Weinnase in Brasilien 2008

XXIV. Es ist nicht alles Gold, was in Brasilien >so< glänzt!

30.10.2008

Tach aber auch!

Garimpeiro! So nennen sie sich und als solche sind sie im Land als "Glücksritter" bekannt und oft auch "berüchtigt": Die - meist illegal im strikt "gesperrten" Urwald hausenden und entbehrungsreich schuftenden >Goldschürfer<; Goldwäscher, die ohne reguläre Genemigungen versuchen, dem Urwaldboden das begehrte Gold (oder Silber oder Edelsteine) zu entreissen. Schwerbewachte Minen und Leibwächter sollen diesen fragwürdigen Schutz bieten. Oft genug stecken sie aber selber hinter den gar nicht so seltenen brutalen Raubüberfällen auf die sehr abseits gelegenen Goldwäscher-Camps und kl. Siedlungen. Nicht der Wilde Westen ala USA, sondern der tropisch feuchte Norden, in den Urwäldern Brasiliens ist hier das Wilde Land, in dem noch oft das "Recht" des Stärkeren/Brutaleren gilt und ein (paar) Menschenleben, die Öko-Systeme der Zerstörung preisgegeben oder ein dörfliches "Indio"-Leben gar nichts gilt - außer volle Magazine von MPs und Schnellfeuer-Gewehren; oft nur "stille" Hiebe mit der tödlichen Machete!

Pistoleros und korrupte Polizei ist der hier vorherrschende tödliche Mix - und sonst zählt nix!
Außer die märchenhaften Goldfunde um jeden Preis - und kostet es auch das Leben - Fieber und vernachlässigte Gesundheit, oder durch 'nen Messerstich oder oft übermäßig alkoholisierten Schürfer. Oder durch 'ne "bezahlte" Kugel eines Pistoleros im Auftrage - von wem, dies weiß man nie - oder man spricht besser nicht drüber, will man selber überleben und mit der Arbeit in kürzester Zeit reich werden. Die in tausenden zählende Schar wirds i.d.R. aber nie - zu teuer ist "Leben", das oft schiere Überleben in den Camps und "wilden" Urwald-Siedlungen der Garimpeiros. Alkohol, Gerät und selbst die Huren lassen sich mit Gold bezahlen. Für die, die dies fragwürdige Leben nicht schafften, denen der erträumte Erfolg versagt blieb, die ärmer waren, als sie oft in Scharen kamen wieder - noch ärmer und oft sehr krank - still, heimlich und leise eine Reise zu anderen "Orten der Hoffnung" und schnellen Gewinns antreten - oder in aller Stille "abtreten". Die Sterblichkeitsrate in diesen Gegenden ist extrem hoch, so wie's Leben im "luxuriösen" Flitter & Tand hinter einer dünnen Holzbaracken-Wand teurer als ein "Palace-Hotel" in Rio oder Receife ist.
Die Geschichten, die man sich hier im scheinbar wohlhabenderen Süden Brasiliens - zum Bier oder Caipirinha - erzählt, handeln oft vom sagenhaften Reichtum, übergroßen Zufallsfunden. Selten von denen, die zu Tausenden nicht "über die Runden" kommen und oft für immer verschwanden. Eine total verschandelte Umwelt, dauerhaft zerstörte Umwelt und eine in Armut verbleibende Familie hinterlassend. Dennoch, kaum ein "Glücksritter" würde auf diese -berechtigte- Warnung(en) hören und von seinem, meist sinnlosen Unterfangen lassen. Zu sehr tat hier der Sirenengesang des Goldes (etc.) betören!
Dies also ist auch -ein nördlich "mörderischer" Teil Brasiliens und in den uns, meist unbekannten, Bundesstaaten gelegene "Indiana-Jones-Land". Land der Gold- und Glückssucher; nicht problemloses Abenteuerland im dichten Regen-Urwald -"versteckt"- gelegen. Oder habt ihr schon mal was von AMAPA, RORAIMA, ACRE (ehem. bei Bolivien) oder RONDONIA gehört oder gesehen? Mal ehrlich: Wer würde von Euch ins "Grüne Abseits" dieser Urwald-Regionen =bras. Bundesländer im Norden (Norte), als Tourist gerne reisen?? Möchte hautnahen Kontakt mit der "fressenden Schere" (guarani für Piranha; zusammengesetzter Wert <pira> und <ai>: den Salmlern - Characinidae) dem gefürchteten Raubfisch PIRANHA unversehens haben oder mit 10-12 m und dick wie ein Unterschenkel, gefährlichen Würgeschlangen der Anaconda auf ihrer Jagd haben oder... einfach nur zuviel an Angst aus den Abenteuer-Geschichten und etwas so übertriebenen Berichten und Indiana-Jones-Pictures ala... TV/Film-Serien, haben und besser dann zuhause (vor dem Steuerbescheid oder dem unerwarteten Schwiegermutter-Besuch oder Kontoauszug, der Pleite der (BA-Bank)) oder am Hotelpool die Angst vorm Hitzschlag nur haben und bloß wegbleiben!

In Europa kaum bekannt ist, die Legende einer einst sehr reichen aber "versunkenen" Stadt im weiten, riesigen Gebiet des Rio XINGU. Die deutsche Firma Bayer, Leverkusen, stattete 1996 finanziell eine sog. "Such-Expedition" unter dem Namen AUTAN (dem bekannten Insekten- und Mosquito-Schutzmittel) aus. Von ≶Cuiab a< wollte man auf die Spur des auf so geheimnisvolle Weise im letzten Jahrhundert -auf der Suche dieser "versunkenen Stadt", verschwundenen (1925) und als erfahren und besonnen geltenden britischen Forscers Percy Fawcett kommen.
Keine Spur von ihm und seiner Abenteuer-Expedition ins Unbekannte der Xingu-Region fanden die auch schon vergeblich "suchenden" Brüder Villas-Boas im Jahre 1951. Der deutsche Ethnologe Karl von den Steinen hatte das riesige Gebiet Xingu erst im 19. Jahrhundert entdeckt und nach den dort bislang -menschenscheu- lebenden Völkern der Yawalapiti, Suya, Txikao, Mehinaku, Kaibai, Auweti, Juruna, Kamainrua und Kuikuru in ihrer kulturellen Eigenart und Einheit, auf 38 Dörfern und mit +3.600 indigenen Ureinwohnern als "Xingu" (="Schinguh", ugspr.) benannt. 1952 hat Brasilien dieses, mit 87.000 km2 riesiges Gebiet als >Alto Xinguz< und durch den "Parque Indigena do Xingu" 1961 geschützt und die auf die Fläche Belgiens schon, durch Boden-Spekulanten abgetrennte, extrem geschrumpfte "Heimat" der Xingu auf 27.000 km2, nach dem Konzept der v.g., dort 1946-1973 lebenden und um den Erhalt kämpfenden v.g. Brüder, gesichert.
So ganz gelungen ist dies, trotz des im bras. Zivilgesetzbuch geregelten Anspruchs der Xingu-Völker auf ihre Eigenständigkeit und kulturelle Unversehrtheit nicht. Erst durch die Nachfolgeorganisation der 1910 (!) des sog. "Indianerschutzdienstes" SPI, kam die heutig FUNAI (=Fundacao National do Indio) seit 1976 diesem Gedanken und Bewahrungsauftrage des Staates recht nahe. Dennoch wurden wegen fragwürdiger -genehmigter- (BR 242 und 080) Straßenbau-Projekte weitere Einschränkungen und sogar die Zwangs-Umsiedlung des Volkes der Txukaramai durchgeführt.
Zur Folge daß nun die Xingu 1984 ihre Eigenständigkeit und Unabhängigkeit durchsetzten und die autonome Verwaltung erzwangen und noch heute, in Selbstverwaltung, medizinischer und schulischer Versorgung, ihre Kultur sorgsam wachend, bewahren. Und dies obwohl kath. Ordensleute (z.Bsp. Selasianer) dort weiter missionierend, das Volk der Kaiabi zur "Assembleia de Dens" so noch "bekehrten"! Für mich einer der "verkehrten Wege", Gottes Auftrag durch solch sehr fragwürdiges "Werk zu seinen Ehren", die Christenheit im Katholizismus zu mehren und die göttliche Natur so weiter zu verheeren helfen.
"Hilfe zur Selbsthilfe" wäre, nicht nur m.M.n. sinnvoller und einer sonst untergehenden Vielfalt zuträglicher gewesen. Und dies sollte auch den immer noch sehr unangenehm und respektlos anderen Kulturen gegenüber auftretenden Missionaren klar sein oder strikt verboten werden. Ganz gleich zu welchen "Herden" und Glauben sie ihre "wilden Schäflein" treiben und bekehren wollen!!
"Gottes Wege" sind bekanntlich so unergründlich - diese, meiner Brüder in Christo aber immer falsch wie es auch die leidvolle Geschichte Latein-Amerikas (historisch) als fehlerhaft bewies!

CpS


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