Weinnasen Pilgerreise 2004

Lass dich auf's Leben ein! -Genieß jeden Wein, es könnt der Letzte sein-


12.10.2004

... diesmal kein Zwischenbericht, sondern Gedanken an...

Schon von weitem hatte ich ihren betörenden Duft in der Nase. Reife Früchte leuchteten im dichten Laub des großen Hausgartens: QUITTEN!
Satt gelbe, pralle Früchte, die ihren reifen, verlockenden Duft über die Straße hin verbreiteten.
Quittenduft, so wie ich ihn in einigen *R*iesling-Weinen wiederfinde.

Als ich so sinnend, schnuppernd und von *R*ieslingen mit dem Aroma "träumte", vor dem Gartenzaun stand, sprach SIE mich an. Eine junge Frau von ca. Anfang 50. Nicht geschminkt, schlecht frisiert. Ihre lässige Kleidung war nicht von Labeln gekennzeichnet, wirkte aber "teuer".
Was ich denn da am Gartenzaun wolle, war ihre leise Frage, in dem SIE wieder einen Schritt von mir -irgenwie schüchtern- zurücktrat!

Hinter der gut -dicht bepflanzten Hecke am Gartenzaun konnte man, etwas zurückgesetzt, ein recht stattliches Haus mit wunderbarer Schiefereindeckung, mehr ahnen als sehen. Rings ums Haus war ein großer Garten in voller Herbstblüte, sprühend von Farben, bunt im Herbstlaub und mit Äpfel-, Birnen-, Kirschen-, Pflaumenbäumen und eben jenem Quittenbaum -nah am Zaun- besetzt!
Etwas "wilder" als die sehr gepflegten Nachbargärten der kl. Stadt am Rhein, wirkte dieser, mich anziehende Garten. Erinnert mich so etwas an meinen "Zaubergarten" im Park!
Etwas "Wehmut" war in meinen Gedanken. Denn meinen kl. Garten, meine Kemenate und meine "Mitbewohner", wie "Tschiep-Tschiep" die Drossel; die lustigen, flinken Meisen; "Igor", den gefräßigen Igel; die Schwärme der lauten Alexander-Sittiche; diese neugierige "Pack" der Elstern, spielende Kobolde; und meine scheuen Hochzeiter, das Zaunkönig-Paar würde ich nun monatelang nicht wiedersehen. Wie mag's wohl um meinen Öko-Garten stehen, wie seinen Tieren, Vögeln und seltenen Amphibien gehen?

War's der Quitten-Duft, war's meine Gedanken -wie "Heimweh"- an meinen "eignen Garten, war's der "Bunte Herbst-Zauber" des Hausgartens vor meinen Augen. Ich weiß nicht, warum ich gerade hier stehen blieb, meinen schweren RuckZuckSack auf der seitlichen Gartenmauer abstellte und durch die Hecke "spinnste". Ich weiß es nicht!
Und deshalb konnte ich der Frage der Frau, was ich denn hier zu suchen hätte, nur mit "eine kl. Pause auf Pilgertour machen" lächelnd beantworten.

Darauf ging SIE ein paar Schritte eilig in Richtig des rosen-bekränzten, etwas verwucherten Gartentores. Ging ohne ein Wort, ohne Antwort einfach fort.
Meinen "Pausen"-Apfel, 'nen Schluck aus der Mineralwasser-Flasche, 5 Minuten an der Mauer angelehnt, bevor's dann weitergeht, wollte ich am duftenden Quitten-Baum verweilen. War schon später Oktobernachmittag und ich noch ein paar -laaange km von meinem "Nachtasyl" entfernt.

Feucht-warm war's mir in meiner "Funktions-Kleidung". Die Sonne schien noch, angenehm war mir der Gedanke an's Abendessen mit 'nem Groooßen Schluck Wein... aber die Frau ging nicht durch's Tor in den Garten. Schien -etwas zögerlich sich verhaltend- wie auf etwas zu warten.
Hoffentlich hab' ich SIE nicht erschrocken, beunruhigt. Denn es schien mir die "Hausfrau" des Grundstück's zu sein. Dies ging mir grad noch durch'n Kopf, da drehte SIE ihren Kopf zu mir und rief... "Junger Mann, verstehen Sie was vom Garten"?
"Prima", dachte ich noch, wollte doch grad' wieder "starten", da fragt SIE mich, aufhaltend, nach meinem "Gartenverständnis". Schien mir wie ein Verhängnis, hier mich auf ein "Gärtnerquatschen" einzulassen. Konnt' SIE aber doch nicht -und unhöflich bin ich nicht- mit 'nem "klugen Spruch" stehen lassen und weitergehn. Also blieb ich erstmal bei meinem abgesetzten RuckZuckSack, die Frage mit "was wollen Sie den wissen", beantwortend stehen um gespannt zu sehen, wie SIE darauf sich einlassen würde!
SIE ließ die Klinke des eisernen, leicht mit Rost besetzten Gartentors los, steckte das Schlüsselbund in ihre 3/4-Hose und kam... mich neugierig musternd, zögerlich-vorsichtig näher. Mit einem leichten Kopfnicken zum Quitten-Baum hin, fragte SIE mich, "kann man diese >Birnen< essen"?
"BIRNEN"? War darauf meine erstaunte Frage-/Antwort! "Meine Dame, dies sind Quitten. Von einer alten, rheinischen Sorte. Die kann man nicht >roh< verzehren, sondern gekocht oder, mit anderem Obst kombiniert, als Marmelade genießen"! Mit kritischem Blick kam SIE dann wieder ein paar Schritte näher. "Einen tollen Garten haben SIE. Ich nehme doch an, es ihr Ihr Haus und Garten?"
Solche Sätze taten dann in ein Gartenzaun-Gespräch "starten". SIE fragte mich nach "dies und das" am "Gartenspass" und der besten Pflege. War erfreut, in mir einen strikten -seit über 25 Jahren- Öko-Gärtner zu sprechen. "Öko ist doch eine gute Chance für uns Menschen, für den Erhalt der Natur; so sagt' immer mein Mann dazu"! Aha, verheiratet ist SIE und nun etwas lockerer mit mir im Gespräch.
Und   n e u g i e r i g   ist SIE auch. Warum, woher und wozu ich denn so... "unterwegs" wär. Ob ich kein Zuhause hätte, ob ich keine Familie hätte, und wo ich mich denn zur Nacht -so allein unterwegs- bette?
Als ich IHR meine Idee der Pilgertour erklärte, meinen Weg im ungefähren beschrieb, lachte SIE laut -aber lieb- auf und wirkte etwas belustigt. "Ein Pilger sind sie?!" Dann schwieg sie, still vergnügt auf mich blicken. Grau-blaue Augen musterten mich sehr wach- und aufmerksam!

Und dann war ich mit'm Fragen dran... ob SIE den Garten hege und pflege, ob ihr Mann dafür Zeit hätte, wo denn der "Ertrag" aus dem Gaqrten bliebe und... "wollen sie einen Tee mit mir trinken" hörte ich SIE -mich in meinem Rede-Fragen-Schwall unterbrechend- mich in's Haus einladend, fragen!
Eigentlich hatte ich keine Zeit, der Abend war nitt mehr weit. Weit entfernt aber mein Nachtasyl. "Für einen Tee, da hab' ich immer Zeit" antwortete ich, meinte ich, gekonnt galant!

Und dann nahm mich eine Geschichte -ganz gebannt- an die Hand, um mich durch ein Leben hinter'm Gartenzaun zu führen. SIE schien mir zu trauen, und lud mich zu sich in's Haus ein. "Den Tee trinken wir auf der überdachten Terrasse" meinte SIE und zeigte mir den Weg, an einer gut ausgestatteten, großen Küche vorbei auf eine edel-gestaltete Terrasse mir Oleander-Bäum'chen, Lavendel-Kübeln, Rosmarin-Gesträuch in teuren Pruneta-Töpfen gepflanzt. Maroccanisches "Interieur" zierte die Terrasse und... weiche Polster-Garten-Stühle mit hohen, bequemen Lehnen.
Diese "Tee-Stunde" begann doch sehr fein und gepflegt, so wie ich's mir nitt im Traum, vor ca. 10 Minuten, unterm Quitten-Baum, am Gartenzaun, hätt' träumen können!

Eine Aussicht über's großzügige Gartengelände, an dessen Ende sogar noch ein etwas verwittertes kl. Gartenhäus'chen "träumte", so unter Efeu und wildem Wein "versteckt". Laub lag auf einem dichten, grünen Rasen. Verblühte Blumen, Rosen und "Gegrüns" waren zu sehen und die Pflege und Hege als etwas fehlend hier erkennen!
Das Tee-Geschirr, in schlichtem Weiss, ließ mich einen Stil erkennen. Und dies wurde auch im Blatt-Tee-Aufguß von mir genußvoll als "Fortsetzung" des ersten -guten- Eindruck's bestätigt.
"First-flush-Darjeeling" meinte SIE noch und sah mir belustigt zu, wie ich an der Tasse mit herrlich duftendem Tee, genießerisch roch.

Ich blieb "behutsam-schweigsam", so wie's selten "meiner Art" entspricht. Erwähnte auch die Weinnase nicht und schaute in's verblassende Sonnenlicht. Hörte zu, was SIE sagte, mir als ihr Leben erzählte!
Von ihrem -kürzlich- verstorbenem Mann, von ihren gemeinsamen Reisen, auf seiner beruflichen Karriere die weltweiten, langen Dienstreisen, ihr kinderloses "gutes Leben", von Tragödien in ihrem umsorgten -abgeschotteten- Leben. Von ihrer jetzigen "Einsamkeit" nach dem plötzlichen Tode ihres älteren Mannes. Von ihrer "Unfähigkeit", mit dem Schmerz des "Alleinseins" klarzukommen. Von den ausbleibenden Freunden -die ihres verstorbenen Mannes- von dem "warten", allein im Garten; von dem sitzen und starren, zaudern und harren. Von ihrer Angst >nach draussen< zu gehen. Sich im Leben -alleine- umzusehen!

All' diese Geschichten pressten sich in eine "Tee-Stunde" im "Großen Haus" mit "Großem Garten" am Rhein hinein. Im blieb meist "stumm" und hörte zu, was Ihr zu gefallen schien.
Sie schien mir doch -dem seltsamen Fremden- zu vertrauen und meine unverhoffte Anwesenheit zu... "genießen"!
Ich wollt' SIE nitt verdrießen, nitt mit meinem geplanten Aufbruch die "gute Laune" verderben. Ihre Gastlichkeit heut' nitt mit meinen "Ansprüchen" bedanken. Mein, von mir geplanter, "früher Aufbruch" schien zu wanken.
Ich stand schon, wollte mich bedankend verabschieden, da tat SIE sich aufrichten, mich voll anblicken und... "können sie mir nicht den Garten pflegen" fragen. "Sie können auch im Gartenhaus ruhig schlafen" sagte SIE, als ich SIE erstaunten Blickes ob der Frage, ansah. "Mein Mann hat dort gerne -alleine- gesessen und gearbeitet". Mir wurd' jetzt klar, datt war nitt höflich -rethorisch gemeint. Es war ihr "Ernst", ihr Wunsch und... "es ist auch eine bequeme Liege da", sagte SIE noch und nestelte an ihrem Pulloversaum! Schien sich Ihre Worte/Frage selber kaum zuzutrauen, tat mich -verlegen wirkend- anschauen!
"Ich bezahl' sie auch; sie scheinen es doch gut gebrauchen zu können"!

Auch datt noch! Watt denkt diese Dame denn von mir? Denkt SIE, es ständ 'n Bettler hier vor ihr?
"Nein, ich weiß das sie kein... >Bettler< sind, kein >Penner<".
Als ob SIE meine Gedanken grad gelesen hätt', sagte SIE's mir sehr "warm" und nett. "Ich seh' nur in meinen Garten und wie sehr er der >Hege und Pflege< bedarf. Das war aber die Domäne meines Mannes."
Das SIE nichts vom Gärtnern wüsste, Hilfe bräuchte und... in mir den "wahren Gärtner" sähe. Einen "Rasennmäher", einen Studenten, hatte SIE im voraus bezahlt, zu pflegen den Garten für ein Jahr. Nur... der "nette Junge" kam zwei, drei mal... und wurd' von ihr nitt mehr gesehen! So war's um den einst so gepflegten Garten geschehen. Seit dem Sommer war dort nix mehr geschehen!

Eigentlich müßte ich ja gehen, so fing ich meine -als Ablehnung gedachte- Antwort an, aber dann... fiel SIE mir in's Wort und sagte... "schauen Sie sich doch erstmal das Gartenhaus an".
Und ich willigte -kaum mir erklärlich >warum< - ein. Schweigend gingen wir von der Terrasse übern Rasen, zwischen Rosen und blühenden Herbst-Anemonen, unter Obstbäumen zum Gartenende, zum Gartenhäus'chen hin.
Neben wildem Wein entdeckte ich noch spät-blühende Clematis im Spalier des gemauerten Steinhäus'chens. Etwas vergraut war der ehedem mal wohl strahlend-weiße Anstrich. Die Türe schrammte und ich blickte -sehr verdutzt- als die Lampe brannte, in einen großzügigen Raum in dem stand nur ein Traum von einem Bett und ein großer Schreibtisch mit Stuhl. Die Wände waren deckenhoch voller Bücher in hölzernen Regalen!
Ein bunter, indianisch anmutender Vorhang trennte den Raum, mit seinen zwei großen Fenstern zum Garten hin, im hinteren Bereich ab. "Und hier ist die Toilette mit Dusche", erklärte SIE mir, mich verwundert umschauend!

Lieber Mann, watt hab' ich denn da aufgetan. Mir die Kosten für's Nachtasyl gepart und noch ein "Paradies" gefunden: Schierer Luxus! Ein ganzes Haus -und für mich allein- am Gartenrain!!
Na, datt war's doch -datt Glück ist mit den gottesfürchtigen Pilgern! Oder?

Mit "ich bring ihnen gleich noch was zu essen" drehte SIE sich schwungvoll um und ging über'n Garten, beschwingten Schrittes, dem Hause zu. Und ich blickte mich an den Bücherregalen um. Fragte mich, was für'n Mann hier wohl "tatsächlich" gelebt, gearbeitet und was für Themen gelesen hat. Ich hätte "monatelang" hier bleiben und mich in einer wohl sortierten Bibliothek durchlesen können. Kaum ein Buch, ein bekannter Verfasser, ein packender Titel, das mich nitt interessiert hätte.
Ansonsten - bis auf einen "Künstlerteppich" und dem Bett, war der ca. 25 m2 große Raum ein Traum -so leer und ruhig- mit seinen gartenseitigen, großen Fenstern und -grad entdeckt- Radiator-Heizung. Sauberes Bad (Dusche) mit WC und ein Toiletten-Fenster zeigten mir, es ist gut hier!

Kaum hatte ich mir meine schweren, schweren Super-Wander-Schuhe ausgezogen, die Latschen an, die Windjacke mit RuchZuckSack verstaut und mich bei den Büchern -staunend- weiter umgeschaut, da klopfte es an der hölzernen Tür... und SIE stand mit einem Tablett voller -kalter- Leckereien und -ich glaub es kaum- ein Traum wurd' war: einer Flasche Wein mit -einem- Glas von Riedel.
"Mein Mann mochte zum Abendbrot immer gerne Wein" sagte SIE und deckte mir vom Tablett den Schreibtisch sehr nett.
Und was stand nun alles auf'm Tisch. Vom Fisch (geräucherte Forelle) bis leckerem, geräuchertem Schinken, ein Tartar, mit Kapern und Zwiebeln, war die Krönung. Der Wein aber die totale "Dröhnung".

Mit ..."wann möchten Sie frühstücken" wandte Sie sich um und blickte mich prüfend an. "Ich hoffe, sie mögen Wein. Denn davon versteh' ich nichts. War ein Hobby meines Mannes" erklärte SIE sich ob meines verdutzten Gesicht's und ließ mich - mir eine gute Nacht wünschend, auf die Handtücher im Badeschrank hinweisend und mir Bücher lesen zugestehend - dann allein.

Was soll denn nun sein! Die Türe ist - und bleibt über Nacht- zu. Den Wein, die ganze Flasche trink' ich nitt aus. Was macht und denkt DIE nun so allein im Haus. So stand ich erstmal wie dumm herum. Dann setzte ich mich an den Schreibtisch und staunte nitt schlecht, watt für'n Wein der "ehemalige Hausherr" da hat hinterlassen.
Du hast doch nitt mehr alle Tassen im Schrank. Watt machst du hier im Gartenhaus, sagte ich -still- zu mir: über mich selber wundernd!
Auf was hast du dich denn da nun wieder eingelassen? Musst du dich für deinen "Leichtsinn und Neugier" so "hassen"? Mensch, du kannst es doch nicht lassen, solche "Abenteuer" zuzulassen!

Das "Bett" oder das "Buch", das ist hier die Frage eines eigentlich müden Pilgers-Mann. Der Wein wirkte im Blut und machte mich etwas mucker und wieder munter. Ging wie "Öl" die hustenraue Kehle -gar köstlich- runter!
Im Garten war's nun finster. Durch's spaltbreit geöffnete Fenster kamen "satte" Gartendüfte und das Tuten & Tuckern der Rheinschiffe rein. Aus einem großen Fenster des weitabgelegenden Hauses kam gelb-warmer Lichterschein bis auf die Rabatte mit den gelben Rosen. Ein goldener Schimmer, wie er auch in meinem Glas sich zeigte. Ein excellenter "Muntermacher" stand so in bester Qualität vor mir. Meine Gedanken gingen zu IHR und... dann ganz profan, an den Genuß einer heißen Dusche; ganz für mich allein!
Mein zwiebelschalenartig angelegter Wanderdress war schnell abgelegt. Meine anfängliche Scheu schnell abgelegt, das leichte "Unbehagen" hatte sich gelegt. Und sich meine Neugierde gemeldet: Ein Buch wollt ich nitt lesen. Hätte ich ja nitt auslesen können!

Morgen sollte ich ja zumindest, früh und fitt, mich an die zugesagte Gartenhilfe begeben und nitt nur wie'n Schmarotzer leben. Drum tat ich noch ein Glas Wein mir geben und mich auf's Bett hin begeben; nur etwas hinlegen.
Müde Beine, brennenden Füße "pflegen". Nur ein biss'chen hinlegen und dann watt essen! Man(n), da hätt' ich besser doch gesessen und gegessen, was mir so leckeres wurd' -gastfrei- angeboten. Nun... das kurze Ausspannen auf dem weichen Bett (Liege) hat mich in den Schlaf gezogen. Traumlos und entspannt, ging ich wohl durch Morpheus-Land!

Nun war's 5:30 Uhr in der Früh. Noch dunkel und nebelfeucht ist's im Garten. Das Abendessen stand noch auf mich zu warten. Genau wie die Arbeit im Garten!



( 1. Fortsetzung )

Ein wunderschöner -früher- Morgen. Ausgeschlafen und wohl-behütet wurd' ich grade wach: Die "Musik spielt"... >sweet, soft and lazy< schnurrt "Victor Lazlo" im Radio grade und ich fühlte mich direkt wohl. Victor Lazlo war -na wer weiß ett?- der Name des Geliebten der Bergmann im Film "Casablanca", mit dem Boogie als smartem Bar-Inhaber, während des in Europa tobenden II. Weltkrieges! Filmgeschichte!!

Und nun zu meiner "Geschichte"! Nix dolles oder besonders "spannendes", halt nur 'ne kleine Geschichte von einem "kleinen", alten Mann auf Pilger-Reise:
Da ich das "Nachtessen" noch vom Abend her hatte, Mineralwasser war da und... noch 'n Schluck vom Wein, den mir ein Verstorbener hinterlassen hat. Dies war nun mein -sehr frühes- Frühstück. Im Garten wartete Arbeit auf mich. Gartengerät hatte ich in einem Anbau - Schuppen des kl. Gartenhauses gesehen. Aufgereiht. Fein säuberlich und in bester Qualität.
Schnell waren die Rosenstöcke präzise geschnitten, die Obstbäume mit der Baumschere zurückgeschitten. Wassertriebe rausgeschnitten und die Hecken/Sträucher in Fasson geschnitten.
Von den noch blühenden Rosen habe ich alle "gerettet" und zu einem großen Strauß mit den noch nicht verblühten Herbstblumen, gebunden. Den hab ich beiseite gelegt, um ihn meiner, scheint's noch schlafenden, Gastgeberin im Haus zu "verehren"!

Die Quitten waren nitt so schnell (geschnitten) gepflückt und in den Schuppen "verfrachtet". Das Laub war schnell gerecht und auf den Kompost gelagert. Die Rabatte "gesäubert", d.h. ausgedünnt und leicht geharkt.
Das auf einen großen Haufen gesammelte Geäst mußte noch gehäckselt werden. Aber den Lärm -wie den vom Motor-Rasenmäher wollte ich -grad 8:30 Uhr- meiner immer noch "verschwundenen" Gastgeberin nitt so früh zumuten. Und ich hatte noch einige Arbeiten vor der Nase, musste mich sputen. Wollte so gegen 10:30 Uhr spätestens weiter rheinaufwärts ziehen. Meine Pilgertour fortsetzen. Mich "absetzen" von diesem "kl. Paradies" am Rheine!

Mit dem "Ausstechen" der Dahlien war ich voll zugange, als ich SIE auf der Terasse stehen sah. Stand SIE schon lange da? Was hatte SIE wohl zu meiner Arbeit im Garten anzumerken?? War SIE zufrieden gestellt???
Dies waren meine Gedanken, als ich IHRE Silhouette im Sonnenlicht auf der Terrasse stehen sah. Kaum glaublich, was ich dann so sah, als SIE von dort auf mich zukam!

"Haben Sie gut schlafen können? Und... das Abendessen..., der Wein..., war alles so OK?" Diese Fragen waren etwas verlegen wirkend gestellt; sehr zögerlich. Dabei ging IHR Blick über den Garten, und blieb auf dem großen, herbstlichen Blumen-Rosenstrauß hängen.
Eine ganz andere Frau stand heute vor mir. Gepflegter erschien SIE mir. Zumindest war SIE -entgegen gestern Nachmittag/Abend- geschminkt, aber sehr dezent. Und "farbiger" war SIE gekleidet. Weiblicher die gesamte Erscheinung. Auffällig aber die Frisur. Gestern noch ein schlichtes "Haarkleid", wo jedoch heute früh eine perfekt frisierte -stilvolle- junge Frau vor mir stand und leise, auf den Blumenstrauß deutend, fragte:
"Ist der denn für mich?". Indem SIE fragte, tat SIE einen Schritt von mir zurück. Ich dachte SIE würde, ohne meine Antwort abzuwarten, der Terrasse -dem Haus- zu hingehen. Schnell bückte mich mich und drehte mich, mit 'nem knappen "Ja, ja; wär ja schad' drum gewesen!" um, um IHR den Strauß zu überreichen. Und noch einen kleinen Schritt trat SIE in Richtug Terrasse zurück. Ohne den prächtigen Strauß anzunehmen. Ich ließ -verdutzt- den Arm mit dem Strauß sinken und... schaute SIE prüfend/fragend an.
Warum wich SIE nur zurück? Nahm den Strauß nicht an?? Sagte nix über meine doch deutlich zu sehende Gartenarbeiten. Hatte SIE meine flinke Arbeit vom frühen Morgen nicht bemerkt? War's IHR nicht "gut" genug???

Nun standen wir beide -stumm- wie dumm, im warmen Sonnenlicht eines schönen Herbstmorgens, in einem Garten, rum. Minutenlang. Erst sehr leise, verhalten, fingen wir, beide gleichzeitig, zu lachen an. War ja auch 'ne komische -fast surrealistisch wirkende Situation- Spannung zwischen uns in diesem Garten.
Minutenlang und sich "konvolutisch" steigernd, dauerte das -irgendwie befreiend wirkende- Lachen an. Sie streckte IHRE Hand aus, ich gab IHR den Strauß. Und mit kessem Schwung drehte SIE sich danach um... SIE ging -ohne ein Wort zu sagen,- auf's Haus, die offene Terrasse zu! Den Strauß dicht an sich, die Blüten unter's Gesicht haltend, gedrückt.
Und ich blieb ganz einfach und wie angewurzelt stehen. Ganz entgeistert dieser jg. Frau nachsehend; fast ungläubig schauend: War dies dieselbe "unscheinbare" Frau vom Abend zuvor? So zurückhaltend/abweisend/"zurückweisend" und seeehr distanziert sich gebend?
Und heute früh? Fast intim war unsere Lacherei zu nennen. So nahe kamen wir uns dabei.

Etwas "aufgeschreckt" vom Gekreisch der Elstern im Garten, wandte ich mich von dem Blick zu IHR, zum Hause, ab. Wollte das Häckselgut noch zusammentragen, da hörte ich SIE von der Terrasse her laut fragen: wollen Sie denn nicht mit mir frühstücken? Ich hab' extra frische Brötchen im Dorf geholt!.
Und ob ich wollte; sah "meinen" Strauß bunter Blüten in einer weissen Porcellan-Vase auf dem Terrassentisch -neben eingedecktem Geschirr- stehen.



2. Fortsetzung

[... coming (hoffentlich) soon, denn ich freue mich schon sehr drauf! Barbara]


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