Weinnase in Brasilien 2008

XXV. Don Oswaldo's Abschied bis zur Osterzeit 2009!

01.11.2008

Tach aber auch!

Ein Gebelle, wie von einer Meute jagender "heiserer" Hunde, dazwischen das klägliche Greinen, fast ein Kinderweinen und dann noch's gelegentliche >ping< als der seltsamste Ton. Dies ist nun bei uns in Morro Redondo das spät-abendliche "Gute-Nacht-Konzert" der vielen -aber uns so nicht störenden- Frösche vom nahen Bächlein am Gartenrand. Kein Verkehrslärm stört hier die Pampa-Ruhe. Der zur Rodevaria über die Piste rumpelnde und brummende Bus hat sich den "Runden Hügel" hochgebracht. Ein paar Vögel singen den Abschluß des noch wieder sehr "unaufgeregten" Pampa-Tag. Es ist nun wieder frühe Nacht im Gaucho-Land und nach dem funkelnden Sternenleuchten, eine kühle (+16 °C) Nacht, die uns -von was bloß so müde- ins Bett begleitet.
Die ziehenden Wolken brachten keinen Regen, von dem in Brasilien einige, weitabgelegene Bundesländer der steten Dürrezonen träumen, gebracht. Es verspricht uns dieses bizarre Wolkenspiel für den kommenden, frühen (5:30 Uhr!) Tag auf der Farm ein -zumindest- regenfreier Tag mit angenehmer Wärme -wie heute- von 24 °C zu werden.

Der Gaul mit Namen "Junge" (auf brasilianisch) schnaubte noch bei Paulo-Cäsar hinterm Gatter am nun fast dunklen Himmel stiegen noch einige "Jäger der Lüfte" beutesuchend auf. Das Hühner-Gegackere und Gänse-Geschnattere hörte auf. Und urplötzlich wurde es ganz still und kein Licht-Smog einer Stadt erhellt um uns die so stockfinstere Nacht. Ein paar Zeilen schreib ich noch, einige Seiten in einem spannenden deutschen Buch versucht die ebenfalls sehr müde Herzallerliebste mein, fast dabei einnickend, zu lesen. Unsere vom harten, langen Bauernhof-Alltag und Neubau der Casa Grande sehr erschöpften Gastgeber schlafen schon -nebenan ist schon längst der "sanfte Bruder Schlaf" eingekehrt.
Nur bei uns, auf unserer Seite des alten Farmhauses im >Passo do Valdez;< bei MoRe brennt noch funzeliges E-Licht und der alte, gußeiserne Holzofen und Herd spendet, langsam erlöschend, noch etwas wohlige Wärme. Türen sind geschlossen und gesichert. Die Fensterklappen festgestellt und Vorhänge sperren das sanfte Licht der Sterne unterm "Wendekreis des Krebses" aus. Im Hause herrscht nun die frühe Nachtruhe; und der geben wir uns nun auch hin: >BOA NOITE!!<
Das wars also unser Tag im/am alten Farmhaus des Degen-Clans! Nichts aufregendes! Nicht viel Neues! Arté amanhá -"boa viagem"- !!

Schaun mer mal, wohin meine nächtliche Traum-Reise mich diesmal bringt. Die letzten Wochen "reiste" ich oft und sehr, sehr weit in die Vergangenheit. Bis hin an den fast vergessenen Teil meiner Kinderzeit, als ich die erste Banane aus Brasilien meines Lebens sah, bestaunte und erst zögerlich, dann aber doch -nachdem ich an ihr schnuppernd roch, samt der Schale- herzhaft hineinbiß. Bananen waren in den ersten Jahren der sog. "schlechten Zeit" noch eine rare Seltenheit im zerstörten Deutschland der Nachkriegszeit (II. Weltkrieg - 1945!). Und Bananen, so ohne ihr gelbes "Schalenkleid" sowie das ferne Land Brasilien mir noch gänzlich unbekannt. Dies änderte sich aber bei den Staudenfrüchten und deren Genuß sehr schnell, genau wie ich flux herausfand, daß die Schale, achtlos weggeworfen, eine elendige, matschige Stolperfalle wurde.

Erst durch "UPPENKAMPS ZIGARREN", dem kleinen Tabakwaren-Lädchen im EG, meiner Oma Marthas altem Haus, in Düsseldorf-Derendorf, wurde mir etwas später das Land der Indianer und des weltlängsten Flusses Amazonas durch die hölzernen Kistchen (Balsa-Holz?) mit bunden Etiketten und dem aufgedrucken Namen "BRASIL" bekannt. Auf diesen Druck-Etiketten sah ich Plantagen-Häuser in so urkomischer Form, bunten Kopf-Feder-Schmuck tragende Indianer und eine für mich -noch- unleserliche Schrift aus dem Übersee-Lande Brasilien. Von dem Lande, den Indianern und Herrn Uppenkamps "märchenhaften" Erzählungen aus dem Urwald von Amazonien, wo dich die Frauen die wilden Krieger sein sollten, beflügelten meine Jungenträume und Sehnsüchte nach der anderen, der weiten und Neuen Welt; die sooo unerreichbar fern, wie auf einem anderne Stern liegend, war. In der doch aber alles war und scheints geschah, was einen kleinen, lieben Jungen, so gebannt hielt. Gebannt so nun +60 Jahre, bis ich im März/April 2008 das Land Amazoniens und der Indinaer -nun fast schon als Greis- staunend und bewundernd in Sachen "Reiner Wein" betrat.
Zwischenzeitlich ist mir die Banane vertrauter. Ne Menge "Schwarzer Brasil" oder "Dannemann Brazil" habe ich gepafft und bras. Steaks, Mangos, Papayas, Äpfel oder, oder, oder v.a.m. aus diesem Land, in dem mein Onkel (und Pater) Dagobert am Rio Xingu sein "stilles" Grab fand, probiert, gegessen, studiert und genossen. So seit dem Jahre 2002 die ersten Qualitätsweine aus dem bras. Weinland der Serra-Gaucha, nahe der Pampa-Weite. Und nun bin ich in ein paar Tagen seit einem Monat -erst- in diesem Land, das scon sooo lange in meinen Träumen eine ganz besondere Bedeutung fand - und immer noch hat. Mich vor die Frage stellt, bleibe ich in Europa/BRD oder kann es hier für mich und meine angetraute Brigitte eine -zumindest langzeitliche- Neue Heimat und erschwinglicheres Leben als bei uns in der Alten Welt -noch- geben: Brasilien als neuer Lebensmittelpunkt? Um den riesigen Kontinent Süd-Amerika näher und besser kennenzulernen??
Die Antwort steht noch in den Sternen des "Kreuzes des Südens" auf dieser WeinWelt! Noch fehlen uns weitere -sichere- Voraussetzungen für einen "gelungenen Start" in disem Einwanderungsstaat Brasilien. Noch kennen wir unser Gastland, das Pampa-Land zu wenig, um hier eine -voreilige- Entscheidung zu treffen. Deswegen bin ich auf den/die Träum(e) der kommenden Nächt(e) sehr gespannt. Bis zur Entscheidung, in 2 Monaten, lebe ich aber sehr entspannt -hoffentlich bei nun unwetterfreiem Pampa-Leben- heiter u.s.w. als Gast im alten Farmhaus der Degens weiter in Bescheidenheit und situationsbedingter räumlicher Enge!

Diese letzten Zeilen waren es, nun muß ich mich, nach dem immer schnelleren Folgen lauten Gähnens zu urteilen, um die Nacht neben/mit meiner Frau "kümmern"...!!! Alles klar? Oder??
Alle Träume enden mal! So auch dieser der letzten Nacht, den wir mit Oswaldo unter (s)einem Dach des alten Farmhauses haben -warm und sicher- zugebracht: Heute fliegt er wieder in unsere (k)alte Heimat (FfM) zurück um ab Ostern 2009 dann an der Casa Grande endlich zu Rande zu kommen = mit dem Neubau fertigzuwerden. Wegen der bras. Inflation muss er in der BRD weitere "Beute" machen. Mal sehen, was wir so lange -auch wieder zurück- uns für Träume zum bras. Pampa-Leben machen (dürfen und können!)

Wir werden uns schon was gönnen!
CpS


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