Weinnasen-Geschichten aus 2004

Wie wär's...


04.09.2004

Tach aber auch!

...wir würden nichts vergessen können!?!
Toll, meint ihr? Problem allerseits nun gelöst?! "Genial"!?!
Mitnichten! Sehr dramatisch wär's um uns, die's nitt könnten, bestellt:
Aus der bewegenen Rede/Vortrag von Frau Johanna Romberg, vom 08. Aug. 2004:



GEO 08/2004
Eine Frage vorweg: Würden Sie diesen Text lesen, wenn Sie wüssten, dass er für alle Zeiten in Ihrem Gedächtnis eingebrannt bliebe? Dass Sie noch in 20, 30 Jahren die nebenstehende Illustration wie ein Foto vor Augen hätten? Eben. Und deshalb werden Sie verstehen, warum in der Zivilisation der Memopathen Bücher und Zeitschriften ebenso wie Bild- und Tonträger nur nach sorgfältiger Rücksprache mit dem Memo-Coach ausgegeben werden. Weshalb Radio und Fernsehen verboten sind. Weshalb es in Europa und den USA ab 2050 nicht nur zu einem unaufhaltsamen Niedergang der Kommunikations-Industrie, sondern zu einem weitgehenden Zusammenbruch des öffentlichen Lebens gekommen ist. Aber der Reihe nach.

Memopathie wird erstmals 2020 aktenkundig
Der Begriff "Memopathie" - er taucht erstmals 2020 in Fachzeitschriften für Psychologen auf - bezeichnet eine im Grunde bewundernswerte Fähigkeit. Memopathen sind imstande, jeden noch so flüchtigen Sinneseindruck, jede Emotion, jeden Gedanken nicht nur für den Rest ihres Lebens bewahren, sondern auch jederzeit abrufen zu können; wie eine Datei aus ihrem Computer. Für Leute, die Jahre ihres Lebens damit verbringen, verlegte Schlüssel zu suchen, über entfallene Namen nachzugrübeln oder fremde Sprachen ins Langzeitgedächtnis einzuprägen, mag ein solcher Zustand beneidenswert klingen. Für die davon Betroffenen ist er jedoch eine Last, die manche in den Wahnsinn treibt und alle übrigen zu drastischen Änderungen ihres Lebenswandels zwingt.

Kollateralschaden der Bildungsrevolution
Memopathie - die Unfähigkeit zu vergessen - ist eine Art Kollateralschaden der Bildungsrevolution von 2015. In jenem Jahr bescheinigt die dritte internationale Pisa-Studie nicht nur deutschen Schülern - wieder mal - miserable Leistungen, sondern verweist auch viele EU-Länder sowie die USA auf hintere Listenplätze, hinter bildungshungrigen Schwellenländern wie China, Brasilien und der Ukraine.

Ungeheure Gedächtnisleistungen
Diesmal geben sich die betroffenen Eltern nicht damit zufrieden, das übliche Expertengezänk zu verfolgen. Millionen von ihnen beschließen, die geistige Entwicklung ihrer Kinder selbst in die Hand zu nehmen. Dabei kommt ihnen eine neue Technologie aus den Labors der Hirnforscher zu Hilfe: die "Transkranielle Magnet-Stimulation". Dieses Verfahren hatte man bereits in den 1990er Jahren zur Behandlung von Depressionen erprobt. Später zeigte sich: Unter dem Einfluss gezielter magnetischer Reize auf bestimmte Hirnregionen waren Probanden plötzlich zu fast unheimlichen Gedächtnisleistungen imstande gewesen - ähnlich wie jene seltenen "Inselbegabten", die wie auf Knopfdruck siebenstellige Zahlen miteinander multiplizieren oder einmal gehörte Klavierkonzerte fehlerfrei nachspielen können. Inselbegabte sind Autisten, Behinderte, aber ihre Fähigkeiten, so vermuteten Neurophysiologen schon damals, schlummern auch in gesunden Gehirnen.

Denkkappen kommen in Mode
Und ab 2030 gelingt es endlich, sie systematisch zu nutzen: mit der "Denkkappe". Sie gehört bald zu jedem geistig interessierten Haushalt - wie Handy, Computer und CD-ROM-Lexikon. Sie beschert den USA wie den Euro-Ländern Spitzenplätze in allen Bildungs-Rankings, katapultiert das deutsche Unternehmen TurboMem an die Spitze des Euro-Stoxx. Bald werden Gedächtnis-Stimulatoren in Basecaps, Haarteile und sogar Schlafmützen integriert. Ohne jedes Risiko, wie die Hersteller versichern: Nach dem Absetzen funktioniert das Gedächtnis wieder genauso gut - oder so schlecht - wie zuvor.

Die erste globale Psycho-Epidemie
Das aber ist, wie sich herausstellt, ein folgenschwerer Denkfehler. 2043 fällt ein 16-jähriger Gymnasiast aus Köln ins Koma, nachdem er - ohne Denkkappe! - sämtliche sieben Teile von Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" gelesen und Wort für Wort memoriert hat. Weltweit mehren sich Berichte über Menschen, die Erinnertes nicht mehr loswerden - und unter der Wucht ihres gespeicherten Wissens zusammenbrechen. Memopathie wird von der WHO zur ersten globalen Psycho-Epidemie der Menschheitsgeschichte erklärt. Welche Folgen das für die abendländische, ja die gesamte Zivilisation hat - dazu mehr im nächsten WWW.


Was >sollten< wir niemals vergessen? Den Geburtstag der Freundin/Ehefrau/Schwiegermutter? Oder... die PIN-Nr. der kontoführenden Bank? Oder... die Jahrgänge bester (Bdx.) Weine?? Z.Bsp. aus der Region... Medoc/Paulliac: 1990, 1995, 1996, und... dann für lange nix mehr in den letzten 10 Jahren der Gironde-Weingüter im Bordeaux!
In genau dem selben Zeitfenster standen MSR-Weine mit den JG 1990, 1994 und 2001 in selbem Rang: "GROSSE WEINE" zu sein! Kein Weinanbaugebiet der BRD hat vergleichbare Qualitäts-Spitzen von Weltrang (x) gehabt.
Klar, "MSR" und "Bdx." zu vergleichen ist wie... na, wie... so wie... Bush mit Ghandi zu vergleichen! Der eine geht über Leichen, der andere ist schon -ermordet- von einem Terroristen in Indien- lange tot.

So wie -bald- der 2002er Bdx., den die Barbara Becker und ich am 02.09.04 bei mir im "Zaubergarten", im Glas hatten. "Voll erblüht", kurz vor der Welke und... so ein Trinkspass, für die, die Bdx. nitt so heftig tanninbeladen und >REIF<, mit typ. Bdx.-Fruchtaromen, für relativ "kleines Geld" mag. Jetzt kaufen und im herbst zu Wild wohl für's Geld "passendes"!
Volles Bouquet, leuchte Röst-/Kaffee-sowie Kräuternase. Aber... ohne genügend Tanningerüst, mitellanger Abgang; ein "GRAN VIN DE BORDAUX", ein
2002er CHÂTEAU LA FRANCE
Bordeaux Superior ABSC, 12,5 % Alk.
-Mis en Bouteille an Château-
S.G. de Foncaude Fermier - Beychac-et-Chaillou

Sach, Barbara... watt "fehlte" dir so am Bdx. zum reifen Käse mit Brot?
Wer hat von Euch "Erfahrungen" mit dem Wein und schätzt die Lebenserwartung dieses morbiden Bdx. ein?

Gruss, Eure olle Weinnase,
bis die Tage mal wieder!


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