Weinnasen in Brasilien 2008

XV. Brasiliens Ruhm und Leid (II.)

22.10.2008

Tach aber auch!

In der in Europa kaum bekannten brasilianischen Kaiserzeit war es mit "Gummi", Zuckerrohr, Kaffee und Fleisch ein Land, das seinen Reichtum in der Ressourcen-Ausbeutung und mit dem Sklaventum -von/für wenige priveligierte Großgrund- und Plantangen- sowie Fabrikbesitzer- ungleich riesig und leicht verdiente. Kaum glaublich, wenn man bedenkt, daß es die Amazonas-Urwald-Siedlung, in wenigen Jahren nur, zur "Reichsten Stadt der Welt" gebracht hat. Ebenso unglaublich, wie es hier z.Zt. immer noch mit dem Raubbau an/in der Natur immer weiter geht. Scheints, weil die Schutzgesetze nur, auf dem aus Wild- und Brandrodungen vernichtetem "Urwald"-Bestand gemachtem, Papier (=Zellstoff) stehen.
Und es wird noch weitergehen, weil die "Alkoholisierung", da die Landwirtschaft aus Zuckerrohr "billigen" Kraftstoff (="Benzin"-Ersatz) aus Monokulturen für den stetig steigenden Bedarf gewinnt, die dafür benötigten, riesigen Flächen sich aus der Natur rücksichtslos nimmt.

Die "Futtermittel-Industrie" tuts für Europa, Asien und USA genaus, wie die Fleischherden-Produzenten; die Kette der aus den Natur-Ressourcen alles profitgierig für uns abschöpfenden Unternehmungen ist weltweit in führender Rolle; Investoren schätzen das hiesige "Klima" und Auf- sowie Ausbau-Chancen, die das Rohstoff-Lieferland Brasilien - staatlich geschützt und Weltbank-gefördert, so Dritten und kapitalorientierten "Entwicklern" überlässt - überlassen muss, soll dies "freundliche Klima" für absolut "prima Renditen" und die Investoren (="Banditen"!) anlocken, die Banker dank uneingeschränktem Kapitalimus "frohlocken" und mit der "staatstragenden" kath. Kirche vereint, Gott für diese Gefälligkeit danken: Kapitalismus ohne Schranken bedeutet aber auch... Völkermord und ruinösen Abbau von Ressourcen aller Art, von denen die stets weiter verarmende -sozialungleich gestellte- und wachsende Bevölkerung nur sehr wenig, wenn so für mich sichtbar GAR NICHTS WERTHALTIGES UND NACHHALTIGES, SICHERES HATTE UND NIE HABEN WIRD!

Denn so ist das imperialistisch-kapitalistisch rigoros ausbeutende sowie staatstragende System nun einmal - und dies seit Generationen eine Seite, die Brasilien-Touristen sicherlich kaum bemerken sollen! Nur "malerische" Favelas und die räuberischen (Kinder-) Streets & Strand-Gangs sind für den Pauschal-Touri eine Seite des Amazonas-Reiches, die sie so nicht gerne -wie wir ebenso- "überleben" wollen.
Erst wenn man, wie wir z.Zt. im Abseits der üblichen Touristen-High-Light-Routen in Gemeinschaft mit den "Hiesigen" -einfach- lebt und herzlich aufgenommen wurde, dann kann man auch etwas mehr an dem wahren Leben Brasiliens und Kultur erleben, verstehen und... die Kraft der Menschen bewundern, die mit ihrem oft sehr harten und entbehrungsreichen Leben, so -scheints- gelassen umgehen und noch i.d.R. fröhlicher als wirs wohl könnten, sich eingerichtet haben.

"SOCORRO!!!" Der Ruf nach sofortiger Hilfe und um "hoffentlichen" Beistand sollte man schon können, wenn man sich, wie wir, alleine in der "Neuen Welt" des brasilianischen Lebens reisend, umtut und abseits der touristischen Routen "wandelt".
Vorsicht sollte man schon walten lassen. Aber ängstlich "durchs Land schleichen" oder die Kontakte zu den überaus, i.d.R. freundlichen Menschen meiden -trotz der beiderseitigen "heftigen" Sprachprobleme- allerdings nicht. So gefährlich ist Leben, auch für uns, die Fremden, in Brasilien, trotz aller sozialer Promleme und Spannungen durch Armut nun doch nicht.

Die "Kleiderfrage" ist locker anzugehen. Bei formellen Einladungen ists nicht die übliche Pflicht, im Anzug mit Krawatte oder in festlicher Abendkleidung -auffällig- zu erscheinen. Sandalen sind, neben "Turnschuhen", gängiges Schuhwerk. Lederhandwerk und -Kleidung ist preiswerter als in der BRD und von guter Qualität. Gleiches gilt auch für die "normale" Roupa, die Kleidung aus Textil.
Die legere Kleidung ist i.d.R. "für alle Tage" die beste Lösung und im schwül-heißen Norden sowieso angesagt. Und sie sollte aus leichter Baumwolle sein. Denn der Schweiß fließt -nun auch bei uns im Pampa-Sommer- in Strömen. Auf dem örtlichen Feira, dem Markt kann man sich sehr preiswert mit "Klamotten" eindecken und den Bedarf fürs einfache Reisen leicht decken!
Dies als sehr persönlich zu wertender Hinweis für die, die Brasilien mal abseits und ohne Touri-Guide, bereisen und "hautnah" erleben wollen - das Brasilien des "einfachen Mannes" teilen und kennenlernen wollen.

Die vielfältige Natur dieses Landes, das mir wie ein Kontinent "im Kontinent Süd-Amerika" vorkommt, ist kaum faßbar und noch immer nicht wissenschaftlich voll erschlossen. In den verschiedenen Vegetationszonen und Topographie des bras. Berglandes, des Tallandes (=Planalto) und des Amazonas-Tieflandes sowie das Bergland von/an Guyana, dem Serra do Mar (=Küstengebirge), dem Chaco, Campos Cerrados und der Caatinga gibt es die Vielfalt. So wie hier noch das Tiefland der Pampa, in der wir leben, eine für uns kaum ermeßliche und überschaubare Tier- (Fauna) und Pflanzenwelt (Flora) präsentiert; besonders in den Natur- und Staatsparks anzutreffen, die in allen der fünf bras. Großregionen -eine davon die Campanha Gaucha, die Grashügellandschaft der Pampa- noch erhalten werden konnte.
Zu wenig für dieses riesige Land, daß mit ca. 4.700 km in seiner breitesten Ausdehnung und fast gleicher Länge (N-S) eine Küstenlinie von 7.367 km zeigt!

Die Tourismus-"Industrie" ist, mit über 5 Millionen Besuchern -300.000 Deutsche im Vorjahr- eine der wichtigsten. Schon erkennbar, daß das dem bras. Staat Milliarden für den weiteren Ausbau der touristischen Infrastruktur "wert" ist.
Kein Wunder! Denn die rund 4 Milliarden Euro an Einnahmen, die der Staat bislang p.A. (2006/7) verzeichnete, kommen auch dem gesamten wirtschaftlichen Aufschwung des Landes zugute. Und es ist, neben "Karneval in Rio" grade die Natur, die die Besucher aus Argentinien, USA und Europa hier besonders reizt und doch einige Reisestrapazen (12 Std. Flug, Ffm-Sáo Paulo z.Bsp.) auf sich nehmen.
Die mit 27% der Landesfläche = 3,6 Mio. km2 ausgewiesene Amazonas-Region ist dabei wohl die größte Attraktion für "Natur- und Abenteuer"-Reisende, die den schier unbereiflich langen Riesenfluß (+6.400 km!) nur ein Stück weit (an die 200 Nebenflüsse) sich i.d.R. in die Urwald-Metropole >Manaus< shippern lassen. Einen Bleistift-Strich lang durchs größte, immergrüne, zusammenhängende Regenwaldgebiet (=2,3 Mio. km2), daß den fachlich korrekten Namen >Hyläa< trägt und als "jung" (ca. 5 Mio. Jahre!) geschätzt wird.

Hier, und in den anderen großen Waldgebieten findet die Katastrophe an allen (oft abseitigen) Stellen statt: Dieser "Grüne Schatz" wird unbarmherzig vernichtet; und dies zum Schaden der ges. Menschheit!
Der riesige Lebensraum für viele indigene Völker und eine kaum einschätzbare Pflanzen- und Tier-Vielfalt fällt dem Raubbau der überwiegend "wilden" Rodungen zum Opfer.

Der wesentlich ältere Regenwald der Küstengebirge Brasiliens, die Mata Atlántica ist durch die Besiedlung, die Mega-Cities -drei Viertel der Brasilianer leben schließlich hier in dieser Region- und die Umweltbelastung bereits für immer verlorengegangen, die sehr wenigen Restbestände, ca. 7 %, vornehmlich an der südlichen Küste, sind als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt.
Rio Grande do Sul weist noch sehr geringe Bestände der prächtige-mächtigen Arankarien in einigen Flecken der Serra Gaucha als Nationalpark aus. Statt der ehemaligen Naturpracht und Unberührtheit der Naturschönheit ist durch die (All-)Macht der Zuckerrohr- und Kaffee-Industrie, der stetig steigende Bedarf an Obst, Tropenfrüchten und Gemüsen für weltweite, preiswerte Genüsse, hier nur monotones Plantagengebiet mit Rinderweiden und den so faszinierenden wie unkontrollierbar "wuchernden" Giga-Städten ala Rio, Sáo Paulo etc.!
Die Landwirtschafts-/Plantagen-Industrie ist in Besitz kapitalstarker Investoren-Gruppen und den sog. "Land-Baronen" und lassen zu "Hungerlöhnen" die schweren Arbeiten, meist von Mestizen und negroiden Arbeitern, verrichten. Kaum bekannt ist, daß das Land für die Arbeiten auf den Kaffeeplantagen einst japanische und koreanische Arbeiter - und nun Siedler/Brasilianer im großen Stil anwerben. Deren Erben sind in Sáo Paulo nun ein sichtbarer Beweis, daß das Land ein Schmelztiegel verschiedenster Rassen, aus vielen Nationen, quasi über Nacht geworden ist: Brasilien!

Und dieses Land ist ein wahrere Gigant: Einer, wenn nicht der größte Produzent von Nahrungsmitteln. Bei den Zitrusfrüchten und Zuckerrohr ists das weltweit führende Land. Am Platz 2 dann mit Mais, Soja (Futtermittel für die Welt), Rindfleisch und Geflügel. Der Kaffee hat in diesem Agrarsystem den derzeit höchsten Rang, besonders im Export. Die (2006/6) 40 Mio. Hektar an Anbaufläche wächst. U.a. auch dafür werden von den derzeit -noch- 5 Mio. km2 bewaldetere (Natur-)Flächen jährlich mind. 22.000 km2 gerodet; meist in unkontrollierter und "nicht genehmigter" Brandrodung -meist für monotone Weideflächen- geopfert.
Aber auch der seit 1970 stetig wachsende Abbau von Eisen, Phosphaten und >Gold/Diamanten< sind "die Produzenten" von Umweltschäden. Der Export nach China und Europa weist gigantische Zuwachsraten aus. Und dies ist gleichbedeutend für das AUS der hier noch lebenden, weiten Teile der Urvölker, die -i.d.R. gewaltsam- aus ihren angestammten (Natur-)Gebieten rücksichtslos-mörderisch vertrieben werden. Und dies in einer Größenordnung, die man >Genozid an der indigenen Bevölkerung< nennen muß.

Diese Dynamik geht aber -fast- parallel mit einer übergroßen Inflation um (2006/7) ca. 6%. Das Brasilien zu den Ländern mit einem hohen -in Lateinamerika auf dem Spitzenplatz- Bruttosozialprodukt gesegnet und zu den wichtigsten Industrienationen der Welt zählt, hat es dem v.g. Reichtum und Qualität seiner Produkte zu verdanken. Nach den USA ist auf dem 2.ten Platz auf dem ges. Doppel-Kontinent.
Diesen Rang hat sich das Land u.a. nur durch den Fleiß seiner i.d.R. gutausgebildeten Arbeitskräfte und geringen Löhne erworben. Und damit seine Wirtschaft auf ein hohes Export-Niveau gehoben. Importe aus den USA, Argentinien und der BRD sind eine andere, wesentliche Komponente. Beide Faktoren haben zum Ruhm, nun eine der wichtigtsten Industrie-Nationen der Welt zu sein, beigetragen. Den Preis dafür haben jedoch Menschen und Natur übermäßig (er-)getragen.
Ich kann -noch- zu wenig über diesen Teil Brasiliens mit hinreichender Bestimmtheit sagen. Aber ohne Frage, das Leid der Millionen in den allgegenwärtigen Favelas und "am Straßenrand" sehen!

Noch einen, sehr -für mich wesentlichen- Punkt möchte ich zu meinem Leid anführen: Mit der Vernichtung von Naturressourcen verarmen auch wir, die Europäer z.Bsp. Denn damit wird nicht nur wesentlich zur immer stärker werdenden Umweltbelastung und Klima-Veränderung beigetragen, sondern auch eine der kaum bekannten Chancen für die medizinische Versorgung der Menschheit mit -noch größtenteils- noch nicht ganz erforschten >Heilmitteln der Mutter Erde<, die die Phytologie bieten kann, vertan. Medizin aus Pflanzen und Tieren des riesigen Landes könnten u.U. der gesuchte Beitrag zum preiswerten und nachhaltigen "Heil der Welt" werden.
Wenn es nicht schon die sog. >Bio-Piraten< gäbe, die sich dieser Naturschätze bemächtigen und die Natur, deren Ur-Bevölkerung, ausplündern würden. Sich auf diese "Naturvorkommen" weltweit geschützte Patente zu "besorgen" ist auch eine perfide Art des Mordens. Denn schon morgen sind die medizinischen Präparate in der Hand einiger Pharma-Giganten und ein von uns allen überteuertes Präparat kommt dann aus dem Destillier-/Derivaten-Apparat auf der Apothekertheke.
Die "Besitzer" dieses Reichtums, die bras. Ur-Bevölkerung ahnte lange Zeit nichts von diesem, ihnen so hinterlistig wie perfide hinterzogenem Reichtum. Sog. Forscher und Helfer gaukelten den unerfahrenen und arglosen, den ärmsten der bras. Gesellschaft hier freundliche Zuwendung und (wirtschaftliche) Hoffnung in Form von billigsten Geschenken, nach der imperialistischen Art... "Glasperlen für Gold und Diamanten" vor. Noch bis vor einigen Jahren ging dies reibungslos. Das Los der so Ausgebeuteten brachte den Pharma-Riesen ungeahnte Gewinne und unermesslichen Reichtum für die Aktionäre in allen Ländern der Alten Welt; insbesondere aber den USA-Gigangen mit ach so stolzen, weltberühmten Namen.
Aber dazu werde ich mich noch separat einlassen - etwas beitragen, wenn ich hier mehr an Infos -auch von "vor Ort"- vorliegen habe, Erkenntnisse Dritter einsehen -und verstehen- kann. Aber erst dann...!!!

Das Brasilien einstmals der einzige -wichtigste- Produzent von "Gummi", der Roh-Naturware Kautschuk war (siehe die Historie zur Urwald-Metropole Manaus am Anazonas!), ist als Roman, Verfilmung und der leidvollen Geschichte der Urwald-Pflanzer und ihren Sklaven doch bekannt. Auch hier hatte eine Vormachtstellung cleverer, brutaler Handelshäuser, mit staatlichem Schutz, eine gigantische Naturzerstörung und menschliche Tragödie(n) ermöglicht.
Die Basis dieses speziellen bras. Reichtums heißt >Serinbueira< ("heva brasiliensis") oder besser bekannt als Kautschuk-Baum. Der natürliche Lieferant von heute noch gesuchtem Natur-Latex. Gekonnt wird die Rinde des Baumes -heute in riesigen Plantagen (auch in Asien)- eingeschnitten und der dann austretende Saft, die "Milch" gesammelt und durch ein Hitze-(Röst-)Verfahren in dicken Ballen als "Roh-Gummi" in den Handel und zur weiteren, industriellen Verarbeitung gebracht.
Noch etwas aus den bras. Urwäldern kennen und schätzen (besonders Bastler) wir: Das Holz des Pan-de-Balsa (ochroma lagopus), das Holz des Balsabaumes, der nur in dem Amazonaswäldern endemisch ist.

Dies sind nur 2 expemplarische Beispiele des Reichtums aus der "Grünen Hölle" - dem Schatz Brasiliens. Und der wird schutzlos einem Raubbau preisgegeben, kostet das Leben vieler Menschen und fördert nur den exorbitanten Reichtum weniger (Investoren und Aktionären sowie bras. Land-Barone etc.).

Etwas zum Schutz bieten hier die Natur- und Umweltschutzorganisationen: Nicht-Regierungsorganisationen weltweit. Brasilien ist erst seit wenigen Jahren bereit -aber kaum finanziell in der Lage- hier den zu lange vernachlässigten Schutz zu bieten. Mit der staatlichen Umweltbehörde kann nur im geringen Maße, die Einhaltung der "strengen" Umwelt- und Naturschutzgesetze durchgesetzt werden. Schon seit langem beklagt das "Instituto Brasileiro Meio Ambiente" seinen Mangelzustand und zweifelt selber am Verstand seiner Regierung und deren medienwirksamen, vielen (wie täuschenden Worte).
Eines der mich besonders interessierenden, vorbildichen Natur-/Umweltprojekte, das "Salve Floresta", als "Regenwald-Akademie" (1994 auf ca. 3.000 ha. Waldgebiet), ein deutsch-brasilianisches Gemeinschaftsprojekt in der Serra do Mar, widmet sich dem wohl z.Zt. bedrohtesten Ökosystem des Landes und zeugt von beginnenden Aufleuchten eines nun engagierten Öko-Verstandes. Mit dem begehrten Preis der "Goldenen Palme" ausgezeichnet, ca. 150 km bei Sáo Paulo liegend, möchte ich hier unbedingt einen neuen "Stern des bras. Ruhmes" ansehen.
Was vor nun "grade mal" 500 Jahren eher "lässig", fast widerwillig, als Kolonie des Königreiches Portugal, begann, die Kolonialisierung und spätere Ausbeutung diese von Gott begnadeten Landes ungeahnten (Natur-)Reichtums, ist in den letzten, ca. 150 Jahren, zu einem einzigartigen Raubbau an Naturschätzen geworden. Zu einer Ausbeutung durch wenige Privilegierte und Superreiche. Der Beginn dazu ist in der Historie des landes mitbegründet.
Als König Joáo III. von Portugal, das riesige Land in 15 (!) Capitanias, erbliche Lehensgüter (1516-1534) aufteile und den Granden der Neuen Welt damit zu immensem Reichtum in ungeteilter Erbfolge verhalf. Nachkommen dieser sog. "Landbarone" sind auch die -meisten- Großgrundbesitzer.

Der Kautschuk-Boom (1900-1929) und der Kaffee-Boom (1921-1930) begründeten denn auch für weitere "Barone" einen schon legendär zu nennenden Reichtum, der die Urwald-Stadt Manaus sogar damals zur "reichsten Stadt" der Welt und das Amazonas-Land zum beneidenswertesten Flecken werden ließ. Besonders für Abenteurer, "Spinner" und Investoren sowie Handelshäuser mit weltumspannenden Exportkontakten und "Beziehungsnetzen".
Einhergehend mit dem Reichtum und dessen Vergeudung, Verluste durc Spekulationen und risikoreiche, ungesicherte Investitionen, gingen Millionen an Menschen leer aus und blieben ohne Haus, Hof und gerechten Anteil am Land und seinem Reichtum. Schon sehr früh begann sich eine kommunistisch geprägte (1926) Bewegung um diese Menschen zu kümmern und ging zu Zig-tausenden an protestierenden Unzufriedenen auf den sog. "langen Marsch". Erst der militante und umstrittene Diktator "Präsident" G. D. Vargas (1930/1945 und 1951/1954) zerschlug diese soziale Arbeiter-Bewegung(en) und verbot -alle- Parteien in seiner populistischen Entwicklungsdiktatur durch die 1937 von ihm eingeführte autoritäre Verfassung, dem "Estado Novo"!
Es folgten (nach Putsch) Militärregierungen und wirtschaftlicher Aufschwung, Niedergang, und Stagnation. Diese große Nation ist bis heute politisch nicht zur Ruhe gekommen. Zu gewaltig sind die Probleme für das förderalistische Staatssystem. Zu korrupt die meisten Polititker und gelten i.d.R. als Protegés des Kapitals und den wenigen Clans der Super-Reichen.

Bislang konnte noch keine Regierung die Weichen für das Land so gekonnt umstellen, daß der Wohlstand gerecht verteilt und die grassierende Armut, die Slums, die Arbeitslosigkeit beizeiten ihr Ende finden. Auch die jetzige, sich "sozial" nennende Regierungspartei mit dem wiedergewählten Präsidenten und "Arbeiterführer" Lula da Silva ist dies bis dato -trotz vieler Programme und Versprechungen (siehe >"MST"<- nicht gelungen.
Und bei der herrschenden Struktur der ungerechten Verteilung, wird dieses Übel in Brasilien auch bleiben und die Mehrzahl der Bürger -trotz Demokratie- weiter leiden und in ihrer Armut verharren. Die Menschen oft in Agoniezuständen ihr Leben fristen und auch für die nächste Generation so chancenlos wie die der bisherigen Menschen in der großen Nation vieler Kulturen und Rassen, die angeblich ohne Diskriminierung in bunter Vielfalt, aber Gemeinsamkeit leben. So ganz kann dieses "fröhlich-bunte" Bild einer Nation aber nicht stimmen. Kaum trifft man Weiße oder dazu zählende Vevölkerungsteile bei den wirklich Armen, den "Hemd- oder Landlosen". Den indigenen Ur-Bevölkerungen gehört scheints nichts, den afro-asiatischen Bürgern die schlecht bezahlte Arbeit und den europäisch-stämmigen i.d.R. Land, Jobs und Reichtum ohne Grenzen.
Daran ändert auch die >Mercosul< genannte Wirtschaftsunion in Südamerika, der Papstbesuch im Mai 2007 oder der sich abzeichnende Wirtschaftsaufschwung nichts: "Wohlstand für Alle" war, ist und er bleibt ein (wohl ewiglicher) Traum. Fast genau wie der vom sagenhaften Land "EL DORADO" -dem mystischen "Goldland". Irgendwo in einer abgelegenen Urwald, Berg- oder Fluß-Region sollte es nach Meinung der Eroberer der Neuen Welt sein.

"Forscher" und Abenteurer vermuten es sogar "irgendwo am Rio Xingu" oder einem verborgenen Seitenarm des Amazonas oder... dieser Traum vom schieren Gold und Reichtum wird genauso wenig wahr werden, wie der vom sozial-gerechten Wohlstand für Alle in Brasilien: "Esta terra tem dono" ist zwar eine verstandene Botschaft des hochverehrten ("Tiroler" Jesuiten!) Guarani-Helden (in dem Guarani-Krieg 1754-1756) und Widerstandskämpfer, dem Dichter, Sänger und Poeten sowie Dramaturgen Epen widmeten, aber er gilt noch heute nicht: "Dies Land hat nur einen Besitzer" ist eine Utopie für die Liebe zur (neuen) Heimat Brasilien geblieben.
Denn nur Wenigen (ca. 6%) gehört (fast) alles im/vom/des Landes. Revolutionen und "Bewegungen" hin, soziale Regierungen her. Für "Alle" gibts nichts mehr; eher, nach der jetzigen Wirtschafts-(Banken-)Krise noch weniger. Dies prophezeite auch der nach Ost-Berlin ausgewiesene charismatische militärische "Revolutionsführer" Luis Carlos Prestes ("sein" Aufstand in Rio Grande do Sul für mehr staatliche Gerechtigkeit in 1922) bis in die Jahre 1960 wirkend und agierend!

CpS


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