "Bartflechte" verzaubert diese an Bäumen "hängende" Art die Bäume u. Wälder. Fast feenhaft mutet so ein Wäld'chen an und ist im Süden der USA ein so märchenhafter Anblick und als "span. Moos" bekannt und beliebt"!
Hier, auf den alten Naturstein-Mauern, in den (leider wenigen) Urwaldgebieten im den Pico-Alto und den tiefen Schluchten und unzugängl. Bachtälern, an schroffem, dunklen Vulkangestein seh' ich sie mit Freude. Zeigt sich's doch, ich lebe hier, wo die Natur noch weitgehend in Takt ist.
Ihre Aesthetik und Farb-/Formenreichtum "macht mich an"! Lest mal dazu, was Hans Magnus Enzensberger in seinem Gedicht > "FLECHTENKUNDE" < dazu schrieb.

Eure Weinnase,
etwas NATUR in seine Berichte einflechtend!
Schließlich sollte auch der Wein reinste Natur nur sein! Oder?