Weinnasen-Geschichten aus 2004

Ein Angriff...


16.08.2004

Tach aber auch!

... auf die Lachmuskeln und's Zwerchfell, liebe Wein- und Filmfreunde. Nicht nach der lauten Art unserer heutigen Comedians, mit -angeblichem- Wortwitz und lahmen Geulke mit Grimassen und kindischen Faxen!
Dieser Master seines Genres kam -erstaunlich- ohne Worte aus. Nein, er stammt nicht aus der Stummfilmzeit, sondern aus der Zeit, Mitte der 50-iger Jahre:

"Monsieur Hulot" - alias Jacques Tati -

Ich erinnere mich noch, als ich als Schüler mit meinem alten Freund Rudi, dem Möler aus Kölle, seinerzeit nach Luft schnappend an's Tageslicht "krochen" und am Straßenrand -laut lachend- uns setzen mussten. Nun, datt Kino gibt's schon "ewig" nitt mehr. Filme von Tati hab' ich schon "ewig" nitt mehr gesehen- auch nitt als ARD/ZDF/RTL-Urlaubs-Wiederholungs-Schinken.
Filme wie "MON ONCLE" -der 1958 berechtigt einen "Oscar" erhielt, "HERRLICHE ZEITEN" oder "Tatis Schützenfest". Und mein Erster:

> "Die Ferien des Monsieur Hulot" <

gibt's jetzt in "restaurierter" (DVD-)Ausgabe der UFA-Art! 384 Minuten sattes Lachen bis u. U. tatsächlich der Arzt kommen muß!
Und www.tativille.com gibt noch mehr Info's zu diesem einmaligen Leckerbissen. Kommt bei mir gleich hinter "The Great Dictator", von und mit Charlot *Charles Chaplin*! Meister des subtilen "Witzes"!!

Das Tati in seinen Filmen nitt "gesprochen" hat, stimmt "eigentlich" nitt. Er "sprach" mit allem was erhatte und einsetzen konnte. Sei's ein Fahrrad, ein Tennisspiel, eine alte Post-/Briefträgertasche, ein keckes Hüt'chen (Pepita-Loock) und seine -überlange- Pfeife mit engem/zu kurzem Überzieher (=Mantel), ausgelatschten Schuhen und stets "Hochwasser" zeigende Hosen nebst etwas wie... "Gebrumme" oder "Gebrabbele" "sprachen" uns -in Lachstürmen vergehend- alle an!

Tja... liebe WF! Das waren noch herrliche, unbeschwerte Zeiten, als Mr. Hulot uns seine Ferien-Bilder und Kampf mit dem "Klepper"-Faltboot zeigte! Einfach   g r a n d i o s   und unnachahmlich! NIE langweilig!

Wer kann dies schon von den meisten deutschen Weinen des JG 2003 sagen. die meisten sind schlicht "untaugliche" B-Versionen oder indiskutabel. Die wenigen, die gefallen und genießbar sind, ohne sie sich "schön zu reden", die kann man(n) suchen und... tatsächlich finden. Nur bemühen muß man(n) sich. Einige hab' ich Euch bereits genannt und als Tipp angeboten.

August ist Ferienzeit in Frankreich! Paris ist -fast- bis auf Touristen und Polizisten sowie unbedingt notwendige Service-Dienstleister in URLAUB. Kein renommiertes ***-Restaurant hat auf, keine Galerie zeigt -außer's obligate Urlaubsschild- etwas sehenswertes. Und hüb'sche Mädels, die sind am Strand von... nur knapp 1 Auto-Stunde -bei freier Straße- und wir waren s.Zt. in der Bretagne um dem Glutofen Paris zu entgehen. Frische Atlantik-Brise und Fische und Muscheln und Hummer und Cidrè und... kaum ein Zimmer frei für uns "depperte" Verliebte. Zwischen Brest und Cancale war kein Bett für liebeshungrige "Paris-Flüchtlinge" mehr frei.

St. Malo war zwar pitoresque aber von frz. und anderen Touris überlaufen. Die alte Festung im Meer nahm zeitweise keine Besucher mehr auf. Gleiches galt für den "Klosterberg", den Mont-St.-Michel.
Gott und einen freundlichen bretonischen Wirte -Patron & Patronin- des Restaurants "À la Duchesse Anne" in St. Malo war unsere Rettung und lohnsenwerte Einkehr in diesen heißen "alten" Tagen. Ein einfache Fischküche, fast alle Meeresbewohner fangfrisch von den Fischerbooten im Hafen. Herrliche JAKOBSMUSCHELN, blaue, zappelnd-kämpferische Hummer als "Amuse-Gueule", knusprig-frisches Brot zur leicht gesalzenen und frischen Rahm-Butter gefallen mir Bonvivant.

Das Ambiente ist "einfach" und nitt so schnörkelig-verspielt oder auf rustikal getrimmtes Fisch-Speise-Lokal. Mehr ein Typ wie... eine "Auberge", wo man(n) gerne wiederkehrt und sich -"einfach"- verwöhnen lässt. Kein "Chi-Chi" von "Phi-Phi" oder Soßen-Kapriolen an Gemüse-/Salat oder für ältere, ganz zahnlose Pensionisten mousse-artige Creationen oder Schäume auf niedlichen Silber-Löffelchen. Hier gibt's Fisch und Krustentiere ohne "Trie-Tra-Rah" und überdeckende, geschmacksverwirrende Soßen. Und die Preise? Na, wenn Studenten von der Sorbonne (Paris) sich H+F in genügender Menge leisten können, dann können so Verliebte auch: schmatzend, schmausend, genießend und sich was erlaubend, was bei uns -rings im Hartz IV-Land- fast unerschwinglich erscheint: Austern "Huitres & Moules" im Überfluß. Für 3,00, 3,40, 4,50 Euro für die "Creuses de Cancale" (im Dutzend? Unmöglich!)
Und kpl. Gerichte von 22 - 45 Euro sind im Rest. an der Place Guy La Chambre 5, F-35400 St. Malo (0299 - 408533; besser die gemütlichen Plätze vorbestellen) für die Qualität und Frische tatsächlich als... "BILLIG" anzusehen! Wenn schon ein simples "Fischbröt'chen" am Carls-Platz in Düdo-Altstadt, "unser" steril wirkendem Marktplatz, so lappiges Bröt'chen mit'm Stück fett-triefendem Fisch (Seefisch; nur nitt frisch sondern mit unangenehmen "Petrolton") mehr kostet. Watt für'n kleines Fischlein dort in der pappigen Mehlhülle (Panade) verbruzzelt wurde, stand nitt auf'm Schild. Nur der Preis. Und der war so heiß wie der Fett-Fisch (ich tippe auf Schellfisch): 6 Euro(!); aber die Papier-Servietten waren gratis!
Mit Remouladen-Soße, so stand dort, 6,80 Euro. Nein, datt unerkennbare Tunkengemisch kam mir nitt auf'n Tisch. "Danke, mir ist schon schlecht", sagte ich und ließ die verdutzte, muffelige Fischwagen-Verkäuferin stehen!

"Pesked" ist die Krone (bretonisch für Fisch) der bretonischen Küche; natürlich nach dem quicklebendigen -blauen- Jungs (die Weiberl sind dicker und besser im Fleisch) =Hummer.
Das (4*) Hotel "Grand Hotel des Thermes" ist so exclusiv wie... "stief" (=steif; formell, un-cool!), das "La Mére de Poulard" ein so weltberühmtes wie total überteuertes Restaurant für Pariser mit quicker Freundin (statt kurender Ehefrau!). Das Hotel "Cháteaux Richeux" in Cancale zeigt die vergangene Pracht -aufgemotzt- der "Flotten Zwanziger", mit mit, mit dem Postkartenblick auf den Mont-St.-Michel. Koch Oliver Roellingers Bistro "Le Coquillage" im Schloßhotel serviert -außer Montags- Menüs für 30 - 50 Euro p. Pers.; dafür sind die Portionen kleiner. Auf den Appetit der größtenteils älteren Kundschaft abgestellt. Halt ein "Graukopp-Refugium" der Luxus-Klasse, www.maisons-de-bricourt.com für ca. 180 Euro das piek-feine DZ/Tag (Nacht! Denn schon um 10:00 Uhr sollte man(n) Liebesnest/Bett verlassen haben!)

Austern en masse und bester/aller Klassen bietet datt Rest. "de Herpin" an. Tages-/Fang-Frische garantiert!
Und in Brest lag -unter Meter-dickem Beton- einst die gefürchteten "Seewölfe" des Groß-Admirals Roeder. Der, der nach Hitlers Freitod die Kapitulation Reichs-Deutschlands 1945 als kommissarischer Kanzler/Reg.-Chef unterschrieb. Von diesem Hafen gingen einst die "Schrecken (U-Boote) des Atlantiks" auf Jagd nach Geleitzügen und Tankern und... Menschen im II. Weltkrieg. Hier wütete dereinst (und malmt heute) ein unvorstellbarer Krieg und begann die "Große Invasion" -Der "D-Daiy"-, der zum Ende Nazi-Deutschland's führte.

Und wer sich auf der >N34< hält, fährt richtig durch's Bretonen-land im Norden Frankreichs.
Das die Bretagne noch mehr hat als-ehrwürdige Luxus-Herbergen, billige "Ibis"-Hotel's und verschwiegene, pitoresque "Maison de Téte à Téte" sowie Spitzen-Restaurants, wie das (mit Gerichten von 90 - 150 Euro) "La Maison de Bricourt" des v.g. Koch's & Patron Oliver Roellinger in Cancale. Als "Gewürzkoch" wird er wegen seiner gewagten "Kombinationen" genannt und feiert schon seit Jahren seine Triumphe in seinem kl. Gourmet-Imperium. Und wenn Hummer mit Sherry und Kakao gefüllt..., na bitte!
Und nitt vergessen: Der Sommer ist DIE Hummer-Saison. Nitt Sylvester oder zur Weihnacht! Nur im Sommer ist der Bretone nitt ohne: Feinste-beste Qualität zu dem nur ein CHAMPAGNER "steht": "Royal" ist angesagt und... die "Kölner Seilschaft" hat doch, kürzlich erst, so schön probiert und die "Reblaus" aus Bonn, Dominik Ziller die Erkenntnise Euch gemailt.

Klar, es geht auch mit weniger Erlesenem. Weine aus dem Anbaugebiet "Zwischen den Meeren" bei Bordeaux oder die kaum bekannten "Sandweine" von der Gironde-Mündung, oder mal ein trockener Sekt, aus dem seit 1838 in Besitz der Familie GELDERMANN, mit 11,5 % Alk. und typischer Flaschengärung von Breisach/Rhein -ein traditionelles Verfahren garantiert hohe, gleichbleibende Qualität: www.geldermann.de und perfekt zum "nussigen" Hummer (und Jod) das "Passende" aus Deutschen Weinlanden.

Oder einen mit ausgezeichneter Mineralität sich aromatisch perfekt zu Grill-Fischen passende 2002-er Vieilles Vignes, Sylvaner von der Domaine Ostertag aus'm Elsaß. Oder -nitt lachen:   P R O B I E R E N !   - ein Rotkäppchen Sekt aus Sachsen-Anhalt. Aus dem einstigen VEB- u. Treuhand-Betrieb ist ein respektables "Nach-Wende-Unternehmen" geworden. Sitz in Freyburg (denen gehört nun auch Mumm, Geldermann, MM etc.)! "Red Top" heißt sächselnd nun "Rodkäbbscheen" und meint die Folie um den Kork/Draht-Verschluß. Also nix Märchen vom Wolf, der blöden Großmutter und -einst gab's sie- kleinen, blonden, "netten" Mäd'chen, die allein durch'n dunklen Tann' (=Wald; wo die Belgier lauern) wandern und singen... "Wer hat Angst vor'm bösen Wolf"? und mutigem Jägersmann der freistaatlichen Forstbehörde Sachsen's!
Dieser deutscheste aller Deutschen Sekte (einst durfte er sich Champagner nennen) überstand: Den I. und den II. Weltkrieg, russische Besatzungszeit, SED, VEB, TREU(?)HAND-AUF, Neubeginn, Trockene Sekt-Mode, Management-buy-out, Übernahme-Schlachten großer "West-Sektler" und ist nun, mit ca. 58 Millionen Pullen "Ausstoß" p.J. der Sekt-Primus geworden. Diesmal aber ohne kaiserliche Orden. Auf 2 PROWEIN schenkte ich mir von deren Sekten gerne etwas ein: Halbtrockener Grundwein heinmischen Anbaus prägt ein völlig neuer Puffbrause-Genuß: Passt doch zu Kakao und Sherry-Soßen "an Hummer"! Oder etwa nitt?

Eure olle Weinnase,
on the road again
(damals nitt allein und "süffig" nach TROCKENEM Wein/Sekt!)


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