Zu Besuch in einer "Anderen Welt"!

19.05.2008

Der letzte Schlaganfall im April des Jahres, die damit zusammenhängende Verunfallung und schmerzhafte, weitere Behinderungen brachtens mir nahe: Du brauchst in wohl naher Zukunft erheblich mehr Hilfe und Pflege, als es deiner Frau Brigitte zuzumuten ist!

Was, also, bleibt mir dann, als mir einen "Pflegeplatz", ein behindertengerechtes Wohnraum, ein Altersheim sogar auszusuchen. Einen neuen Weg, die restliche mir noch verbleibende Zeit in Würde und anthroprozentrisch versorgt/betreut zu er-/verleben.

Und so war die Idee "geboren", mir solch einen Platz, eine andere Art des Wohnens und (Zusamen)lebens mal anzuschauen. Mich zu rauen, in Alters- und Pflegeheimen vorbei und reinzuschauen: Quasi "Probeliegen" im Seniorenheim/-stift!
Das nun -schnell- etwas geschehen mußte, ich selbstbestimmt -noch- nur mein soziales Umfeld gerne selber auswählend mich umtun müsste. Dies deuchte mir, nach dem Schock im April und Krankenhausaufenthalt bis 23.04.08, wäre dringlich und notwendig. Denn hier in meinem "Asyl" der Unit 7 kann ich wohl nicht länger, als Schwerstbehinderter, liegen und mich "pflegen" lassen. Denn die drohende Demenz bedarf besserer Betreuung und Behandlungsmöglichkeiten sowie Wohnumfeld, das dies ermöglichen kann: Also einen "Wohnungs"-Wechsel!

Unter dem Eindruck der neuen -weiteren- Behinderungen und akuten, schmerzhaften Anfällen (u.a. "Lungenkrämpfe" mit lebensbedrohlichen Zu- und Umständen des qualvollen Erstickens), Gehbehinderungen mit extremen Stürzen (wie der letzte im April 08, der mir die rechte Hand und linkes Knie zerdepperte!), musste ich nun vorausschauend und sinnvoll planen. Alternativen finden, meine -unsere- Existenz weitestgehend sichern. Mit einem GdB von 80 bin ich schon "ausgestattet". Nun dürften es aktuell >100< Grad der Behinderung i.S. der deutschen Gesetze und ich ein sog. Pflegefall der Stufe II (gem. SGB) sein. Toll, wie schnell dies, quasi als April-Scherz in 2008, geschehen ist.
Ohne Hilfe "Außenstehender", Freunde und Bekannte, nur mit meiner Brigitte (Ehefrau) bin ich unverzüglich, nachdem ichs Marienkrankenhaus um 12:00 Uhr verlassen hatte, gut verbunden und mit Gipsschienen im "Turi-Bomber" der AIR-BERLIN in Richtung Süden gedüst. Um 16:00 Uhr vom Airport DUS auf die Balearen-Insel Mallorca, um mich bei Freunden im ruhigen und abgelegenem ES PIL.LARI pflegen und mit ärztlicher Hilfe/Betreuung (durch die IB-Salut -"drei Schritte" von der Haustüre im mallorquinischen Pueblo (=Dörfchen!)-) begann meine (unsere) Reise: Der Besuch in einer Anderen Welt!!

Ein paar dringliche Anrufe, Telefonate mit Freunden auf der Insel, und... dieser "Besuch", der meiner -unserer- Neuorientierung nebst Information "vor Ort" wurden uns in den nächsten 3 Wochen -neben meiner Re-Konvaleszenz- möglich.

Zwei Denkmodelle wollte ich auf Mallorca im Mai 08 "ausprobieren":

  1. NEUE WOHNFORMEN FÜR ÄLTERE MENSCHEN
    1. Betreutes Wohnen zu Hause:
      Ziel ist es, dass die Bewohner in ihren bisherigen Wohnugen verbleiben können, in Verbindung mit dem Abschluss eines Betreuuungsvertrages mit einem Dienstleister, zum Beispiel einem ambulanten Dienst oder einer Sozialstation. Grundleistungenen sind ein regelmäßiger Hausbesuch, Beratung, Organisation von Hilfsdiensten sowie Informationen über Angebote im Umfeld und Bereitstellung eines Notrufes.
    2. Selbstorganisierte Wohn- oder Hausgemeinschaften:
      Eine oder mehrere Generationen wohnen gemeinsam in einer eigenen Wohnung oder einem eigenen Haus. Jeder der Bewohner hat seinen eigenen Wohnbereich, ein Zimmer oder eine abgeschlossene Wohnung. Einige Räume werden gemeinschaftlich genutzt und bei Hilfe und Pflegebedarf werden ambulante Dienste in Anspruch genommen.
    3. Integriertes Wohnen:
      Verschiedene Bewohnergruppen leben in größeren Wohnkomplexen zusammen, die von speziellen Trägern initiiert wurden. Die Bewohner haben nur Mitbestimmungsrechte, sind aber nicht an der Planung beteiligt. Ziel ist es, nachbarschaftliche Hilfen zwischen verschiedenen Generationen und Bewohnergruppen mit unterschiedlichen Bedarfslagen zu verbessern.
    4. Quartierbezogene Wohnkonzepte:
      Diese Wohnform geht an die Adresse der Gemeinden. Sie sollen Angebote für Wohnbetreuuung, soziale Kontakte und gegenseitige Hilfe eines ganzen Stadtteils, eines Wohngebietes oder eines Wohnquartiers organisieren. Insbesondere ist ein kleinräumiger Ansatz erfoderlich, mit möglichst vielen Angeboten in der unmittelbaren Wohnungsumgebung. Hier ist generationenübergreifendes Zusammenleben und nachbarschaftliche Hilfe gefordert.
    5. Betreutes Wohnen/Servicewohnen:
      Dies ist eine Weiterentwicklung des Altenwohnheims und des Altenheims. Meist sind dabei Beratungs- und Betreuungsleistungen, wie beispielsweise ein Notrufsystem, enthalten. Zusätzlich gibt es Wahlleistungen, wie Mahlzeiten, Reinigungs- und Pflegedienste. Die Bewohner schließen einen Miet- und Betreuungsvertrag ab.
    6. Betreute Wohngemeinschaften:
      Es gibt eine Vielzahl an Konzepten. Die Struktur der Bewohnerinnen und Bewohner ist sehr unterschiedlich und es lässt sich keine generelle Tendenz darstellen. Die Gruppen bestehen meistens aus vier bis zehn Pflege- oder Hilfebedürftigen, die in einer Wohnung oder einem Haus zusammenleben, das in ein bestehendes Wohnquartier integriert ist.
    7. Andere Wohnformen:
      Es gibt Seniorenwohnheime ohne Betreuung. Es handelt sich um barrierefreie Wohnungen mit Hausmeister für die Wartung der Gemeinschaftsflächen und kleinere Reparaturen. Um die Betreuungsleistungen müssen sich die Bewohner selbst kümmern.

    "Probeliegen im Altersheim" ist also angesagt gewesen und - tatsächlich möglich. Zumindest im (2.) Seniorenwohnstift der Evang. Kirche (Diakonie Holstein/BRD) im Süd-Westen, bei Santa Ponca, ists durch den neuen "Statthalter" dort, Herrn DAUDE (in Uruguay aufgewachsen!) als Programm zur notwendigen Auslastungssteigerung zwecks kostengünstiger Betreuung unter modernen pflegerischen Betreuungsgesichtspunkten, den Neugierigen doch ermöglicht. Eine Woche mit Frühstück für 350 Euro in einem Original-Senioren-Stift, in einer der Wohneinheiten für die "Dauergäste" im reifen Alter und mit (kleinen) Behinderungen!

    Residencia Es Castellot, Santa Ponca, Mallorca.

    Prospekt Vorderseite Prospekt Vorderseite

    Großzügig kann man diese Appartements, deren Selbstmöblierung den Dauergästen ausdrücklich zugesprochen sind. Das Objekt liegt landschaftlich reizvoll am Mittelmeer, der Costa Calma. Hoch über dem Urlaubsort Santa Ponca sehr ruhig gelegen. Einem phantastischen Meeresblick und sehr gepflegten Park lassen es hier doch sehr angenehm erscheinen. Die Pflegestation ist -wie der deutschsprachige Arzt- fußläufig und täglich erreichbar und tägliche Betreuung/Pflege möglich.
    Meine Nachbarn hier wirken gepflegt und... alle wesentlich älter als ich. Überwiegend >Damen< sinds, die sich hier "einquartiert" haben. Die ihren Lebensabend in mediterraner Athmosphäre - mit einem 5* Luxus-Hotel an der >Costa de la Calma< (=Küste der Ruhe/Stille) bei Sanca Ponca und Pagera (Peguera) im Schatten eines mittelalterlichen Wehrturms, dem Wahrzeichen der Seniorenresidenz, verbringen und scheints genießen.

    Vertraut man den Prospekt-Bildern, dem verschmitzt wirkenden Herrn Daude, dem Chef (El Jeffe), dann fühlen sich die Bewohner sehr wohl und "wie zuhause" (auf gemütlichen 27 - 60 m2). Am 08.05.08 schien die Sonne Mallorcas über dem üppigen Grün eines gepflegten Parks und seinen Appartement-Häusern, die hier reizvoll architektonisch eingebettet sowie alters- und behindertengerecht ausgestattet sind.

    Über einem der zwei Außenpools glitzert die Sonne, eine Ruhe und Stille hält einen und den Ausblick über die pitoresken Buchten unds blaue Meer umfangen. Auf einen Terrassen-Tisch steht eine Flasche Cava (span. Sekt) und zwei Gläser mit einem Strauß Blumen. Hier gilt scheints der Satz "In deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat darin zu wohnen" (Teresa von Avila).
    Und die habe ich - das Angebot des "Probewohnens" ist überzeugender als üppige Salbader-Versprechen, bunte Bilder caritativer Unternehmen und macht mich neugierig. Meine Frau aber eher sehr "bedenklich"!

    Klar, einen solchen -gemeinsamen- Lebensabend hatte sie nicht als Traum gehabt. Ich aber "das Pech" einer gestörten Gesundheit und Abhängigkeit von Pflege und Hilfe aus der Schwerstbehinderung (60+ GdB) heraus. Noch vor Wochen träumte ich vom -tatsächlich- in Rio noch lebenden "Girl from Ipanema" des brasilianischen Musiker Sergio Mendes (67), der mit dem Komponisten Antonio Carlos Jobim Mitte 1960 (!) diesen Welthit und "Evergreen" als >Jazz-Bossa-Pop-Song< landete. Als Teenager spielte er bereits neben den bras. Titanen des Jazz und Bossa-Nova im legendären Nightclub "Bottles Bar" an Pio's Copacabana, wie Joao Gilberto oder A. C. Jobim.
    Mit dem Buch "Mit 17 hat man noch Träume" aus dem dtv-Verlag (6,90 Euro) und seinem neuen Album (39te!) "Encanto" im Ohr saß ich nun als zappeliger Greis und träumte im Park des "Es Castellot" neben meinem "Girl from Flingern" nur einen anderen Traum: sollte es der von dieser kleinen, aber feinen Residenz auf Mallorca werden?

    Geboren in der Zeit VOR der 1. Demokratie - einem perfiden Versuch aus GB/USA-Denke und Musterdiktionen, in Deutschland. Die MRK war in diesem, meinem Geburtsrecht, als >Menschen-Rechts-Charta< noch nicht be- und anerkannt in dem Land, in dem haos und Hunger und Tod und Massenmord und Kriegsfolgen noch "diktatorisch" regierte und kein Politiker, "Vermögensverwalter", Unternehmer, Kommune, das "System" die demokratische Handlungs- und Sichtweisen überhaupt noch nicht kannte und "anerkannte". So.. "neu" waren die Anforderungen aus staatsgewollter <SOLIDARITÄT> für dieses Land, in dem ich eine typisch deutsche Nachkriegs- und "Trümmer"-Jugend erlebte, mit der 68er "Revolution" und "Grünen Politik" groß wurde und bestdotierter Berater in steuerlichen und wirtschaftsprüfenden sowie beratendem Beruf mit "Siegelgewalt" und staatl. Prüfungsrecht übe 20 Jahre lang war. Dadurch "verdientermaßen" ein sehr vermögender "Jung"-Unternehmer wurde und sogar an Hochschule(n) unterrichtete, dozierte.

    WG's hatte ich als "Halbstarker" und Student kennengelernt, aber nicht unbedingt "lieben gelernt". Und nun, im Greisenalter habe ich mich -zeitweise auf Mallorca- in dieser besonderen Lebensart und Gestaltung ausprobiert. Aber mit einer neuen, fascinierenden Komponente: JUNG   m i t   ALT(en)!
    Ein zugegebener gewagter Versuch, noch ohne fixierbaren Ausgang oder abschließender Meinung über die 3 Wochen in einem PISO in dem Pueblo ES PIL.LARI auf Mallorca im April/Mai 2008 als Schwerstkranker und extrem Behinderter. Nach 6 1/2 Stunden aus dem Marienhospital in Düdo war ich, arg lädiert, auf dem Airport >S. JOAN< auf Malle in Palma de Mallorca angekommen und habe im "SA FARINERA", der alten Wind- und Mehlmühle auf dem Karrenweg nach Llucmajor mit einem der besten und preiswertesten Öko-Weine, dem roten <BUTIBALAUSI> meines alten Weinfreundes, dem "ersten" Bio-Wein der Balearen-Insel, zu Sobrassada 1a Qualität genossen. Dazu die traute Umgebung der pitoresken Mühle, dem Grillfeuer, der span. Musik, der netten Gesellschaft mit unseren jungen Gastgebern und Milliarden Sternen als "strahlender" Himmel!
    Und 3 Std. später lagen wir -müde- in unseren 2 kl. Zimmern eines recht modernen 2-geschossigen Wohnhauses in der CAMI MONTANY; zur Gartenseite raus und dieser mallorquin. Traum begann!
    Ein Versuch, ein möglicher Weg, ein sehr teures Vergnügen für die 3 Wochen: 300 Euro gingen auf krankheitsbedingte Mehrzahlung der nicht eingehaltenen Mietzeit; 250 Euro für 3 Wochen Mitnutzung; 100 Euro für 'ne neue (von Biwi zerdepperter) modernen "Teuer-Cafe-Maschine", Medikamente 15 Euro (!), 200 Euro noch abzurechnenden/rückzahlbaren Vorschuß an die junge Mitbewohnerin (22 Jahre und gelerne Gastro-Frau!). Hier müssten, bei

    to be continued


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