Weinnase auf den Azoren 2003

Newsletter Nr. 174: "Es qualmt..."


... schon seit Tagen! Ein heller, "dünner" Rauchfaden steigt bei "Opa Jensen", neben seinem Hause, auf!
Erst dach ich noch "ATENCÁO: FOGO" zu schreien. Da doch Manolo, der Enkel, unbekümmert in der unmittelbaren Nähe spielte, "Opa Jensen's" Frau auf der windabgewanden Seite Holz hackte, ließ ich von der "Idee" und meiner Sorge schnell ab.
Kein "wildes", gefährliches Feuer brennt dort seit Tagen, sondern es entsteht dort "etwas"! Etwas, zu dem man - in diesem Falle Frau "Opa Jensen" - das segensreiche, kontrollierte Feuer (=fago!) braucht. Keine Gefahr - PERIGO - droht vom Bauernhof oberhalb von uns; am Haus von Além auf der kl. Atlantik-Insel.
Deswegen wäre mein sorgenführendes >ACHTUNG< (=Atencáo!) völlig blödsinnig gewesen.

Seit Tagen sehe ich diesen "dünnen", hellen Rauchfaden aufsteigen, die Frau von "Opa Jensen" ab und an dort von den "Brandherd" hineilen, 'ne Zeit dort, etwas hantierend, zu verweilen und... es qualmt dort munter weiter.
Manolo schaut dort oft vorbei; werd' ihn mal fragen, was seine Oma "Jensen" dort so macht (=Avó "Jensen"!)!?

Man, hat der Manolo (ein sonst so freundliches, aufgewecktes Kind, dem ich hier noch etwas "schreiben" zeigte so schon gelegentlich seiner -neugierigen- Besuche bei dem "komischen" Nachbarn), der Nachbar's Junge, der Dank mir schon seinen Namen schreiben kann, mich ob dieser meiner Frage, was seine Avó ("Jensen") denn da so seit Tagen mit dem Feuer tue, "fragend" und verständnislos mit "Senhor??" angekuckt. Und dann hat er gelacht - das hat mir aber keine echte Freude gemacht!
"Porque está a rir? ... a minha pronúncia é assim táo má? war darauf meine "dumm"-ängstliche Frage!?!

Er hat mich, seinen großen, aber scheint's nur naturblöden, neuen Freund aus Deutschland, scheu an die Hand, und zum Brand mitgenommen: die dort zum Abkühlen ausgestellten Töpfe & Teller von "Oma Jensen" in rötlich-braunem und glasiertem Ton -gebrannt- zu bewundern!

Tja, darum qualmt's hier seit Tagen. Den Töpferton hätte sie aus einem "Loch" >Buraco< in der Nähe vom "Dorfbach", aus der tiefen Schlucht zu Malbusca, her. Dort lagert wohl seit Urzeiten der oft "reißende" Bach auch Lehm und Ton "SOM" ab.
Und den holt sie sich, wie seit Jahren schon jedes Jahr um für den "Bauernmarkt" aus Weiden geflochtene, kunstvolle Gebrauchswaren = Körbe und rustikales, "glänzendes" Geschirr herzustellen. Schade, das "herstellen" - simples Töpfern ohne Drehscheibe, von Hand, hab' ich nicht mitbekommen und's "brennen" konnt ich vor lauter Qualm mit meiner altmodischen, kleinen RICOH-"Klick&Klack"-Kamera in der "Brenngrube" nicht fotografieren!?

So also geht's hier, auf der kleinen Atlantik-Insel (noch) zu, wenn man nicht genau und stets, jeden Tag "hinsieht". Und daher rührt auch Manolos Lachen: Er kennt doch so - voll normal - all' die Sachen, die die hier noch >so< machen. Und auch wann und wie. Ich, ich sah's noch nie und muß dann "bis nächstes Jahr" warten.
Jetzt arbeitet sie mit der Hauhacke, neben "Opa Jensen" auf grünenden Äckern. So war's schon immer so und so wollen es die Leute von Além auch - bei uns in den "Nebel"-Bergen - halten. Da lassen sie sich auch nicht von dem "komischen (ollen) Senhor", von seinen "dummen" Fragen, abhalten.

"Christian!?" hör' ich so meine "Herzallerliebste" mit etwas "furchtsamer" Stimme noch sooo... "fragend rufen": "Was ist mit dem Fleisch los?" war ihre Frage. Den Braten in dem ollen Guß-Bräter roch ich so schon -verführerisch- duftend so 'ne Weile.
Fleisch hat hier bei mir keine Eile! Langsam muß der kl. Braten -Vaca Assado- vom Rind sich zart u. saftig, mit genügend Zwiebeln, etwas Knoblauch und grünem Lauch, schmoren/ziehen!
Was sie auf'm Markt denn für Fleisch gekauft hätte, fragte ich zurück.
Was ich ihr für den -einzigen- "Bratenmacher", den netten Herrn in seiner Talho, aufgeschrieben hätte. Und, da geh' ich jede Wette ein, der ist -von Chemie u. "Fleischzartmachern" frei und von einst glücklichen, über Wiesen & Weiden (und gelegentlichauch Dächern...) bei uns frei-laufendem Rindvieh. Nur, dieser Braten dauert dann etwas länger und bleibt -"al dente"-.
Dies ist keine "Ente", "unbehandeltes" Fleisch ist -korrekt geschnitten u. geschmort- halt nicht sooo "gourmetgerecht" und für gepflegte "Echte Schnee-Weiße", bißgerecht; fasrig-wässrig und pudding-weich.
Man muß schon herzhaft zubeissen, mit den EIGENEN Weißen ZÄHNEN. Hier bekäm' der Yuppi und sein Puppy die Tränen!

Nix war so mit dem Fleisch: Nur nitt gleich... so auf'm Teller >gehts nitt 'n bisken schneller< bleibt nur ein frommer Wunsch. Watt nitt >so< geht, geht auch so - mit "stummen" Gebet - nitt und nitt schneller zu mir Hungrigem auf'm leeren Teller!

Sagte euch ja schon, von unserer ZEITREISE. Und die brachte uns nicht nur in eine scheint's schon lang verloren geglaubte Zeit, sondern lehrte uns, mit der Zeit, nun wieder geduldig u. sinnvoll umzugehen.
Hier wo die Hähne schon mal "anders" -so wie Uhren- gehen. Deshalb hab' ich meine Titan-Uhr -so zeitlos haltbar- auch vor Monaten abgelegt. Erst mit der -"Alten Zeit"- hat sich bei uns die lang vermisste Zufriedenheit auch wieder eingestellt.

Und dies ist nicht zu bezahlen; mit Geld!
Meint eure Olle Weinnase
und grüßt euch - noch hungrig -!