Weinnasen in Brasilien 2008

IX. Der Beginn! Im "Gottesstaat" der Jesuiten!!

13.10.2008

Tach aber auch!

Auch Morro Redondo verdankt seine eigentliche Existenz im Gaucho-Land Rio Grande do Sul den klösterlichen Missions-Bestrebungen, europäischer Siedler - Pioniere des Landbaus und Viehwirtschaft neben handwerklichen Kleinbetrieben und Manufaktoren in Brasilien "heimisch" werden zu lassen. Die alte, steinig-sandige Hauptstraße von Morro Redondo führt gradlinig, vom Atlantik-Seehafen Rio Grande, zu den westlichen Besitzungen der <Jesuiten>, bis an die Staatsgrenze Argentiniens. Heute noch lassen die Ruinen und mächigen Reste der <Reduktionen> ahnen, welch ein gewaltiges Projekt die <Sete Povos das Missóes Orientais>, den "Missóes Jesuiticas dos Guaranis" - heute ein UNESCO-Weltkultur-Erbe - im wichtigsten Siedlungsgebiet der Guaranis, der indogenen Ur-Bevölkerung, einst waren.
Die Guaranis (="Krieger" in ihrer Sprache genannt) waren friedfertig und schnell bereit, unter den jesuitischen Missionaren den kath. Glauben und Lehren der innovativen Jesuiten anzunehmen. Von Sao Paulo (1554) erfolgte die konsequente Besiedlung und Umsetzung einer bis heute bewundernswerten Sozial-Theologie in der Jahren des 17.ten und 18.ten Jahrhunderts.
Insges. 14 (!) Reduktiones unterschiedlicher Größe und Ausstattung wurden gegründet und die Siedlungs-"Heimat" von über 100.000 Guarani. Durch Sklavenjäger und Mordbrenner im Auftrage der Adeligen und mit Billigung des port. Königshauses gingen 1632 über 60.000 dieser fleißigen "Indianer" in die Sklaverei. Ihre Reduktiones wurden zerstört und die Jesuiten von den gold- und sklavengierigen privaten Expeditionsheeren der <Bandeirantes> vertrieben: per päpstlichem Dekret und mit des Königs Segen. Neun der 14 Dörfer Povos wurden zur Schutt & Asche und die Guarani zu gefürchteten Widerstandskämpfern gegne die gierigen und mordenden Europäer.

Eine der bedeutendsten Reduktionen und der Ort <Santo Àngelo> sind heute ein Muster für die gschichtlich interessierten Touristen. Schon 1700 lebten hier über 2.800 Guarani mit den Padres und Siedlern friedlich und, im wahrsten Sinne des Wortes, fruchtbringend. Nur noch knapp 300 Einwohner zählte man 1822, die auf 82.000 Einw. bis heute stolz angewachsene kleinstädt. Siedlung. Von hier aus gehen die Besichtigungstouren in die <Sieben Dörfer der östlichen Missionen>, die heute allesamt nur imposante Ruinen und stumme Mahn- wie Zeitzeugen sind (siehe auch Weinnase: (M)Ein langer Weg in den Süden! und: Und nun gehts los!!.) und das Erbe des belg. (flämischen) Paters Diego HAZE mit Namen "Santo Angelo Custódio" erfolgreich, nach dem Muster bereits im Gebiet bestehender Reduktionen gegründet <www.santoangelo.rs.gov.br>!
Das Hotel "MAERKLI" bietet -nur während der hiesigen Sommerzeit- Unterkunft, Restaurant, Pool und gilt als "Bestes Haus am Platze". Das Restaurant "Rolla Chopp" ist bekannt für sein (selten) fassgezapftes Bier und die sehr schmackhaften Gerichte, den "Tradicáo da Casa!.

Und hier wurde Don Oswaldo als Sohn eines deutschen Einwanderers und einer "Heimischen" geboren. Hier lebt auch noch ein Teil des Degen-Clans (ältester Bruder; Professor und ehem. Staatsanwalt). Die Busverbindungen (ca. 500 km) gehen vom Rodoviária nach Porto Alegre und zu einigen anderen Orten in der Nähe; auch zur Nachbar-Reduktion Sao Miguel das Missóes (+50 km) oder weiter in den Süden, in die Stadt Sáo Borja (200 km). Selbst ein kl. Airport (13 km vom Zentrum) bedient eine ständige (TAM) Verbindung, u.a. nach Porto Alegre. Zu empfehlen sind Touren mit örtlichen Agenturen zu den <Sete Povos das Missóes>.

Hier, in den Dörfern und kl. Städtchen ist sichtbar, daß das die indigene Ur-Bevölkerung besonders arg und hart trifft: Die landesweite Armut. Noch heute gehören nur 6 % des ges. bras. Vermögens/Landbesitz dem überwiegend europäisch-stämmigen Bewohnern, die meist in den Capitalen leben und den prosperiernden Reichtum repräsentieren.
Eine soziale Absicherung, so wie sie für uns in der BRD und Europa nun selbstverständlich scheint, gibts in Brasilien nicht oder nur auf privater (Versicherungs-)Basis. I.d.R. ist der Familienverbund, der Clan, die einzige Chance, im argen Notfalle minimale Hilfe zu bieten; unter hohen Einschränkungen und starken Belastungen aller Familienmitglieder. Der Landbesitz gilt noch immer als die Grundlage eines -respektablen- Vermögens und ist für deutsche, europäische Verhältnisse wirklich riesig. Einige Faziendas haben Größen wie die Schweiz oders Saarland. "Kleine" Bauernhöfe meist über 5, 8 oder sogar mehr als 10 ha an -oft nur an Weiden- Eigentum seit Generarionen.
Der Hausbau ist da "einfach" aber zweckmäßig. Heute schon komfortabler als noch vor einigen Jahren. So sind die bäuerlichen Strukturen also -trotz prosperierender Industrie- die wesentliche Grundlage des Bundesstaates Rio Grande do Sul. Und so leben auch die friedlich-freundlichen Menschen noch tief in ihren Wurzeln und bäuerlichen Herkunft bezogen -einfach- und sparsam. Keineswegs mit Geiz zu verwechseln, wie wir als Gäste des Degen-Clans selber erfahren und erleben.
Gastfreundschaft und Neugier auf die "Europäer", die Deutschen ist allenthalben präsent und garantiert uns beginnenden soziale Kontakte; sofern noch Ältere ihr "deitsch" verstehen und geläufig sprechen! Ohne brasilianisch oder portugiesisch ist uns aber ein "lebendiges" Dasein nicht möglich und so wirds lernen der komplizierten Sprache(n) unerlässlich!

Wer mehr übers Leben der jesuitischen Missionen wissen will, der sollte unbedingt die seit bereits 1983 unter UNESCO Weltkulturerbe stehende Reduktion "Sáo Miguel das Missóes", mit den besterhaltensten Gebäuden (1687 durch den Pater Cristováo de Mendoza gegründet) und sein Museum besuchen.
Highlight ist dabei die abendliche Show "Som e Luz" (="Licht & Sonne") die vom Leben in der Reduktion und seinen (Guarani) Bewohnern erzählt und von der Universität von Rio Grande wissenschaftlich mitbetreut wird. Zentrale Figur ist hier der segensreich einst waltende und schaffende Padre Sepé Tiaraju und der General Andrade, der hier seine Befehlszentrale einst in Revolutionszeiten der Staatsgründung hatte.
Die schöne "Pousada (="Herberge") das Missóes" nahe bei der Reduktion bietet preiswerten (Restaurant) Aufenthalt im DZ für ca. 15 Euro an. Wers urspünglich und "ländlich" mag, der logiere außerhalb auf einen Bauerngehöft, der "Fazenda Lageado". Oder im "Wilson Park"-Hotel mit seinen komfortablen Zimmern mit AC + Pool. Wie in allen bras. Hotels und Herbergen -und meisten Restaurants- heißts vorab und rechtzeitig reservieren. Besonders in der Hauptreisezeit im Lande, der Sommerzeit von November bis April.
Es gilt: je preiswerter (Jugendherbergen ab 5/8 Euro p.Pers./N.), desto stärker besucht - umso früher buchen/reservieren und sich nicht scheuen nach Rabatten (Réduktiones) zu fragen!

Hier, auf dem Lande, sind die Hotels/Unterkünfte meist einfacherer Natur aber i.d.R. mit Restaurant der landestyp. Klasse/Verpflegung ausgestattet und... rar bis selten. Camping und "Familien-Besuche" helfen hier bei der Hotelknappheit und Sparsamkeit mit "Betten" aus. Eine "lieblich" zu nennende Landschaft, nahe der Grenze zu Argentinien, der argent. "Provinz Missones", mit dem wichtigsten/größten Grenzübergang, der Stadt Sáo Borja -ebenfalls eine jesuit. Reduktion (ca. 70.000 Einw.) liegt fast 200 km südwestlich von Sta Angelo am Rio Uruguay, dem Grenzfluß -auch Sprachgrenze zum span. Sprachgebiet Argentinien (Chile u. Paraguay u.a.m.), an der BR 285 gut zu befahren, gelegen. Von hier sind ebenfalls die "7 Dörfer" zählenden Missionen/Ruinen und kl. Siedlungen/Städtchen von Porto Alegre her per Bus/PKW erreichbar.
Hier, von Morro Redondo sinds aber ca. +500 km eine mehrtätige Reise in die Vergangenheit, Geschichte und zu den "Indiandern", dem Volk der Guarani, die friedfertig, sich selber "Krieger" nennen und unter den Padres -späer- sich erfolgreich gegen die Heere von Argentinien und Paraguay und deren Raubzüge/Morde zu wehren lernten. Bis sie schließlich doch durch überlegene Waffen und Mehrzahl an Soldaten endgültig gegen Ende des 18.ten Jahrhunderts -besiegt und vertrieben/in Sklaverei- noch heute ein "Dämmerleben" in Armut und Abhängigkeit führen.
Ein sehr unrühmliches Kapital in der gerade 500 Jahre "jungen" Geschichte des Nationalfarben Gelb und Grün tragenden Staatenbundes Brasilien. Hier, wo wir im "deutschen" Siedlungsgebiet von RS seit über einer Woche nun freundlich aufgenommene Gäste sind.

Eure olle Weinnase,
die zur "Weissnase" mutiert!


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