Weinnase: Geschichten aus Tunesien 2007-2008

21. Brief aus Afrika: Der Clan der Barkiden!

27.01.2008

Sie führten im Auftrage >QART HADASHT< nicht nur siegreiche Kriege, sondern verwalteten klug und gekonnt die überseeischen Besitzungen der "Tochterstadt" TYROS (Libanon), der "Neuen Stadt" vor dem ur-alten Handelsplatz -und heutigen Landeshauptstadt- TUNIS im Golf von Tunis (gegr. 814 Vor Chr.). Sie gehörten zu den Edelen ihren Reiches der Phönizier; dem "Punischen Imerium" vom VI. bis zum IV. Jhdrt. VOR Christi!
In Spanien gründeten sie die Stadt CARTHAGENE und die (kastilianische) Stadt AURA LEUKA (=Alicante) u.a. Siedlungen und Kontoreien (Handelsniederlassungen). Sie beherrschten u.a. Sizilien, Ibiza, Creta, Zypern u.v.a.m. am/im Mittelmeer des XII. Jhdrts VOR Chr..

Mit HAMILKAR BARKAS, etwa 275 vor Chr. geboren und als Statthalter sowie punischer Oberbefehlshaber von Sizilien, beendete er im Auftrage des Senates von Karthago den 1. Punischen Krieg (241 v. Chr.) mit dem sich ausweitenden Römischen Imperium! Er schlug die -mit Hanno dem Großen- revoltierenden Söldnerheere (freigesetzt und ohne "Lohn" nach Kriegsende!) und die mit diesen verbündeten, libysch-numidischen Völker! Siegreich, auch über die "Partei" der Hanno ergebenen Oligarchen in Karthago, ging er als Oberkommandierender der afrik. Heere nach Spanien (237 v. Chr.), ins heutige Andalusien. Um u.a. die sehr ergiebigen Silber-Minen von Sierra Morena in den Griff für Karthago zu bekommen.
Seinen ruhmreichen Tod fand er i.J. 228 v. Chr. in der Schlacht gegen die iberisch-römischen Feinde des Pun. Reiches. Mit dieser Besitznahme gewann Karthago soviel Reichtum und Gebietsgewinn, daß es die verheerenden Verluste des 1. Punischen Krieges gegen die vertragsbrüchigen Ursupatoren aus Rom leicht wettmachen konnte; sogar noch großartig vermehrte. Er und seine Familie konnten die Schmach des verlorenen 1. Pun. Krieges nie ganz verwinden, und bereiteten -insgeheim-, gestärkt durch. v.g. Erfolge, einen neuen, den 2. Punischen Krieg vor. Die (geheimen) Vorbereitungen Hamilchars und seines Schwiegersohnes HASDRUBAL DER SCHÖNE als Admiral der span. Flotte (228 v. Chr.) als sein von ihm bestimmter "Nachfolger", gründete Carthagene als "Zweite Hauptstadt" mit Werften und ausgedehnten Tempelanlagen und einen sog. "Königspalast". Hasdrubal wurde heimtückisch 221 v. Chr. ermordet.

Danach erschien der in der Welt bis heute bekannte und berühmte Sohn des Hamilkar Barkas, als ältester der 3 Söhne (geb. 247): HANNIBAL (der, der in der Gunst Baal =des Gottes= steht) als Vollstrecker des "väterlichen Willens". Seine Brüder Mago und Hasdrubal ("der Junge") konnten den väterlichen Willen nicht ganz für den älteren Bruder und genialen Strategen erfüllen. Mago war 205 v. Chr. auf den Balearen und ging bei Genua gegen die Römer vor. Der jg. Bruder Hasdrubal wurde von den beiden SCIPIO's (215 v. Chr.) in Spanien geschlagen (211 v. Chr.). Verletzt in der Schlacht von Baikula, zog er zu Hannibal in die Alpen, wo er 207 v. Chr. von den Römern besiegt und getötet wurde. Mago starb auf der Rückfahrt von Genua nach Karthago. So war ab ca. 202/203 Hannibal der Einzige des Clans der Barkiden, der die Schmach Karthagos noch tilgen und die Römer auf ital. Gebiet zurückdrängen wollte. Die Schlacht bei dem >Trasimenischen See< und, später bei CANNAE zeigten Rom die von Hannibal ausgehende Bedrohung und führte zu dem Spruch >"Hannibal ad portas"<!
Dennoch erlitt Hannibal bei ZAMA eine so empfindliche Niederlage gegen SCIPIO AFRICANUS (202), von der er sich und sein Verbündeter Philipp V., von MAKEDONIEN, nie mehr milit. wie wirtsch. erholten. Zwischenzeitlich waren die numidischen Verbündeten (Berber) zu Rom übergelaufen!

Hannibal und der Clan der Familie Barkas =Barkaiden= konnten den Siegeszug Roms in Afrika und Kleinasien nicht aufhalten. Seinen -Frei-Tod fand er als Geflohener im Jahre 183 v. Chr. in (Türkei) Ephesus; dort wurde er als todgeweihter Rebell von seinen Gastgebern an die verfolgenden Römern verraten. Damit begann der Mythos Hannibal und endete die politische Aera des "Clan der Barkaiden" im demokratischen Reich Karthagos!
Der griechische Geschichtsschreiber POLYBIOS rühmte diese so fortschrittliche politische Regierungsform, in dem das Volk -anders in Rom, wo eine kl. Elite- die absolute Macht ausübte und durch 2 SUFETEN (Hannibal war einer dieser "Regenten/Verwalter") im Auftrage des sog. "Rates der 104", der verfassunggebenden Vollversammlung der Karthager, die nie einen Morarchen/König im eigentl. Sinne kannten, hatten oder wollten: als Oligarchie eroberten sie dereinst Afrika und den Mittelmeerraum. Als Demokratie endete der Traum der Barkaiden und das punische Reich =Karthago= verschwand 149 politisch, wirtschaftlich sowie als Handelsgigant von der Bühne der bewegten Geschichte Nord-Afrikas und des Mittelmeeres.
Nur der Mythos Hannibal überlebte alles und Alle; römische Zerstörungen und weitgespannte Diffamierungen zum Hohn und Trotz!

Bis Anfang der 70-iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts -unter aktiver und bedeutender deutscher Beteiligung- die UNESCO das punische Karthago "aus den Ruinen und Versenkung (unter römischen Überbauungen)" wieder auferstehen ließ. Karthago, Tunesiens Wiege der wechselvollen Geschichte wäre sonst als "Steinbruch" und Neubau-Vorort-Siedlung des "Molochs Tunis" -der Millionenstadt- wohl endgültig "verschwunden".
Die sog. Moderne hätte die "Urzeit der Antike" dann wohl für immer vereinnahmt, und die glorreiche Geschichte des "Clan der Barakiden" wäre wohl nie geschrieben und bekannt geworden, hier im Norden Afrika's (und einer der Wiegen des Weines)!

CpS


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