Weinnasen Pilgerreise 2004

Die Welt dahinter, so wie sie mir gefällt!


13.11.2004

Zwischenbericht einer Weinnase auf Pilgerreise!

Der Wind zerrt -es ist später Abend- in den menschenleeren Gassen des ur-alten Dörf'chens, an der Kleidung. Sternenklare Nacht, den Geruch von aromatischem Brennholz, so aus den Kaminen der alten Naturstein-Häuser, gibt's dazu. Alte eiserne Laternen mit diffusem Licht verbreiten dazu noch mehr die Atmosphäre eines mittelalterlichen Dorfes. Ohne Autoverkehr. Grob-behauene Steine. Schotter, enge Gassen, verwinkelte Gebäude, geschlossene -abwehrende- Fensterladen. Ein paar streunende, frierende Katzen,. Und dies alles in einer unwirklichen Stille, so wie wir sie wohl in den Städten, Dörfern und deutschen Musterhaus-Siedlungen nicht mehr kennen.
Hier meint man die Geschichte des Mittelalters des Landes Okzitanien noch -im Languedoc-, bei meiner "Nachtwanderung" greifbar zu haben.
Morgen werden wir, Iris, Klaus und ich, mit einem kl. Festschmaus im Winzerhaus von Lisson Abschied feiern. Drei Tage in der Sonne des Midi, leckere Weine -siehe Preisliste (PFD in deutsch)- für die erst kürzlich in den Verkauf gegangenen Weine des Jahrganges 2001 (-BRAVO-) sind mir ein weiteres Indiz der Verpflichtung der Menschen von Lisson, uns eine besondere Qualität -und verbunden mit der Geduld und Ausgeglichenheit für Weine diesen Charakters- zu bieten!
Und noch mehr Geduld wird uns bis zur perfekten Reife in 4, 5 oder 6 Jahren abverlangt.

Also KEINE Weine für "eilige Genußsucher", sondern Weine, die den Verstand und "Andacht" von uns fordern.
Bei ca. 1.500 - 1.800 Fl. jährlicher "Produktion" sollte man(n) aber nicht mit dem zeitigen Kauf warten, will man(n) sich seine "Kollektion von Lisson" bestellen und genießen "lernen": SLOW FOOD von seiner "reinsten" Seite!
Mit Sicherheit keine "gestrickten" sog. "Garagen"- oder "Trend"-Weine, aber sehr feine Weine, die dem verständigen Genießer "schnell" zeigen, was ich meine: Das Land Okzitanien >Languedoc< hat in mir "gesprochen". Denn hier wurde nicht mit einer alten Tradition der Winzerkunst für schnell-flüchtige Gunst der Stunde gebrochen!
Mit einem durchshcn. Ertrag von 15/20 hl/ha eine extrem ertragsreduziert, totale Handarbeit mit dezenten Anklängen von Holz der Fässer, Würze, Kraft und Elegance. Kurzum, ein Weinanbau nebst traditionellem Ausbau, der den "Wilden Weinen" seinen ganz besonderen Charme und Typizität verleiht.
Kein Wein, der den "Talk of the Town" interessieren wird. Aber jeden "vernünftigen" Weinliebhaber mit Interesse -am Außergewöhnlichen-: EXTRAORDINAIRE!

Die Winzer von Lisson wollten, als sie, Iris Rutz und Claude Rudel, vor ca. 10 Jahren mit ihrer harten Arbeit anfingen, einfach nur >Guten Wein< machen. Keine halben oder "modischen" Sachen.
"Wenn wir uns schon vergleichbare Weine in der Güte/Qualität nicht leisten können, wollen wir sie uns - und unseren Freunden (bis Japan!) dann besser und selber machen". So ruhig und bescheiden dieses Credo auf mich von Iris wirkte, so eine "einfache Philosophie", so sind auch die Weine. Die >klare< Sprache des Landes, >Terroir< gekonnt wiedergebend.
Belebende, "wärmende" Weine, mit ungeheurem Körperpotential, wie man sie so sehr selten findet: Weine für verständnisvolle -"sprachbegabte"- Weinliebhaber von >unverwechselbarem Genuß< !

Und, wer meint, ich fasele Stuß, der sollte sie erstmal -mit Geduld und Verstand- genießen und sich auf's "Zwiegespräch" so freuen, wie ich's tat!
Es lohnt sich, auch diese "Sprache" eines alten, "Wilden Weines" verstehen zu lernen.

Ich bin allein in diesem kleinen Gartenhaus, dass seine schweizer -mir unbekannten "Gastgeber"- liebevoll renoviert haben. Claude, der verstorbene "Sohn des Landes", einst ein "lauter Weltenbummler" wie ich, hat bei der diffizilen Arbeit tatkräftig mitgeholfen. Seinen Sachverstand bei der gekonnten Renovierung solch ur-alter Gemäuer eingebracht, so daß das Haus mit kleinem Garten -komfortabel ausgestattet- mir als Pilger von Iris angeboten werden konnte.
Iris hat nach nun 25 Jahren ihres hiesigen Lebens viele Freunde und Kontakte finden -und über lange Jahre- pflegen können. Mit gutem Rat, Sachkenntnis und ihrer ruhigen, bescheidenen Art, kann sie als perfekte "Tippgeberin" bezeichnet werden. Sie organisiert hier und in der Region viel beachtete Konzerte, hilft frz. Weinbauern sich im Dschungel der PROWEIN als Dolmetscherin und gefragte Übersetzerin "in Sachen Wein" die notwendige Hilfe zu sein!
Patente Leute, die Menschen im Weingut Lisson - am Ende der "lauten" Welt und zum Eingang einer kleinen, sorgsam gehüteten >Neuen WeinWelt< von ganz besonderem Charme und Weinen von seltener Güte!

So, nun habe ich Euch wohl -genug- was angetan: Das Maul mir "fusselig" geschwätzt über Weine von Lisson, die ich hab' >als Ausdruck des Landes urtümlicher "Sprache"< sehr geschätzt. Nicht sofort zugänglich - wie Land und Leute hier unterhalb des Mt. Caroux. Schwerlicher zu verstehen als jeder "international" gemachte Welt-Wein, so wie die "Alte" Landessprache Okzitaniens.
Ich meine, nun habe >ich< genug gesprochen. S' wird Zeit datt ihr selber mal die "Wilden Weine" für sich selber sprechen lasst. Aber... lasst Euch ZEIT dabei. Ist nix sofort zugängliches "Massen-Einerlei"!
Für mich als Pilger war's hier ein Refugium des Genusses mit Ruhe und herrlicher Sonne, pure Natur. Nun heißt's... wieder mal Abschied nehmen, weitergehen.

Eure olle Weinnase,
als Pilger mit Abstecher in eine andere Welt; hinter der "lauten Welt" verborgen.
Eine Welt die mir >so< gefällt: LISSON!


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