Weinnase auf Mallorca 2005

Und die Bäume, die Milch geben, gibts auf Mallorca!


25.09.2005

Tach aber auch!

"Josef-Peter", der römische Gott und "Schutzpatron" (auf Düsseldorfer Platt = Jupiter!) des Weines, ließ seine "Hohe Priester" die alljährliche Weinlese (bereits Ende Juli) durch ein feierliches Schneiden der ersten Rebe kundtun und regeln.
Noch heute zeigen die Gutshöfe in der Toscana klar und deutlich die von den Römern geprägten Gebäudestile und bäuerlichen Methoden (des Weinanbaus und Vinifizierung). Auch auf Mallorca zeigt sich dies auf den Possessios im Insel-Inneren.
Bis über 600, 700 Sorten Wein bauten damals die Römer in ihrem weitläufigen Staatsgebiet um's Mittelmeer, bis nach Germanien, Neckar, Main und Mosel an.

Kaum etwas hat sich also in den letzten 2.000 Jahren dieser -bäuserlichen- Kultur in Klein-Asien, dem ges. Mittelmeer-Raum und im westlich-nördlichen Europa geändert - auch nicht "bei uns". Und nitt nur diese Kultur, sondern auch die der Arbeitsteilung, des Handels- & Kultur sowie Militär & Verwaltung und... Politik gleichen sich. Kaum etwas hat sich also wesentlich - von "der Technik" mal abgesehen - geändert.
Im Oktober wurden dann - wie heute- die Feste des "Neuen Weines" bachantisch gefeiert und die Handels-Kontrakte auf Lieferungen abgeschlossen und um Sesterzen gefeilscht, Betrüger entlarvt und auch Enttäuschungen im Sturzbecher serviert.
Der -stark alkoholische- Wein wurde mit Wasser -wie Schorle-, verschnitten und mit Zusätzen wie Harzen, Kräutern und Ölen, auch zu... "medizinischen Zwecken" an den gläubigen Mann -wie Frau- gebracht. Letzteres ist uns Zeitgenossen auch erspart geblieben (außer beim "Retsina" aus Griechenland, dem geharzten Weiß-Wein!).

Unser "alltägliches" Leben ist also egentlich eine "römische Lebensgeschichte" geblieben! Sogar die Rechtsprechung erinnert daran, die (Massen-)"Kultur"-Veranstaltungen und ihre Orte des "Vergnügens" (z.Bsp. LTU-Arena), Theater (*) und Bäder ebenso!
Und wer Wein sagt, sagt auch "die Römer" waren es, die ihn "machten": Populär und als hochsteuerbare Handelsware.

Wein ist also watt "römisches"; ist doch jetzt klar, oder!
ABER... "Bäume, die Milch geben?!? "Böhmische Dörfer" oder... war die olle Weinnase auf Malle denn nur voll "eingetaucht"?!?
Nein, nein, war "sie" nitt! Mitnichten!! Hellwach noch und sehr aufmerksam habe ich dem schwerverständlichen "Vortrage" auf "Mallorquin" des Großbauern, Winzer's, Schweine-Züchters und... Besitzer vieler Ölbäume und... noch mehr Mandelbäume (lat. prunis dulcis) gelauscht.

Mallorca-066 - Mandelernte

Einer der noch "unbekannten" Touristen-Tipps lautet: Mallorca im zeitigen Frühjahr bereisen und, im Insel-Innern, die weiß bis zart-rosa Mandelblüte zu erleben. Wahrhaft ein Erlebnis für die Augen:
Strahlend blauer Himmel, rost-rote Erde, sonnen-warme Terrasse auf unserer "Finca C'an Salat" bei Llubi/Inca und zum Frühstück der "Schnee" in den Mandelbäumen: Weiße Blüten-Wolken soweit das Auge gegen das Tramuntana-Gebirge -erstaunt- blickt: Auf eine prächtige Mandelblüte in pitoresken Kontrasten!

Ja, so erlebten wir auf unserer ur-alten Finca -damals- das "Blüten-Wunder" von Mallorca im späten Februar, als uns Max-Georg Stork (aus Bielefeld) nebst Gattin dort für eine Woche (in "Sinen", Hotel "Leon de Sinen"!) besuchte und einige Sehenswürdigkeiten außerhalb "der Saison" und weitab von touristischen Trampelpfaden mit uns "abklapperte"!

Ja, diese Bäume waren der "ganze Stolz" des Herrn der Possessio und... ich habe im Aug. 2005 erstmals bei der Mandelernte -bei Binissalem- mitgeholfen. Etwas unbeholfen aber... fleissig war ich schon. Nein, nein, nitt nur bei der Weinlese war ich flott zur Hand. Sondern Tomaten hab' ich per Hand geerntet und die Mandeln, mit langen Bambusstangen von den Bäumen "geschlagen" und in die um die Bäume ausgelegten Netze fallen lassen. So konnten wir -zu viert- eine ganze Reihe M andelbäume "abklopfen" (=abernten) und auflesen.

Ich hab' sie nitt gezählt, aber... mehr als ca. 250.000 "wilde" Mandelbäume sollen noch auf Mallorca stehen (bleiben). Aber es sieht -wie beim Weinanbau- auf Mallorca "düster" aus. Statt handver(ge-)lesene Qualität dieser und der Rebenselektion, werden immer mehr die Maschinen Einzug halten. Und - wie in den USA- die maschinengerechte Produktion einer hingemendelten "Zuchtnuss" á la Mandel billigere und schnellere wie ertragreichere Ernten ermöglichen. Aber... noch ist der Prunus Dulics der meistverbreiteteste Baum auf Mallorca. Und in der Winterzeit sind die Schalen ein "gesundes" Heizmaterial (mit Holzspänen zu "Briketts" gepresst).
Noch habe ich keine Sorge, daß es das leckere "TURRON", ein helles Nougat, ein mit Mandel-Krokant versetzte Spezialität (auch in der Küche der mallorqunischen Spezialitäten -Pute mit Turron-) nicht mehr gibt.
So bitter -wie ihr innerer Geschmack- ist ihr Schicksal auf Mallorca nun doch nicht. Denn die "Bittermandel" wird auch zu einer weiteren, kaum bekannten Spezialität und Kosmetik "á la Cleopatra (für's Peeling der Damenhaut mit feinstem Mandelschalen-"Mehl" versetzt) verarbeitet: MANDELMILCH.
Nahrhaft, gesund und "pflegend" wie sehr angenehmer "Durstlöscher"; mit Cava und etwas Orangensirup (Orangen von Sóller!) ein sehr interessanten Cocktail, will ich "Createur" mal >so< meinen.

Nur... etwas "grausam" ist die Fama über die mysthische Herkunft des Baumes: "Agdistis, das mythol. Zwitterwesen, zog mordlüstern durch's Land und tötete alles, was ihm begegnete! Als "typisch Abendland-Kultur-Geschichte" waren die (griechischen) Götter besorgt und baten Dionysos um Hilfe und Rat.
Und der hatte 'ne Idee: Er - der Gott des Weines - ließ aus einer Quelle (ich gäb' weiss Gott watt, wüsst ich wo die ist...!) vortrefflichen Wein sprudeln. Der Zwitter trank davon (zuviel, vermut' ich mal!) und fiel berauscht zu Boden und... kastrierte sich selber im Schlaf (mein Gott, welche Träume musste ES haben...!).
Aus dem angetrennten Gemächte aber, da entspross der Mandel-Baum.

Die Muselmanen/Araber u.s.w. haben dazu aber eine heitere Geschichte für die Herkunft des Prunus Dulcis: es ist -nitt anders zu erwarten- eine Liebesgeschichte.
Und in der fernen Geschichte Mallorca's -eigentlich die "Blütezeit" der Insel (bevor die Christen das finstere Mittelalter brachten - als "Rück-Eroberer"!), im Jahr 903 (!) brachten die Mauren (Mouros) den Baum als "Leuchtenden Baum" für sich mit auf die von ihnen durch beharrliches "Terraforming" umgestaltete Insel der Balearen-Gruppe. Und seitdem gilt es, Jahr für Jahr im Januar/Februar, die Blüte, zartduftend als "Himmel auf Erden" zu feiern.
Und, aus den gepressten Kernen -raue Schale, weicher Kern- wird die "Mandelmilch" gewonnen. Ganz ohne Zusätze, voll Bio, gesund und nitt so sehr (Öl-)fettreich!

So gibt der Mandel-Baum -aus der Familie der Rosen-Gewächse - seine Früchte rund 40 (!) Jahre lang (grüner, weicher "Schutzmantel"; hellbraune typische Mandel-Schale; weicher und weißlicher Kern) dank der Prinzessin Al-Zahara und ihrem, in sie verliebten Sultan!
Für uns als Weihnachts-Gebäckzutat bestens bekannt, oder geröstet, mit Zucker, als Krokant sehr beliebt und noch mehr bekannt!
Daneben hatte der Alte Herr der Possessio noch Johannisbrot-Bäume (ceratonia siliqua), Oliven-Bäume (olea europea) und... den großen Bruder des "brennenden" Busches, den MASTIX-Baum (pistacia lentiscus), der eine gummierte Harz-Masse "produziert". Denn sein öliges Harz kann, u.a. in der Cala Pi zu bewundern, sich in der flirrenden Mittagshitze des Midjorn "vergasen" und sich selber entzünden = brennen (auch de Bibel bei den Geschichten des AT von Moses erzählt davon: "Ich bin, der ich sein werde" =JAHWE sprach zu Mose aus dem brennenden Busch!). Mallorquiner schätzen seit altersher seine Heilkraft und nutzen frische Zweige zum "konservierenden" Transport von Fisch und Fleisch. Mator, so heißt er auf Mallorquin, hilft auch gegen gelaufenen Wolf, wunde Füße oder als allgem. Schmerzmittel und als (Gummi-)Kleber!
Dieser "Baum" ist eigentlich ein ca. 4 - 6 mtr. hoher Strauch und gehört zu der typischen Fauna und Flora Mallorca's, der GARRIGUE! Genau wie Ginster, Erdbeer-Bäume, Zistrosen (und viele Kräuter etc.). Typisch an seiner kugeligen Wuchsform von 4-6 mtr. und imnmer-grünen, lanzenförmigen Blättern ein Wegbegleichter meiner Wanderungen.
Wer will, kann diese "Bäume" sich auch "bei uns" im Garten pflanzen (www.roepke-versand.de) oder die Pflanzenbilder als Galerie unter www.pflanzen-bilder.de bewundern; wie ich's in natura so bei meinen Wanderungen auf Mallorca tue.
Nur das Phänomen des "brennenden Busches" in der Maccie, auch Elms-, Erasmus- oder Elias-Feuer ist nur -gelegentlich- zu sehen. Und bei dem Wort ELM fällt mir noch ein Tipp ein: Zu Fuß von Sant Elm, im Süd-Westen (Andraitx) von Mallocra führt ein ausgeschilderter Weg in ca. 1 - 1 1/2 Std. in das Tal "La Trapa" (nach den einst dort auf der Finca siedelnden Trappisten-Mönchen benannt) das der GOB (Pendant zum Deutschen B.U.N.D./NABU; erst 1973 gegründeet - z.Zt. 6.500 Mitgl. auf allen Balearen-Inseln!) mit 75 ha. gehört: Ein wahres Hideaway mit Fischadlern, jagenden Leonoren-Falken, daß es den "Besuchern" nicht leicht macht (Verpflegung/Wasser mitnehmen),

Eure heimweh-kranke olle Weinnase
- malade !

(*) haben "die Römer" von "den Griechen" abgeguckt.


Copyright © 2005 by Christian Segers - All rights reserved.
Last modified: