Weinnase auf den Azoren 2003

Newsletter Nr. 83: "Erinnerungen" bleiben lebendig.


Zweimal war Portugal in meinem Leben mein "freiwilliges" Reiseziel in meiner "Jungmann-Zeit".
1972 und Mitte April 1974. Der "Fado", erstmals in einem eher "schäbig" zu bezeichnenden sog. "Fado"-Restaurant in der "Alfama", am Fuße des Burgberg's "Castelo de Sáo Jorge" gelegen, habe ich ihn so richtig "kennengelernt" und... "verstanden". In der > "PARREIRINHA DE ALFAMA" < am Largo Chafariz de Dentro.

"Verstanden" hatte ich den > F A D O < aber erst so richtig in der Nacht des 25. April 1974 in Lisboa. Dem Tag der sog. -unblutigen- "Nelken"-Revolution; dem Ende einer Diktatur in Europa!
Die zweite, für Deutschland so wichtige Revoluton -den "Mauerfall"-, als in Berlin zum 09. Nov. 1989 unblutig >das Volk<, genau wie in Portugal s. Zt., sich befreite, erlebte ich vor "Erregung bebend" und Freude so weinend in Flandern, der Stadt Hasselt in Belgien. 1*)

Wenn Fado-Musik im Insel-Radio von Santa Maria, hier auf den Azoren, erklingt, kommt mir die Erinnerung an diese Tage. Und an DEN Tag in Lisboa, an dem ich die Revolution (!) "miterlebte" und Fado mit >Argentina Santos<, der virtuosen Künstlerin und Sängerin, aus dem Stadtteil Mouraria (Lissabon) stammenden "Fado-Spezialistin", singen konnte.
Was sonst als grob unhöflich galt, war in dieser Nacht > "Programm" < einer unzählig großen feiernden Menschenmenge.
War schon ergreifend, als diese kleine, dunkelgekleidete Frau mit einer "starken Stimme" zu Gitarren-Klängen "ein Lied", den Fado, sang und zuletzt alle Gäste auf den Stühlen u. Tischen standen, weinten und voller Inbrunst einen Refrain "schmetterten", den diese charismatische Sängerin vorgab im Fado!

Ob im > "Clube de Fado" < oder im ausgezeichneten > "Senhor Vinho" < der berühmten Fado-Sängerin Maria da Fé, oder sonstwo, wo Fadistas sind, solltet ihr mal diesen "Seelen-Song" der Portugiesen hören.

Das "Revolutions-Lied", quasi das "Start-Zeichen" der "Nelken"-Revolution ist das oft intonierte >>> "GRANDOLA, VILA MORENA" <<<, dessen Text ich mal in perfektem portugiesisch "schmettern" konnte"
Heute ist Fado "out" und Hip-Hop "in", bei der Jugend angesagter. Auch auf Santa Maria dos Acores"!

Ein Restaurant mit LIVE-Musik soll's doch -tatsächlich- auf Santa Maria geben. Das > "PADARIA VELHA" < in Vila do Porto, auf dem Weg zum 4 km "entlegenen" Airport. Angeblich, "todos os dias" geöffnet. Als Rest. ab 19:00 - 22:00 h und "Pub" danach bis 4:00 Uhr!

Dieses Rest./Pub wird unsere letzte "Aufmerksamkeit" erhalten. Dann haben wir ALLE -geöffneten- Restaurant's auf Santa Maria besucht und die dort servierten Spezialitäten -mehr oder oft minder- genossen. Von so ca. 15 E für 2 Personsn (mit Getränken/Vinho) bis 50 Euro (mit "Krabben" satt!) reichte unser kl. Geldbeutel allemal. Und i.d.R. sind die Portionen "riesig" und die Fischlein super-frisch und quick auf'm Tisch!
Nur bei den leckeren Soßen "hapert's echt: Es gibt scheint's nur, was bei uns im Ruhrpott zu Pommes "serviert" wird: "R&W" von "HEINZ" oder "KRAFT". Weine aus Europa (Festland/Portugal) gibts so um 4/6 u.m. Euro je Pülle'ken in "R&W" und einfacheren Qualitäten, aber immerhin freundlich serviert.
Ein 3 bis 4-facher >Aquadente Velho< geht mit so 2, 3, oder 4 Euro per Glas auf die Rechnung!

>Gourmets< kommen hier wohl nicht auf "ihre Rechnung"; die moderaten Preise für 2 Personen sind so für "Pensionistas" wie uns wohltuend. Schade ist nur, daß das die hiesige "Gastro-Szene" so für unwichtig hält - bei den Qualitäten der "lokalen" Angebote an Fisch & Fleisch & Grün & Gegrüns dieses nicht "genußreicher" und "pfiffiger" anzubieten und (teils TK-Ware!) mehr "Regionales" anzubieten.
Nicht immer sind "Importe" (z. Bsp. gestern auf der Bettencourt im einzigen "Spezial-Fruit"-Laden gesehen: Rote Kirschen aus Bolivien(!) für 8,90 Euro/kg(!!) so sinnvoll & begehrenswert"! 18 Mark für's Kilo Obst aus Süd-Amerika würde bei mir verfault im Regal bleiben; Deutsche (=Ferienhäus'ler) hatten aber schon rege "Nachfrage" gehalten!) eine Spezialität "do Casa" oder für uns "erwerbbar" gewesen. So. z.Bsp. "Lagostas" für 70, 80 Euro/kg !
Ein "Gourmet-Spass", den sich halt nicht jeder erlauben kann; nicht mehr: "LANGUSTEN" werden für mich dann nur noch ein Theaterstück (dereinst so mit der großen "Alten Dame" des Deutschen Theaters, Elisabeth Fickenschild, ein ganz besonderer "Genuß") im 3. Rang werden und bezahlbar bleiben.

Was aber spricht gegen frischgegrillte "SARDINHAS (Sardinen; aber die kleinen bitte!) NA BRASA" mit Vinho Verde (branca) oder gefrüllte Lulas, in Wein gegarte Tintenfische, oder Bife, wenn's nicht als durchgebratene "Schuhsohle" auf'n vollen Teller kommen soll, das Super-Fleisch vom Rind u. Grill, dann so > "mal passado" < (=Medium) bestellen, oder wie ich's liebe: > "meia cru" < fast "roh"!

Eure Weinnase,
die Düfte aus unserer Küche "verführen" mich!


1*)Zum 09. Nov. 1989 fiel die sog. "Mauer", die Deutsch-Detusche Grenze!
> EIN TAG DES GLÜCKS IN EUROPA u. FEIER in Deutschland <

Der 9. November ist ein besonderes, deutsches "Schicksalsdatum":
1. Am 09. Nov. 1918 rief Philipp Scheidemann die 1. Deutsche Republik aus!
2. Am 09. Nov. 1923 scheiterte Hitlers Putsch im sog. "Marsch auf die Feldherrnhalle", München!
3. Am 09. Nov. 1938 begann mit der sog. "Reichs-Kristallnacht" der deutsche Staatsterror!
Viermal das gleiche Datum in einem Jahrhundert des europ. Schicksals!!


An der Unschuld vieler Angeklagter sind nur die Rechtsanwälte schuld!
"Geflügelte Worte" der Rechtspflege!