Weinnasen-Geschichten aus 2003

"Back to the Roots"


07.01.2003


Einige von Euch im Forum wissen, daß das die "Weinnase" seit nun einem Jahr ist aufgebrochen, "neue" Wege zu gehen, jedoch nicht ... "auf und davon laufend".
Dies war mein - unser Wunsch.
Es wurde uns zu... langweilig hier!

Neue Weinanbaugebiete kennenzulernen - wie die Monate auf Mallorca 2001/2002 - Neue Weine und Menschen die sie "machen" zu finden und ihre... "Philosophie" zu erfahren. Alte, fast vergessene Weinregionen zu bereisen. Länder und Landschaften zu entdecken - wiederentdecken - die zu den Kulturlandschaften der Menschheit gehören. Und den Geschichten und Liedern um und mit Wein zuzuhören. Weine "verstehen" zu lernen und neue Freunde - Weinfreunde - zu finden! Danach strebten wir in Spanien (Mallorca), Schweiz beim Peter Züllig am Zürich-See, und bald in Frankreich. Genauer als bisher, werden wir wohl uns ab Frühjahr 2003 in kaum bekannten Weinanbauregionen im >Südwesten< Frankreichs umsehen und ihre Spezialitäten zu entdecken und genießen zu lernen. Dazu werden wir uns dort, im Dreieck von Toulouse - Biarritz - Bordeaux, einige Monate aufhalten und mit den Menschen der Regionen zusammen leben um sie und ihre Weinkunst und Lebensart besser kennenzulernen.
Würde "es" nicht geben, so müsste man's glatt erfinden, das... "Schlaraffenland" im SW Frankreichs. Das Perigord mit seinen Trüffel-Wäldern. Die Gascogne. Das Hinterland von Biarritz und Bayonne, am Fuße der Pyrenäen. Das Jurancon; Fronton, Gaillac und... und... ! Wir haben uns einiges vorgenommen und werden uns einige Monate Zeit & Muße lassen. Schließlich ist dies das Gebiet, das schon seit dem 13. Jhdt. Weingesetze kennt und als ältestes Weinanbaugebiet Frankreichs gilt.
Wild, Fisch und raffinierte Fleisch- /Wurstspezialitäten, Pyrenäenkäse und eine Palette von Weinen, die fast => durch die "verkehrsgünstige" Konkurrenz des Bordeaux <= in's Vergessen geraten sind.
Aber... vor ca. 20 Jahren "tobte" ich mich dort zuletzt mal so heftig aus, das mich die Landgendarmen arrestierten und... ausnüchtern mussten. Ich tat's meinem Vorbild, dem ARAMIS, einem der 3 Musketiere, dem sauf- und raufwütigen Gascogner, nach. Mit Aramis Gestalt verbindet mich vieles. Nicht nur die Figur!

Nun möchte ich mal testen, was die dort heimischen Winzer aus Madiran, Gros und Petit Manseng, Tonnat mir nun "Neues" zu bieten haben. Etwas hab' ich ja schon kennen- und genießen lernen dürfen. Wer weiß? Evtl. werde ich auch zum "Wiedertäufer", und werde mich, die dereinst der König Heinrich IV im Jurancon, mit Wein taufen lassen.

Im Osten, an das Gebiet von Bdx., grenzt das Weinanbaugebiet des BERGERAC. Hier gilt es Landschaften und regionale Spezialitäten ("klassische" Gänseleber!) zu entdecken. Die auch im Bdx. vorherrschenden Sorten, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und... Merlot etc., finden hier ideale Anbauflächen und Microklimata, die Weine von eigner Typizität und unverwechselbare Charakter entstehen lassen. Das gilt für die v.g. Roten / Rosé's und auch für die Sauvignon Blanc's, Semillon und Muscadelle. In der Regel trocken ausgebaut bis hin zu den etwas >lieblicheren< Weinen. Weine in Hülle und Fülle.
Und wer ich - vor genau einem Jahr - zu meiner Hochzeitsfeier in Düdo besuchte, konnte einige "alte Kameraden" aus dem Bergerac als Edelsüsse probieren und .... überrascht "studieren".

Überrascht, liebe "W+"-Weinfreunde, könnt ihr auch auf das formidable Preis-Genuß-Verhältnis vertrauend Euch mit Preisen von 5 - 12 Euro doch sicherlich mit diesen Weinen anfreunden:

1.) Domaine des Eyssards - 2000er aus dem Bergerac, Rouge Cuvée Prestige A.C.
ca 7,90 Euro. Im Barrique perfekt gereift. Fein, mit angenehm fruchtigem Duft.

2. Domaine des Eyssards - 1999er aus dem Bergerac, Saussignac Cuvée Flavie A.C.
ca. 11,80 Euro. Ein Edelsüßer mit betörenden Aromen. Duftig, Honignoten abgebend.

3.) Domaine des Eyssards - 2001er aus dem Bergerac, Blanc Sec A.C.
Und mit nur 4,90 Euro ein Preishit! Reintönig und fruchtbetont mit einem nachhaltigen Geschmack.

Diese kleine - preiswerte - Auswahl gehört mit ihren typischen Weinen zu den >Wurzeln des Bergerac Weines<.

A votre Santé, mes Amis du Vin!

Und wenn' schon zu den Wurzeln des frz. Weines geht, möchte ich auch einige Empfehlungen / Tipps an scheints ebenso "vergessenen" Roots = Wurzeln geben. Feinstes Wurzelgemüse zu Weihnacht? Wie wär`s mit....

A) Topinambur mit Senfsoße und jungem Kaninchen....

oder
B) Pastinaken mit Grünkernklößchen und auf der Haut gebratenem Seewolf?

oder
Steckrüben-Kartoffel-Gratin, Rote Beete mit Sauerkraut?

Zu A)
Ca. 800 gr. geschälte Topinambur (vom Markt auf'm Kalrplatz im Düdo), 350/400 ml. Gemüsebrühe, 1 EL fr. Zitronensaft, 70 gr. rote Zwiebeln, 15 gr. Butter, 20/25 gr. feingemahlener Weizen (= ca. 2 EL!), 3 EL Düsseldorfer - Original - Löwensenf (von der Frau Segers aus der Andreasgasse in der Altstadt von Düdo!), 1 EL körnigen Senf (Paste), einem Montarde a L'Ancienne der Marke Maille mit Weisswein von Aldi. Koriander - bitte nicht Opa Alfred's (Biolok) Pulver, sondern: marktfrisch, grobes Meersalz, 80/90 gr. Schmand, 25 gr. leichte angeröstete steirische Kürbiskerne. Dies sind neben Möhren, Sellerie, Porree, Lorberblättern, fr. Pfeffer (weiß) für das "Bett" des Jung-Kaninchen's die Zutaten. Und einen guten Schuß Weißwein (warum nicht die Nr. 3 meiner Bergerac-Weine?) zum ablöschen der scharf mit Lidl-Olivenöl angeschmorten Kaninchen.
Also: "Back to the Roots" und an die Pötte/Pfannen!

Die Wurzel Topinambur in ca. 1 cm dicke Stifte (wie Pommes...!) schneiden. Von der Gemüsebrühe 200 ml mit dem Zitronensaft aufkochen und die T-Stifte (zugedeckt) bei leichter Hitze ca. 10/12 Min. "al dente" garen lassen.
Zwiebeln fein würfeln, in geklärter Butter goldgelb anschwitzen. Weizenmehl einrühren und kurz unter rühren anrösten, die 200 ml Gemüsebrühe angießen (laaaaangsam..!) und stetig rühren, rühren, rühren.
Soße aufkochen, Zitrone etwas abreiben (ungepritzte Schale!), ca. 2/3 Min. bei schwacher Hitze köcheln lassen. Beide Senfe, den gezupften Koriander, das Meersalz mit dem Schmand unterrühren, und mit weißem Pfeffer, etwas Muscat-Nuß und Salz abschmecken und erhitzen. T.-Wurzelstifte unterheben, ggf. nochmals abschmecken und mit den grob-gehackten Kürbiskernen bestreuen.
Frz. Rotte (Kartoffeln) ungeschält dazu als "Pellkartoffel" servieren!

Kaninchen teilen, Haut vom Fleisch abziehen und mit Olivenöl und grobgehackten Zwiebeln, etwas fr. Knoblauch scharf anbraten - ablöschen. Das gewürfelte Wurzelgemüse (Möhren etc.) unter das Kaninchen-Fleisch als "Bett" legen und in einer Deckelpfanne bei mittlerer Hitze mit Wein und Gemüsebrühe garen lassen. Etwas von dem gekörnten Senf hinzugeben und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Und dann > FROHE WEIHNACHT < wünschend das Schmausen anfangen. Das Gericht B verrät Euch die Barbara Becker, meine Nachbarin bestimmt. (Anm. von Barbara: ich weiß von nix! ;-)) )

Ich wünsch Euch > friedvolle < Weihnacht; vor dem sich abzeichnenden Kriegsjahr 2003. Und... lasst Euch's Geniessen nitt so .... verdrießen!

Eure Ex-Weinnase
- on the road again -


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