Weinnase: Geschichten aus Tunesien 2007-2008

3. Brief aus Afrika: Schöne Aussichten und viele Geschichten!

13.12.2007

"Asslämmaleikum", Barbara! "Lebbes"?

Nun beginnt eine neue Woche für uns. Und die erste Erfahrung, was Winter hier am >CAP BON< bedeutet. Winde mit Regenschleiern und Temperaturen um 12 °C waren unser sonnenloses, kaltes Weekend. Zeit für Wellness un lesen, Mittagsschlaf, Bargespräche und "früh zu Bett"!
Einen langen Erkundungsspaziergang zur 4 km entfernten Bahnstation >BIR BOU REGBA< habe ich am Samstag gewagt und bin hundemüde von dem kleinen Dorf zurückgekommen. Von dieser Bahnstation werden wir in Bälde <TUNIS> und die vorgelagerte "Stadt" <KARTHAGO> in den nächsten Tagen ansteuern. Und dann -einen ganzen Tag und Nacht- in den Wüsten-Süden, nach TONZEUR, "düsen".
Von dort aus solls dann in die Oasen weitergehen. Wollen mal sehen, ob wirs schaffen! Denn noch immer hab' ich arge Pein!!

Zunächst aber werden uns die Weinanbauregionen hier auf dem Cap Bon anlocken. Und die archäologischen Ausgrabungen der neuesten Zeit (1972 - 1992). Kaum bekannt sein dürfte, daß nicht etwa >Rom<, sondern Karthago einst das Zentrum der Christlichen Welt des 2. - 6. Jhdrts. war! Berühmte, richtungsweisende Konzile und das zeitweise hiesige Leben des Hlg. Augustinus (374-384) prägten von hier die Christenheit. Bis 698 die "Punische Welt" >Karthago< durch den Angriff und dauerhafte Besatzung durch die "Araber" verfiel. Das 600 Jahre dauernde Reich der Phönizier, der römischen Eroberer und byzantinischen oder vandalischen Besatzer war nicht mehr.
Bis weit ins 19. Jhdrt. war Karthago in Vergessenheit geraten. in dieser Zeit spielte auch der Roman "Salammbo" des bekannten frz. Schriftstellers Gustave Flaubert (1858). Erste Grabungen begannen zu dieser Zeit. Jedoch war die Zeit noch nicht so "reif" wie jetzt, seitdem die UNESCO das riesige Gebiet vor den Toren von TUNIS =>Carthago<= unter Schutz stellte und die täglichen Besucherzahlen, durch die busladungsweise angekarrten Touris, in die Höhe schnellten und dem Staat viel Geld einbringen.
Dennoch werden wir uns diesem Gebiet von Tunis aus -außerhalb der Bus-Touri-Zeiten- für ein paar Tage neugierig nähern - mit der METRO und Vorort-Straßenbahn!

Es wird sicherlich sehr viel zu sehen, zu begehen und für mich zu bestaunen geben. Bis wir dann das "malerische Bergdorf" über dem Meer am Cap Carthage - DAS berühmte Künstlerdorf <SIDI BOU SAID> (gegründet und die Mauern eines ehemaligen <Ribat>, einem sog. Wehrdorf) daß der Ordensbruder Abu Said el Beji dann 1207 dann eigentlich -um den heutigen Leuchtturm- gründete. Seine Glanzzeit hatte der typische nordafrikanische kl. Ort Anfang des 20. Jhdrt. als sog. "Künstlerkolonie" und heute seine Blüte als zeitweilige Touri-Magnet.

Karthago und S.B. Said sind wirkliche Sehenswürdigkeiten von Weltrang - ich weiß die "Besucherzeiten" der Veranstalter-"Bus-Karawanen" und werde diese meiden, um mir nicht den Genuß dieser einmaligen Zeitzeugnisse zu vermiesen. Aber mit der TGM bin ich für ca. 0,25 Euro und in ca. 25 Min. wieder dort, wo August Macke seine Bilder der sog. "Tunis-Reise" (mit Paul Klee und Louis Moilliet) ab 06.04.1914 entstehen ließ!

Natürlich werden wir in <La Marsa> oder <Gammarth> unter Palmen die Corniche am weißen, langen Sandstrand flanieren und im <"GRAN BLEU"> zu besten tunesischen Weinen, fanfgrischen Fisch genießen.
Nun aber erstmal wieder pflegliches AUSRUHEN!

CpS


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