Weinnase: Geschichten aus Tunesien 2007-2008

5. Brief aus Afrika: Land, Leute und Genüsse an der Cap Bon-Küste!

20.12.2007

Asslämmaleikum, Barbara!

Das nun verschlafen wirkende Hammamet am gleichnamigen Golf am Mittelmeer war einst wohl eine riesige Plantage mit Olivenbäumen und ORANGEN. Denn die "Societät der Orangeries" hat in dieser wundervollen Oase am Meer diese komfortable Anlage bauen lassen, in der wir -15 Min. Fußweg bis zur Medina, an der palmengesäumten Corniche entlang- in völliger Ruhe leben und uns pflegen. Brigitte ist wieder völlig auf'm Damm, was ich aber längst noch nicht bin: Pech für unsere Pläne! Dies stimmt mich schon sehr traurig und ich überlege, ob ich die Reise nicht abbrechen sollte. Denn viel bewegen oder "unternehmen", so wie's geplant war, kann ich nicht.

Du wirst jetzt auch einige -besinnliche- Tage und Urlaub haben, so zwischen den Feiertagen.
[Barbara: stimmt, ich habe sie auch sehr genossen!]

Vor einigen Tagen waren wir am frühen Morgen in der Kasbah von Hammamet. Was heute Besucherströme anlockt, hatte bis zur Zeit der frz. Besatzung (Fremdenlegion!) Feinde mit dicken Kanonen und Soldaten abwehren sollen. Von diesem Fort aus schaut man auf die noch typische Medina, ihre Gassen und Bazar: purer Orient ist hier sicht- und riech-/hörbar. Übrigens, bis auf eine Lehrerin mit ihrer Schulklasse waren wir die einzigen Besucher und konnten über den Dächern von Alt-Hammamet weit über den Golf, bis zu den Bergen und die weite sandstrahlende Bucht sehen und träumen.
Diese Doppel-Bucht ist (35 km!) weitläufig und hat mit dem Ortsteil YASMINE im Süden ein großes Touristen-Hotel-Angebot. Im Sommer wird wohl der Derwisch hier mit dem Sheitan für die Touris steppen. Nun aber schläft diese Region. Die Tunesier entspannen sich, sind freundlich und hilfsbereit und haben auch Zeit für ein kl. Schwätzchen. Keine Aufdringlichkeit oder Verkaufsdrängelei im Bazar oder den -vielen- Geschäften für Kitsch und Tineff und "preiswerten" Ledermoden (Schuhen) sowie dem letzten "Modeschrei" gefälschter Marken an Brillen, Kleidern, Uhren etc.
Wenig, sehr wenig >echtes< Handwerk aus Tradition & Qualität sind als -brauchbare- Produkte auffindbar. Jedenfalls nichts, was uns gefällt oder das "abgefeilschte" Geld wert ist. Und wer -ohne Gefeilsche- den Preis zahlt, ist entweder verrückt oder blöder Tourist (50 - 70 % sind verhandelbar; auch in den "ordentlichen" Geschäften, mit Preisschildern, ist dies nicht der "Prix fix"). Obst und Gemüse sowie passabler (Rot-)Wein ist sehr preiswert und   f r i s c h ;  wie die Fische aus dem Golf von Hammamet!
Dieses Land Tunesien bietet seinen Besuchern unglaubliche Vielfalt; den Touris Sonne und Strände und billige Urlaubsgenüsse wie selten so. Ein sog. "Nachtleben" findet, außer in den Touri-Hotels, nicht statt; Diskotheken sind noch selten und statt Kneipen und Tavernen sinds Cafés, die unter Sternen einladen zum nächtlichen Verweil. Um 23.00 Uhr ist aber i.d.R. alles vorbei - außerhalb der Touri-Zonen!

Das tunesische Essen ist einfach, unkompliziert und schmackhaft. Das >COUSCOUS< ist allgegenwärtig, nur die "Zutat" Lamm, Fisch, Huhn oder Gemüse variiert die Hartgriessspeise. Sehr lecker finden wir die Vor-, Haupt- oder Zwischenspeise >BRIC<. Hauchdünne, knusprig ausgebackene Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen, wie Thunfisch, Ei oder Lammhack. Die auch in den anderen Maghreb-Ländern bekannte >TAJINE<, ein spezieller Tontopf mit hohem Deckel bringt sehr aromatische Eintöpfe/Aufläufe mit Huhn, Lamm oder Fisch auf den Tisch. Gewaltig sind die auf Holzkohle gegrillten >BROCHETTES<, Spieße mit Fisch, meist Lamm mit pikanten Gewürzen. Fisch und Krustentiere sind i.d.R. sehr frisch und recht preiswert (100 gr. Preise als "Kartenpreise") und kommen meist gegrillt mit Salat auf den Tisch!
Rind- oder gar Schweinefleisch findet man -außer in Hotel-Restaurants- nicht. "Kamelfleisch" gibts in den Oasen, aber auch sehr selten. Wein gibts reichlich und preiswert und ganz passabel; sogar einheimisches Bier ("CELTIA") nach dem deutschen Reinheitsgebot. Der LAGHMI =Palmenwein ist lecker, eine Spezialität des Südens und sehr selten zu bekommen. Sonst sind Tees, Kaffees und eine Vielzahl von Limonaden als Durstlöscher angesagt; der THÈ DE LA MENTHE ist zwar süß, aber seine frische Minze ein außergewönlicher Genuß. Leider aber auch schon von Tee-Beuteln verdrängte, einstige Landesspezialität!

So, dies waren in Kürze meine Genüsse und Erlebnisse.
Gruss CpS


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