Weinnasen Pilgerreise 2004

Zeit für ein Vater-Unser!


12.10.2004

Kurzbericht einer Weinnase auf Pilgerreise!

"Ennerrweh" verließ ich schon -sehr leise und fiebrig- und hoffe bald einem der besten Weinanbaugebiete WestDeutschland der >so< Nahe zu sein!
Noch tipple ich am Rhein, durch's "Rheinische Schiefergebirge", verwinkelter Ortsschönheiten mit Fachwerk und Schieferkunst an Wand und Dach. Durch's mittelalterliche Burgenland der Schnapphähne und Raubritter, der Mythen und Sagen.
Der verklärten Romantik von manchem Dichter und "Freiheitskämpfer" folgte ich mehr links- als rechtsrheinisch von Koblenz. Nach der Feste "EHRENBREITSTEIN", an der Lahn-Mündung, ging ich in die "Martinsburg" bei Lahnstein rein. Zu sehen, wie's meinem "alten Schuldner" denn so geht. Wie's im die Rückzahlung alter Darlehen nebst Zinsen wohl steht. Denn ER hat uns -meine ihm vertrauende Brigitte- geflissentlich wohl >so< "vergessen". Behalten, was er nur leihweise, seit 20 Jahren, besessen! Würden wir's zurückhaben, wir müssten dann nitt gar so darben!
Aber dies... ist -nun- eine andere, leider kriminelle G'schicht. Der *Ehrenmann* "verlor" sein Gesicht und kommt bald -wieder- vor's Gericht! Ende -auch dieser- G'schicht! Wollte Pilger und nitt "Richter & Henker" spielen!!

So, nun "weg mit dem Dreck". Raus aus Herz & Sinn. FREI und fröhlich werd' ich nun, weil ich um die Dinge weiß, so süd-westwärts ziehen. Brigitte wird's ihm wohl schon lang verziehen haben: "Vergessen" haben!
"Vergessen" ist schon eine "Hohe Kunst", im prallen satten Leben etwas zu "vergeben", watt nu nicht mehr zu ändern ist. Vergeben und vergessen wir, watt wir einst besessen. Einen unlauteren Freund und "Schollenbeisser"! Wie im "Vater-Unser" oft gebetet und für uns selber auch in Anspruch genommen: ..."vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern (und Peiningern)!"

Kirchenpracht und gothische Bauten, romantische "frische" Klöster zeigen, was Bürger und Pächter-Fleiß, so seit Jahrhunderten zu Gottes Ehr' und "Hölle Verwehr" einst staunenswert schufen. Doch der Eintritt in die meisten Prachtbauten wurde mir "verwehrt". Kirchen stehen leer und sicher verschlossen längs meines Weges oft -leider- genug! Boten mir keine "trockene" Einkehr und "Befreiung von Seelenbeschwer"!

Dieser Klang, dieser besondere Klang!
Saiteninstrumente. Und dann erkenne ich das Lied; kann aber >hier< am Rhein >so< nitt sein.
Ist's aber. Ist FADO: Portugal's Schicksalsmusik/Gesang. Ich war schon an dem Haus vorbei. Hatte -unbewusst- das Lied "COIMBRA" mitgepfiffen, bis ich's begriff. Ich wanderte nicht in Portugal, nicht auf Madeira, den Azoren; oder...?
Klar bin ich lauschend stehengeblieben, die paar Schritte neugierig zurückgegangen um am offenen Fenster -mit einem gepflegten Vorgarten davor- dem FADO zu lauschen. Für's Rheinland doch überraschende, unbekannte Musik. Aus Portugal!

Mit diesem "Geschenk" mir unbekannter Hausbewohner im Ohr, Erinnerungen im Herzen, kam wieder Freude auf. Etwas "beschwingter" ging's dann -heiter- bei schönstem Herbst-Sonnenwetter weiter. Da hat mir doch's tippeln und schleppen wieder Freude gemacht. Quasi über Nacht.
Lahnstein und übles Gefühl ist nun endgültig etwas für's Kapitel Vergangenheit. Denn mit der durch diese so "traurige" Musik habe ich meinem -unserem- Schuldner vergeben. Nur so kann ich >froh< durch's Leben und weitergehen!

Auf einer vom Sonnenlicht warm beschienenen Bank, mit dem Blick auf "Vater Rhein", die bewaldeten Hügel und eine Burgruine, machte ich Rast und... begann -völlig spontan- das "Vater-Unser"-Gebet zu sprechen!
War wohl genau die "richtige" Zeit für ein solches >GlaubensbekenntnisUnglaublich; und das mir!!

In Gedanken dieses schlichten Gebet's bin ich, kurz ausgeruht, den obligaten Apfel (von rheinischen Streuobstwiesen) vernascht, von einem solchen spirituellen "Begegnis" überrascht -sehr, sehr nachdenklich- und bedächtig weiter gepilgert!
Eine tolle Leichtigkeit und "freies Gefühl" "trug" mich, mit dem schweren RuckZuck-Sack, sehr schnell und heiter, weiter. Plötzlich schien alles, was ich noch vor mir hab so leicht und...
Dieses Zwiegespräch mit meinem Gott und Vater vergess ich wohl nie!

Eure -sehr nachdenkliche- olle Weinnase,
der seine bußfertige Pilgerschaft angefangen hat.


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