Weinnase: Geschichten aus Tunesien 2007-2008

13. Brief aus Afrika

08.01.2008

Die aufmerksamen Besucher des kleinen "Zaubergarten" in Düdo-Süd, die auch mal sich im "Hexenhäuschen" so haben umgesehen, haben zwei -teuer gerahmte- kontrastreiche Aquarelle in leuchtenden Farben -andalusisch anmutende Gartenszenen- hängen sehen.
Der im I. Weltkrieg, in 1914, in der Champagne leider viel zu früh verstorbene detusche Maler AUGUST MACKE hat sie auf seiner Nord-Afrika-Reise, knapp 5 Monate vorher nach seinen Besuchen in Tunis und SIDI BOU SAID sowie Hammamet geschaffen. Der erstaunten Kunstwelt ist Macke's Werk unter dem Namen "Die Tunisreise", mit vielen Garten- und Hausansichten, bekannt (06.04.1914; in Begleitung von Paul KLEE und Luis MOILLIET).

Der malerisch auf einer Klippe vor Tunis (ca. 20 km entfernt) gelegene kl. Ort Sidi Bou Said hatte auf viele Künstler eine magische Wirkung und steht seit Anfg. des 20. Jhdrts. unter Denkmalschutz. Mackes Bild (Aquarell) "Blick auf eine Moschee" ist heute genauso wie vor ca. 94 Jahren zu finden; mit dem berühmten "CAFE DES NATTES", mit dem Minarett der "Abu-Said-el-Beji-Zaouia"-Moschee im Hintergrund.
Die animierenden Stimmungen, die Macke mit seinen Werken von der nur 14-tägigen Reise hat so perfekt "eingefangen", sind heute noch genauso sichtbar, für den Reisenden mit Zeit und Blick für die Schönheit in Tunesien, mit ihren klaren Formen und verschwenderischen Fülle von Farben (Blüten und Blumen der Gärten) der Natur. Dies ist der Charakter des Ortes, der einst ein RIBAT (=Wehrkloster) aus dem Jahre 1207 war und als sog. "Künstlerkolonie" heute zu einer Touristensehenswürdigkeit von Rang -mit Besuch des "Café des Nattes"- und als teurer Villen-Vorort von Tunis am Mittelmeer -mit Yachthafen- gilt. Direkt hinter den Ruinen von Karthago.

Vom (4*) Hotel "Sidi Bou Said", ca. 1,5 km weiter vom Ort i.R. "La Marsa", hat man einen traumhaften Rundumblick. Das Haus ist dazu sehr angenehm mit bestem Service in einem ehem. "Stadtpalast" mit kl. Pool und zwei lauschigen Patios. Mit seiner Panorama-Terrasse punktet das nahegelegene Restaurant (wenige Schritte) "Au bon vieux Temps" (="zur guten, alten Zeit"!) mit genießenswerter, teils tunesischer Küche und div. Weinen; angemessenem Preisleistungsverhältnis im mittleren Bereich, das Hotel ist eine höhere Preiskategorie mit 150 TDN im DZ/Fr.!
Zur Besichtigung empfehle ichs ehem. palastartige Anwesen des Baron Rodolphe d'Erlanger (1872-1932) und mithalf, Sidi Bou Said als/zum Denkmal zu erhalten. Sein "Palast" dient heute als Musikinstrumenten-Museum mit gelegentlichen excl. Jazz-Sessions oder Maalouf-Abenden. Auch hier ist die Straßenbahn (TGM) von Tunis via Karthago der "Bringer". Genau wie das v.g. Hotel mit seinem Restaurant zur "Blauen Stunde" als Entspannung mit einem tun. Wein oder "thé de menthe" mit anschließendem Kerzenschein-Dinner zur tunesischen /Lautsprecher-)Musik!
Aus Orient, Afrika und Andalusien haben hier die vor der spanischen Vertreibung geflohenen "Mauren" im 16. Jhdrt. diesen Glanzpunkt ihres Seins in Tunesien geschaffen und das Dorf selber als "Sehenswürdigkeit" hinterlassen. Besonders die verschied. Ornamente der mit Eisennägeln beschlagenen Türen -sonst sieht man, außer weißen Mauern etc. NICHTS von der dahinterliegenden Pracht und Paradis/Gärten- sind sichtbarer Ausdruck einer Individualität. Schmale, steile, verwinkelte Gassen und Gässchen und abends eine "duftende" Ruhe (nach dem Touri-Run) oder zum frühen Morgen die strahlende Leuchtkraft der Häuser und Mauern im Kontrast zum blauen Himmel und den türkis-blauen Farbspielereien des Meeres am Golf von Tunis.
Mackes Begeisterung ist hier so nachzuempfinden, so wie er sie in seinen "Reisebildern" hinterlassen hat und auch meine "Reise nach Tunis" krönt: Karthago mit Sidi Bou Said!

Auf der Terrasse träumend, von der orientalischen Melodie umhüllt, den 1999er Roten vom Château Mornag im funkelnden Glas, den Kerzenschimmer, die "blaue Stunde" genießend, öffnet sich meine Phantasie und die "schöne, alte Zeit" macht so so breit. Der Blick übers Meer wird schwer...

[Noch einen besonderen Tipp habe ich für Menschen, die sich's Besondere im Leben nicht nehmen lassen: Nur einepaar Gassen vom Touri-Rummel entfernt wird in dem Großbürgerhaus ein Traum mit 24 individuell ausgestatteten, luxuriösen Zimmern (4*) wahr. Und im a-la-Carte-Restaurant gleichen Namens DAR ZARROUK kommt eine ausgesuchte -nicht grade preiswerte tun.-medit. Küche nebst tun. Weinen auf den Tisch- von dem man einen spektakulären Blick über den Golf von Tunis bis Cap Bon hat. Noch ein "kostbarer" Geheimtipp ab 275 TDN/DZ/Nacht als "Aufrufpreis" und ein 4-Gang-Menü mit Wein, Wasser, Kaffee und Digestif, liegt man so bei 140 TDN/2 Pers. nicht schief!]

Das "weltberühmte" >Café Nattes< sollte man -der Ruhe und Preise wegen- meiden, und eine Zeit in dem davor liegenden "Dorf-Café", auf der Terrasse (bei kühleren Temperaturen und "Damenbegleitung" im separaten, kleinen Salon), verweilen und dem Touristen-Treiben und eilen, feilschen in den Souvenier-Shops und Art-Galeries einige Zeit zuschauen.
Denn nach der üblichen Bus-Touri-Time hat man den pitoresken Ort auf dem Hügel, mit seinen weiß-blauen Häusern, engen Gässchen und blühenden Gärten wieder -fast- alleine. Und einen "Augenblick", über die Bucht von tunis, zum träumen!

Mit der Stadtbahn zu faren, heißt "Mut und Kampfbereitschaft" an den Tag zu legen. Übles Gedränge, Enge und Schweißtreiberei auf allen Zügen der stets überfüllten TGM ist auch eine besondere Art, Menschen in Tunesien >näher< kennezulernen, zu dem eine sehr, sehr preiswerte dazu. Von "Tunis-Marine" bis "Sidi Bou Said" sinds kaum 30 Min. an Zeit und ca. -,700 TDN (=0,40 Euro-Cent) für diese Tortour mit dem tun. ÖPNV. Zwar sieht man von den karthagisch-römischen Exponaten und Ausgrabungen rein garnix von der mittendurch zuckelnden "Bimmelbahn".
Aber man kommt auf 6 Stationen preiswert und schnell überall in Karthago hin.

Und dies macht Sinn!
Meint der fußmüde CpS


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