Weinnase: Geschichten aus Tunesien 2007-2008

17. Brief aus Afrika: Seltsame Geschichten und alte Berichte aus Tunesien!

19.01.2008

Lampedusa, Pantelleria, so heißen die Inseln vor Cap Bon, die zu Europa >Italien< gehören und immer öfter "Reiseziel" von Afrikanern wurden. Kaum größer als Ruderboote, voll von ängstlichen Menschen, die noch nie in ihrem Leben einen See -ein Gewässer- ein Meer gesehen, geschweige denn freiwillig in solche Passage(n) nach Europa eingewilligt hätten.
Es sind Flüchtlinge aus den "armen" Ländern Afrikas, die für diese Tortouren auch noch viel Geld (ihrer Familien/Sippen und Dorfgemeinschaften etc.) ausgegeben haben. Wieviel Tausende dieser Elenden bezahlten dazu noch die Reise ins "Gelobte Land Europa" mit ihrem Leben? Durch Wüsten, verfolgt von "Menschenjägern" und Uniform, gepeinigt von Hunger und Durst bewegen sich Menschenströme durch Afrika mit einer trügerischen Hoffnung eines Über-Lebens in Europa. Auf Arbeit, menschenwürdiges Überleben und Verdienst, um die Schulden in der Heimat zu bezahlen. So bewegen sie sich illegal durch Afrika und i.d.R. per Boot(en) übers oft stürmisch-gefährliche Mittelmeer!

Und wie Strandmüll, traumatisiert, krank und kaum lebensfähig greift sie dann die italienische Küsten-Carabinieri, knapp 100 km von den afrikanischen Küsten als Illegale auf. So auch hunderte und hunderte halbverhungerte Flüchtlinge, vom tunesichen Ufer (Kelibia, der kl. Fischerei-Hafen) ausgelaufen, übers Jahr kommen so -hilflos- bei uns an. Von den Opfern auf der Hoffnungstour wissen wir nichts. Kaum genaue "Vermisstendaten" sind von den glücklich übrlebenden Mitpassagieren zu erfahren!
Noch nicht mal 100 km trennen Eruopa vom Cap Bon in Tunesien, Afrika. Und hier kommt die Mafia, geldgierige Fischer und verbrecherische Bootsbesitzer als "Fluchthelfer" ins Spiel mit dem Über-Leben: "Hoffnung auf Europa"!
Offiziell -Tunesien bestreitet vehement diese bekannten Tatsachen- gibt es diese Schleusungen nicht! Mir liegt aber ein nachprüfbarer Bericht und die Wahrheit über diese "Routen des Todes" vor. Von Marocco und Algerien ebenso!
Die Häfen, stillen Küstenzonen sind zu verlockend nahe an Europa dran. Fast meint man Kelibia, die Wein- und Hafenstadt, die kargen Inseln Italiens zu sehen, Europa zu "riechen": Der Hoffnung Ziel fast zu greifen nahe, werden einige weder Europa noch die Heimat je wiedersehen. Jahr für Jahr steigt die (geschätzte) Todeszahl dieses afrik.-tunesischen Exportes. Ohne Chance auf Änderung/Besserung!

Schon jetzt sind unglaubliche Geschichten über die mörderische Brutalität dieser Schleuser/Piraten/Menschenhändler bekannt. Kranke, Schwache oder Zahlungsunfähige gehen unter Gewalt über Bord; marode Schiffe werden abseits der Schiffs-/Fischer-Routen und -Zonen mit Allen an Bord versenkt (nachdem sie ausgeplündert wurden). Die verbrecherische Mannschaft wird von afrikanischen Schnellbooten und Motor-Yachten aufgenommen um ihre mörderischen Taten weiter -ungestört- auf hoher See auszuführen. Und die -tunesische- Mafia verdient an diesem "Blutgeschäft" echt viel Geld. Von 4., 5., 6. u.m. tausend US-$ sind als "Kopfgeld" -zudem die Plünderbeute- die Rede; 20, 30 u.m. "Passagiere" pro "Bootstripp" ergeben einen "Gewinn" von durchschn. 150.000 US-$ = fast einer siebentel Million $!!
Eine, hier in Tunesien, offiziel geleugnete Tatsache der Kriminalität!

Als CABAON noch der gefürchtete und geachtete Anführer der ZENETEN und der mächtige ANTALAS der bewunderte Fürst der FREXEN war, ging das Reich Geiserichs des Gotenkönigs und seiner Brüder im Süden des Landes für immer verloren. Selbst den noch mächtigen BYTANTINERN -aus dem östlichen Orient- gelang es nicht, den siegreichen Vormarsch der mächtigen Stämme aus der "Großen Leere", der Wüste SAHARA, seit der Zeit um 435 (Vandalen) und 533-647 (Byzantiner) dauerhaft zu stoppen. Der LIMES TRIPOLITANUS, mit seinem findigen Wehrgraben- und Mauersystemen, befestigten Wehranlagen und noch mächtigeren Wehr- und Wachtürme und stark befestigen Gutshöfen und Siedlungen wurden zur "Kontaktzone" mit den nomadisierenden und eindringenden Völker der LIBUS (=BERBER-Stämme!).
Und diese eigneten sich dies einst so fruchtbare Land im Süden Tunesiens -bis heute- an. Halb- und teilnomadisierend und als Oasen-Bewohner der GRAND ERG ORIENTAL.

Mit dem verstärkten Aufkommen des ISLAM (647 - 701) mussten diese christianisierten Völker (teils Judaismus) gegen die einrückenden Heere der Araber im XI.-XII., der Invasion der BANI HILAL und BANI SOLEYM und Eroberung durch die ALMOHADEN-Dynastie (siehe auch: "Die Gärten von Alfabia"!) kämpfen und schlußendlich aufgeben. Autochthone Berber und die islamischen BANI CHANIYA (XII. Jhdrt.) gingen in der Zeit der Hafsiden-Herrschaft (1207-1574) feste Bündnisse mit diesen ein und "mischten" sich.
In der famosen Kultur der sog. Wüsten-STAATSSTÄDTE, wie TOZEUR, GAFSA, GABES und auch auf der Insel DJERBA bildete sich die Hegemonie der legend. CHABBYA -aus Kairouan, der "Heilg. Stadt"- "beherrscht". Mit dem gefürchteten und mächtigen >KAPITÄN DRAGUT< (XVI. Jhdrt.) liiert und von mystischen SUFI-Missionaren aus dem Gebiet Maroccos -war das "Reich der Berber" an seinem Höhepunkt- vor Eroberung durch die OSMANEN-Beys im Jahre 1574 (MURADITEN-Beys, HUSSEINITEN-Beys, XIX. Jhdrt.) angelangt. Und endete in der Zeit der sog. CAID-Distrikte (Caidat). Schon immer war dieser Landesteil ein sog. Unruheherd (1864-1888; algerische Rebellen, tripolitanische Aufständische und "die Berber").
In der Zeit der tunesischen Eroberung (1881) des ALI BEN KHELIFA (aus dem Neffat-Stamm) war es DAS gefürchtete Widerstandsgebiet bis 1888. Auch zu Zeiten des sog. frz. Protektorates und bis in die heutige Zeit =als MILITÄRISCHES SPERRGEBIET=!

Für viele berühmte Wissenschaftler, Politiker, Romantiker wie Intellektuelle (J. Duvignaud und A. Louis; z.Bsp.) ist dieser so immer noch weitgehend unbekannte Teil Tunesiens, der LE SUD =der Süden= so faszinierend wie "berauschend" bei den vielen Künstlern, die diesen Teil -wie auch "KARA BEN NEMSI" (Karl May, Bd. 1 "Durch die Wüste")- bereisten.
Dieser "wüste" Landesteil ist also eigentlich ein Kulturgebiet, das auf die Zeit des PALÄOLITHIKUM ("Pebble"-Kultur etc.) zurückgeht (ca. 3.000.000 - 10.000). Als in der heutigen Sahara ein sehr feuchtes (!) Tropenklima beherrschend war. Die sog. PROTOMEDITERRANE Menschenrasse (teils aus dem vorderen Orient und Tunesien) ist durch die CAPSIEN-Kultur (Funde von Capsa = Gafsa) aus dem 8. Jahrtausend wissenschaftlich bewiesen (siehe: BARDO-Museum in Tunis!), die später sich im ges. MAGHREB siedelnd niederließ!
In diesem so für Mensch und Tier unwirtlichem Land, teils gebirgiges Hochland, teils riesige Sandwüsten, fanden tatsächlich Menschen =BERBER ihr Auskommen und Überleben. Die mächtigen Völker-Unionen der GARAMANTEN und Getulen betrieben einträglichen Handel mit Salz, Tierhäuten, Sklaven, Edelsteinen, Öl, Federn, Raubtieren aus den Tiefen des sog. "SCHWARZEN KONTINENTES" =AFRKA's ZENTRALEN LÄNDERN, bis ins Gebiet der Berber in Tunesien. Vor allem war das Gold aus den legendären Minen des bibl. König SALOMON das begehrteste und geheimnisvollste Handelsgut an den ur-alten KARAWANEN-Routen- und Oasen. Noch heute ist diese "Gold-Quelle" Ziel vieler Abenteurer und Expeditionen längs der "Kamel-Straßen" durch die "größte Wüste der Welt" =SAHAHRA.

Wo genau "die Berber" der GARAMANTEN (Konföderation; über ein riesiges Reich sich ausdehnend!) seit der Antike das begehrte Gold aus Afrika herholten: genaueres weiss man bis heute nicht?!?
Wer in einer der vergessenen, uralten Bibliothek in >GAFSA<, der wohl ältesten Stadt (!) Tunesiens (trogladytische Siedlungen 8.000 v. Chr.!), der numidischen Stadt CAPSA unter dem legend. König JUGURTHA (erobert und zerstört durch die Armeen des röm. Konsul MARIUS 107 v. Chr.!), Zugang findet, wird nur wenig über dieses uns so unbekannte "Volk" der Antike lesen und sehen können. Zuviel wurde in der sehr, sehr "stürmischen" und wechselhaften Zeit dieser, wohl einer der ersten "Städte" der Menschheit, zerstört, geraubt; vergraben im Laufe der Jahrtausende!

Aber es gibt sie dennoch, die sehr, sehr wenigen Hinweis auf das legend. GARAMANTEN-Volk in dieser Stadt, ein Zentrum des sunnitischen (islam.) Glaubens im sog. Caid-Distrikt, in der der berühmten Lexikologe und Rechtsgelehrte ABU ABDALLAH IBN RACHID sich als Wissenschaftler und Gelehrter s. Zt. (XIV. Jhdrt.) hervorhob. Noch bis ins späte XIX. Jhdrt. lebten und lehrten hier bekannte Professoren und Gelehrte sowie Kartographen der mächtigen milit. Garnison. Von hier aus wurde mit Tunis >und dem Mittelmeer-Raum<, Sfax und dem Gebiet des >DJERID< schwunghafter, lukrativer Handel (bis heute) betrieben.
Und hier beginnt auch diese so seltsame Geschichte einer uralten Landkarte, mehr eine "militärische Aufzeichnung" über sichere Handelswege und Aufmarschrouten durchs wüste Land mit absolut tödlichen Salzseen (z.Bsp. de CHOTTs "EL GHATSA", "EL DJERID", "EL FEDJEJ"; u.v.a.m.), räuberischen Nomaden, stolzen "Blauen Männern" (vom Stamm der Tuaregs.) Angeblich soll sie größtenteils auf den antiken Routen und geheimen Handelswegen der GARAMANTEN beruhen und zu deren so schier unerschöpflichen "Quellen des Goldes" aus den Minen König Salomons. Aus dem "Herzen des schwarzen Kontinentes": Afrika!

Da, wo heute im >Djebel Orbata (+1.165 m.ü.M.)< einer der Ausläufer der öst-westlichen Gebirgszüge verläuft und zum Chott "El Gharsa", 17 m unter dem Meer, sich öffnet, endete die ur-alte Handelsroute nach Capsa, der heutigen tunesischen Stadt GAFSA im Sahel.
Bis hier kamen die riesigen Karawanen der Garamanten aus dem Herzen des schwarzen Afrikas. Und sie brachten das beehrte Gold, Sklaven, Elfenbein und seltene Edelsteine und viele Geschichten, Erzählungen von Reisen durch ferne, wilde Länder; von unbekannten Königreichen, Völkern, von denen noch keiner gehört hatte. Vor den Toren der großen Stadt lagerten diese Karawanen mit scheints unzähligen Tieren als Lastenträger: Dromedaren (="Kamele!") und gut-bewaffneten, schweigsamen Männern in Zelten an den Quellen unter den (Dattel-)Palmen der Oasenstadt.

Noch liefen in den Souks der (prähistorischen) Stadt die Verhandlungen über die Waren der Karawane. Die Sklaven -Schwarze- konnten schnell verkauft werden. Länger dauerte die Feilscherei über Edelsteine und Elfenbein etc.. Über den Goldpreis herrschte keine Einigkeit. Recht streitbar belauerten sich die Gilde-Meister der Goldschmiede in der Medina und die beiden Karawanen-Chefs mit ihren wachsamen Begleitern.
Der Vertreter des Statthalter SOLOMON (540 n. Chr.) hatte die Regeln des Handels eingeführt und so festgeschrieben. Und nach den Regeln der grauen Vorzeit erfolgte der "Handelsrhythmus". Die cleveren Karawanen-Chefs hatten das Gold -irgendwo in der Wüste, weit vor der Stadt- in einem unwegsamen Gebirgspass versteckt und nur kleinere "Probe-Verhandlungsmengen" mit in die Stadt genommen.
Sie waren erfahrene und daher mißtrauische "Karawanen-Händler", und auf ihre und die Sicherheit ihrer Ware bedachte, kluge und "gerissene" Feilscher. Wo das Gold versteckt war, wussten nur die 5 Garamanten-Repräsentanten.

wird u.U. fortgesetzt!
CpS


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