Weinnasen in Brasilien 2008

III. Pampa-Genüsse!

10.10.2008

Tach aber auch!

Manche halten mich für eine Jaqunco (bras. für Abenteurer), der sich in eienr Mocambo genauso wohlfühlt, wie ein einem feudalen Herrensitz oder Schloß. Das daß mit der "kl. Hütte" stimmt ist bewiesenermaßen mein Standard seit Jahren. Herrschaftliche Residenzen bereiten mir dagegen Unbehagen und sind nicht grade geliebte Refugios für mich. Denn hier wird nicht "wirklich" gelebt und nur nach Einfluß und Macht in verschwenderischer Pracht gestrebt. Dennoch habe ich legendäre Schlösser und herrschaftliche Herbergen besucht und "bewohnt". Auch ein solches Leben ist mir vertraut und ich bin diesen Flitter und Tand lange Zeit gewohnt gewesen. Doch diese blendene Douramento (=Vergoldung) eines Lebens war und ist nicht mein Traum gewesen. Im Gegenteil, sie wurde zum erdrückenden Albtraum.
Heute genieße ich lieber urwüchsiges und landestypisches von einer Barraca (Strand-/Straßenkiosk mit Spezialitäten und guten Qualitäten!) anstatt unter vergoldeten Anjos-Tocheiros überteuerten Lagosta (Hummer unter Putten-Dekoration). Herrlich duftendes Lambo com Abacaxi mit Batato Doce mit pikanter Maniok-Soße und einem Suflé de Palmito (Schweinekamm mit div. Kräutern und Süßkartoffeln und Würzsoße von der Maniok-Pflanze und einem leichten Auflauf von Palmenherzen). Dazu einen frischgepressten Feija-Saft (Ananas-Guave) gegen den Durst von der Pimenta-Malagneta Würze (bras. Chilli-Pfeffer).
Den duftenden Vinho Branco von dem Weingut meines Vertrauens genoß ich -gut gekühlt- nach dem Essen unter einer Arancarie dösend und träumend. Toller Wein, der Chardonnay von der Casa Valduga aus dem "Vale dos Vinhedos" bei Bento Goncalves (RS) des JG 2007 (www.casavalduga.com.br). Dieses WG hat die ältesten Rebstöcke Brasiliens auf seinem riesigen Familienbesitz (=Videiras) und gilt als ein 'muste' für einen Besuch nebst Genuß ital. Spezialitäten aus der hauseigenen Cantina (Restaurant). Schier unendlich dehnen sich die Parreiras (Rebspaliere/Reihen) über die hügelige Landschaft aus. Aber auch die Betriebsstätte mit den unendlich langen Lagerkellern und modernsten Produktionsanlagen in blitz-blanken Räumen sind einen Besuch wert. Genau wie die luxuriösen Landhauszimmer auf dem Gutsgelände in überschwänglich blühende Gärten gebettet: POUSSADA CASA VALDUGA. Ein Traum von Wein und Gastlichkeit in einer üppigen Parklandschaft für +45 Euro im DZ/F. Dies zu genießen gehört auch zu meiner Ars Vivendi. Genauso wie der wackelige Plastic-Hocker von der Bude am Straßenrand am Park in Pelotas.
Hauptsache die Cardapio (Speisekarte) ist nicht langweilig aufgemacht und die Gerichte frisch und "sauber" und werden flux gebracht. Ob auf "goldenen Tellern" oder in Na Folha (in Blättern). Obs von den (vergoldeten) Tellern zu übertriebenen Preisen mir besser schmeckt? Na, dann ratet mal schön! Derweil ich im Schatten unterm Baum recht wohlig träum' und stöhn', von una Porciao... de panela oder ein Frigideira... oder no ponto... (einer Portion aus dem Topf oder aus der Pfanne oder medium vom Grelhado (Holzkohlen-Grill)), nur quente (=heiß) sollte es sein. Und pikant zubereitet. Da stört mich der zerbeulte Alu-Teller nicht die Bohne und nach meiner Bitte... "a conto por favor" bleib ich ganz cool. Bei den 7,50 R$ (= ca. 3,20 Euro) ohne Bebida aber toll mit bras. Tempero "aufgepeppt" (Gewürze und Marinaden), wars nach meinem Gusto und für die Rentner-Reisekasse ein Traum und Gedicht.
Aber wo dieses "Straßen-Restaurant" in Pelotas an der Ecke Rua... ist, datt verrat ich nicht. Nur, daß der Bauer von Nachbar-Karren schmackhaftere Erdbeeren aus dem Bilderbuch für Genießer (=Morengo/Grande), als meine Sobremesa (=Nachspeise) hatte und das frische Quellwasser als 1/2 ltr. Flasche 0,65 Centavos kostete; eisgekühlt und ohne Glas! Na... macht Euch solch ein Leben denn nicht Spaß? Nein?? Nicht ein bisschen neidisch??? Die Lautsprecher des Möbelgeschäftes gaben -gar nitt leise- die diversen Preise und Angebote und doch weitaus länger tolle und Atoxé (landestypische Musik) dazu gratis zum Entertainment heraus. Heute ist Sexta-Feira (=Freitag) und ich fühle mich schon besser - "esteja á vontade". Gemäß dem netten Wunsch: Fühl dich wie zuhause! Hier auf der Straße an der Ecke der Avenida... in Pelotas (RS) im Süd-Westen von Brasilien. Mitten in der Pampa des Gaucho-Landes im Frühjahr 2008.

Ein Großteil meiner Kleidung/Wäsche ging auf dem Flug FRA-Sao Paulo verloren. Aber mit der wenigen Roupa (Kleidung) komm ich klar. Und wenns denn noch mit dem Geld - trotz Bankstreik und Visa-Card-Defekt (Konto meiner Schwester) mal klappt, werde ich der zufriedenste Mensch unter der wärmenden Sonne Brasiliens sein und mich auf der Pampa (Guarani für Grassteppe/Weide) wohlfühlen. Tja..., wenn nicht meine "eingeschleppte" Doenca meine Saude so gemein traktieren würde (die Krankheit aus Deutschland mich mit meiner Gesundheit nicht so schwächeln ließe): "En nao me sinto bem"!
Selbst eine Degustacao der besten brasilian. Weine würde mir heute nicht gefallen - oder Spass und Freude machen/bringen. Denn mir -uns- scheint hier zwar die Sonne aber nichts will gelingen!

Wäen nicht meine Erkrankungen und der Ärger mit der Geldversorgung via der ING-Bank meiner Schwester und das verlorengegangene Gepäck, dann wärs so eine typisch brasilianische Landpartie und alles nach meiner Facon, um so richtig zu genießen und um in Ruhe sorgenfrei zu leben und um dem "Reinen Wein" genüßlich entgegenzustreben.
Das Problem, mit einer VISA-Card an Bares zu kommen sollte eigentlich nicht sein. ABer... in Pelotas wars bei mehreren Banken mit "Automaten" bis eben uns nicht möglich, ans Geld vom deutschen Konto zu kommen. Außerdem wurden etliche Banken bestreikt und so unsere Chance vergeigt, uns "flüssig" zu halten. Zweimal mussten wir von Morro Redondo per Bus a 24 R$ und in 1 Std. in der Stadt mit den Banken. Und dann, heute Abend kam meine Frau müde aber strahlend mit Bargeld zurück. Aus dem Bancomaten - über US-$-Basis abgerechnet - hatten wir die R$ zur Lebensführung bei Schmalhans als Küchenchef ergattern können: "Hurraaah, wir leben noch!"
Nun steht uns hoffentlich kein weiterer Ärger ins Haus (=Facenda) von Don Oswaldo und unser verlustiges Gepäck kommt auch noch an. Aber dann werden wirs gebührend als Ereignis einer unorganisierten Reise in die Pampa feiern. Hier unter Sperbern und Geiern im Gaucho-Land! Wo die Sonne tagsüber wärmend scheint und uns in den kalten Nächten das stete Holzfeuer wärmt und der Wind das "Lied der Pampa" und Weite "singt"!
Die Frösche aus den Teichen und Seen in unterschiedlichen Tönen dazu die "Musik" machen und ich die Augen zumache! So wie jetzt nun.

Eure olle Weinnase auf der Pampa on the road again!


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