Weinnasen-Geschichten aus 2005

Brasilien: Ein Land der und mit Zukunft!


13.10.2005

Tach aber auch!

Wer BRASILIEN entdeckte, steht nicht in den Geschichtsbüchern. Dort steht, daß es der im Auftrag seines kath. Königs segelnde Kommandierende einer Flotte von Caravellen gewesen sei: Pedro Àlvares CABRAL!
Das Neue Jahrhundert war noch jung. Man schrieb den 22. April 1500. Kaum 2 Monate, nachdem die kl. Flotte schwerer, bauchiger Schiffe, mit weißen Segeln und dem blutroten Kreuz des Christus-Ordens, im März 1500 aus der Mündung des Rio Tejo - getreu den in den "Lusiaden" besungenen Fahrt des >Vasco da Gama's<, das "Kap der Guten Hoffnung" (Süd-Afrika) umsegelten... auf INDIEN zu.
Historiker bezweifeln vereinzelt, daß es ein "Zufall" war, der die Flottille soweit nach Westen "abdrängte" und am Strand eines Landes mit dem "Status" unentdeckt brachte.

Lt. päpstlicher Bulle >"inter caefera"<

wären alle unentdeckten Ländereien, 100 Meilen westlich des >KAP VERDE< Spanien -dem Erz-Rivalen- zugefallen. Durch den neuen Vertrag von Tordesillas, vom 07. Juni 1494, war dies neu geregelt worden: 370 léguas westlich des Kap Verde fiel alles Land an den König von Portugal!
Daher ist bei mir nitt allein der Verdacht, dass das Riesenland Brasilien (27 x so groß wie die BRD) den Portugiesen schon länger bekannt war, nahe und aufgekommen.
Leider sind die Großen Archive Portugals, zu den Entdeckungen, im verheerenden Beben Lisboa, unwiderruflich vernichtet/verschwunden und nicht mehr rekonstruierbar.
Da seinerzeit Columbus mit portugiesischen Seekarten -sein Bruder stand im Dienste des karthograph. Instituts des portug. Königs- lossegelte und zufällig AMERIKA statt "Indien" ansegelte, ist der Verdacht naht, daß es das geheimnisvolle Schiff gegeben haben muß, das dem "Entdecker Amerikas" im Auftrage Portugals folgte und schon vor der Vertragsunterschrift zu Spanien gehört hätte. Nun war das Königreich Portugals "Besitzer" dieses Riesenlandes. Auch noch andere "Anzeichen" der damaligen Chronisten lassen diesen Verdacht erhärten!

So geheimnisvoll sich die "Entdeckung" BRASILIENS nun uns auftut, so sonderbar, fremd und unheimlich muß den Portugiesen dieses Land am Äquator, mit seinen riesigen Flüssen, Urwäldern bis zur Küste und seine -nackten- Menschen, den Indios, vorgekommen sein.
Lange Zeit nach der geheimnisumwitterten Entdeckung des Landes geschah nichts. Keine Besitznahme des Landesinneren oder Erforschung, Brasilien hieß sogar nicht mal so, wie der in rauen Mengen vorkommene Baum -mit rötlichem Holz- gleichen Namens. Das Riesen-Reich wurde als "sem ouro nem prata, nem nenhuma causa de metal" geringschätzig eingestuft.

BRASILIEN, EIN LAND DER ZUKUNFT musste erst noch -nach der "sonderbaren" Entdeckung zum Beginn des 16. Jahrhunderts- >"geboren"< werden!
Portugals Eroberungen in Indien, Asien und Afrika -der See-Handelsweg zu/nach neuen Küsten und Ländern war wichtiger, weil ertragreicher, in der Ausbeutung lukrativer. Und der König Portugals war in Europa höchst verschuldet (die niederl. Kaufleute und Privat-Bankiers sicherten sein luxuriöses Überleben) und war über dieses "Neuland" nitt grade glücklich/begeistert!
Eine reguläre Kolonialisierung ="Inbesitznahme" durch Portugal fand vorerst nicht statt. Ein paar bunte Amazonas-Papageien, einige unbekannte Hölzer, Früchte und die Kunde, den nackten Wilden nix nehmen zu können. Brasilien, die >"TERRA DE SANTA CRUZ"< damals genannt, galt als "Flop"! Uninteressant. Nichts brauchbares zu erobern, rauben oder plündern = auszubeuten war vom Beauftragten Cabrals, dem edelen >Gaspar de Lemos<, als "Beute" den enttäuschten Portugiesen präsentiert worden!
Das Reich hatte -damals- keine erkennbare Zukunft für Portugal mit seinen phantastischen Erfolgen/Eroberungen in der Neuen Welt. Nur das Küstengebiet, die "Terra dos Papagaios", die Küste "Brasil" (Bäume der Küsten-Urwälder) wurden von deutschen und italienischen Geographen und Wissenschaftlern erfasst/erforscht. Nicht jedoch das riesenhafte grüne Land (im Inneren), die "Terra de Santa Cruz", deren Böden, so rot wie das Kreuz (=Cruz) auf den Segeln der portugiesischen Kriegs-/Handeslsschiffen, noch nicht seine Geheimnisse -Gold und Diamanten, u.a.- freigegeben hatte.
Nur Frankreich, bei der Verteilung der Länder der Neuen Welt zu kurz gekommen, plünderte das Land, das ungeliebt und ungeschützt blieb von den frz. Häfen Dieppe und Le Havre aus. Das >rote "Brazil"-Holz< war die Beute.
Noch hatten die portugiesischen Hidalgos, die "faulen" Adeligen und Soldaten keine Lust, hier Kolonialdienste zu leisten oder gar zu siedeln.
Es waren hier die Gelehrten, die Intellektuellen, die Kaufleute und Händler, die an einer gewissen Erforschung nebst Standorten des "Reiches unterm Kreuz" für ihre Zwecke suchten. Noch war "Brasilien" nicht der Status einer Kronkolonie Portugals zugesprochen.

Es dauerte ein fast halbes Jahrhundert, bis Ordnung geschaffen wurde und man von einer Kolonie sprechen konnte. Erst 1530 kam Martim Alfonso de Sousa (die Familien, die auch meinen alten Freund Fontes auf der kl. Azoren-Insel Sta. Maria als "seine Familie" bezeichnete) als Gouverneur im Namen des Königs und sog. "cristaos novos", konvertierte Juden, ins Land (zur Besiedlung und Schutz gegen die Plünderer) mit der Tricolore Frankreichs an den Marktbäumen. Pernambuco und Santos waren die Keimzellen der Besiedlung und die "Gebranntmarkten", ehem. Juden und Verbrecher aus Portugal wurden die Zwangs-Siedler und... sind heue die 1. Familien des Landes Brasilien; deren "Verdienste" sich überreich später darstellten. Die Chréme della Chréme des Landes "Zukunft" = Brasilien!

Erst nach dem der portugiesische König den Bitten seiner -wenigen- Untertanen zum Schutz, mit Tomé de Sousa als (spät. Gouverneur) Kommandanten 600 Soldaten mit Musketen und weitere 400 Degredados und 6 Mönche, vom relativ neuen Orden den damals noch unbekannten Jesuiten, den "Soldaten Gottes", von der "Gesellschaft Jesu" (>SJ<), ausgestattet in schlichtem Schwarz mit einem Ledergurt und Sandalen, am 01. Feb. 1549 beauftragte, eine Hauptstadt mit einem Palácio do Governo zu errichten, änderte sich der Zustand der Kolonie allmählich.
Bahia war die Stadt und in nur 4. Monaten waren rekordverdächtig die Gebäude (eher Hütten gleich) und eine miserable Schutzmauer errichtet. Brasilien hat als amorpher "Organismus" sein Herz, sein Hirn und den 1. Gouverneur bekommen!
Und 6 Jesuiten-Patres als "geistige Führer" hat das Land bekommen; eigentlich sollten sie nur Geistliche und Begleiter sein!

Keiner hat je bislang daran gedacht, dem Land für seine Entnahme an Holz, Erz, Tiere oder Menschen (Sklaven) eine "Gegengabe" zu machen. Die Jesuiten waren es, die nicht für sich, aber alles für das Neue Land im Namen Gottes geben wollten und es unverzagt taten. Mit den importierten europ. Pflanzen und Tieren befruchteten sie die Erde, heilten mit Wissen und neuartigen Medizinen, hatten Bücher und Schriften um zu lehren und Instrumente, um Ungebildete zu unterrichten, und sie kamen im Auftrage ihres General-Oberen, dem Ordensgründer und ehem. baskischen Generals und Lehrer... >IGNATIUS< von Loy Ola (Ignacio de Loyola).
Seiner Idee gemäß - er war nicht mit Franz von Assisi vergleichbar - sollte es keine Fortsetzung der herrschenden Konquistadoren-Moral geben, keine Eroberung, Unterordnung, Unterjochung, Entrechtung oder Versklavung. Als "os únicos homens disiplinados do sentempo" wollten sie -wie Euclides da Cunha berichtete- wirken, und dem anfänglichen Raubbausymptomen, den Aufbauprozeß entgegen setzten. Gefährliche Theorien und -höchstmoralische- Aussichten im feudalen 16. Jhdrt.: Moralische Gleichsetzungen aller mit allem durch einen nie angewandte Mischung von schöpferischen Ideen und Erziehung. Erst dadurch wurden die verschiedenen Elemente des neuen Landes, aus offenbarsten Gegensätzen eines "wüsten" Konglomerates, zu Einem, zu einer Einheit eines funktionierenden und prosperierenden Staatssystem.

Das eine solche -nie dagewesene- Aufgabe nicht in einer sondern einigen Generationen erst in greifbare Nähe einer erwünschten Leistung/Lösung =Verwirklichung eines Traumes im Namen und zur Ehren Gottes bringen/lösbar sein kann und wird, war den geschulten und energischen "Arbeitern einer sozialen Idee" schon bewusst. Kein rascher Gewinn, keine schnellen und hohlen Erfolge, sondern ein Prozeß des... "abrasileiramento" und keine flüchtigen Resultate waren der Wunsch des Hlg. Ignatius - und sein schweres Erbe.

Das -noch rechtzeitige- Kommen der Jesuiten war der Glücksfall für Brasilien und sie schafften mit einer noch nie erprobten Methode der Organisation ein -weiteres- Wunder im Namen des Herrn:
Brüderlichkeit und Einigkeit wie Freiheit, Gesundheit und Wohlstand,
auch für die nackten Ur-Einwohner. Doch erst mit dem großen spirituellen Führer, Manuel da Nóbrega, der im Auftrage seines Provinzials nach Brasilien und zur Unterstützung seiner "Brüder in Christo" reiste, mit den Lehren der alt-ehrwürdigen portug. Universität Coimbra im Kernland versehen, und mit 32 Jahren schon "alt", war er ein "Soldat Gottes" geworden; Mitglied des Ordens der "Gesellschaft ("SJ") Jesu'"!
Seine (theologische) Gelehrsamkeit, seine ungeheure Energie und sittliche Kraft und Anerkennung als großer Schriftsteller war er im Geiste Loyolas ein Kämpfer und der, der Brasilien -damals- auf Grundlagen stellte und eigentlich gründete. Überall, wo er im Lande war, baute er die Fundamente einer noch heute funktionierenden, lebendigen Gesellschaft. Überall wo er ankam, war >Beginn<. In der Geschichte Brasiliens gilt er als "obra sem exemplo na História"!

Ich wage zu bezweifeln, daß es Brasilien in seiner jetzigen Form und Erscheinung je gegeben hätte, wenn er nicht der Führer gewesen wäre, den seine Brüder, sein Orden, die "wilden" Eingeborenen, die Versklavten, das ganze Land Brasilien brauchte. Sein begründetes Schaffen und Wirken ist noch heute präsent!! Ohne ihn hätten die Soldaten Gottes ihre ungeheure Aufgabe nicht "gefunden" und schaffen können!
Ein -brasilianisches- Multi-Talent!! Ein Geschenk Gottes an/in die "Neue Welt" am Amazonas, am Äquator als genialer Organisator und von einer Weit- und Klarsichtigkeit, die man visionär nennen kann. Ein Gouverneur neben dem Amtsinhaber, ein Lehrer neben den vielen Gelehrten, Friedensstiftern, Städtegründern (Sáo Paulo, Santos, Reconquistasition von Rio de Janeiro - dem wichtigen Hafen- und Lehrer für die Brüder, die nach ihm weltweit bekannter wurden (wie der geniale Prediger Anchieta oder besonders Viera!)!
Nóbrega war für Brasilien >"die Hand Gottes"< und für mich ein Vorbild aus ur-alten Tagen!

Es entspricht der Tradition der Jesuiten ("SJ"), erst zu lernen -bei allem- und danach zu lehren. Und dies fängt bei der fremden Kultur, bei der "Eingeborenen-Sprache", an!!
Was uns als unmenschliche Grausamkeit gilt, Gefangene zu verspeisen oder zu schlachten, war kein Akt der Grausamkeit oder Brutalität, so wir die Gefangenen (=Ausgewählten) gepflegt, gehegt und sogar mit Töchtern der Sieger (="Halter") versorgt wurden. Es war schlicht >IHRE< Kultur; ohne jede sittliche oder moralische Vorstellung. Ein "papel am branco", ein unbeschriebenes Blatt, wie es mal der nicht geschockte Nóbrega auf den Punkt brachte und die neuen Lehren erfolgreich anbrachte: "Onde quer que vamos, somos recebidos com grande boa nontade"!

Denn neben seinen Werken und Taten war er der Verbreitung des Christlichen Glaubens, als Missionar, geistlich tätig -ohne Zwang oder "Belohnungs-Versprechen", die sonst bei der Missionierung weithin üblich waren! Verbreiten - ausbreiten. Aber nicht oktroyieren oder erzwingen oder Vorbehalte niederringen. Auch hier ließ er den "Wilden" ihre Freiheit der eigenen Entscheidung. Weg von Kannibalismus, hin zum brüderlichen Christentum in Selbstverantwortung!
Da einer meiner Onkel ("SJ"), Onkel Dagobert, mein Nachkriegshelt aus den Niederlanden, bei dem wir Unterschlupf und Transport über unüberwindliche -damalige- Grenzen fanden um meinen, im NL-Todeslager (als Kriegsgefangener) vegetierenden Vater zu finden. Er schmuggelte uns -meine verängstigte Mutter und ein kl. "Hosenpisser"- mit seinem Gottesdiener-Auto über schwerstbewachte Grenzen, an denen scharf geschossen wurde. Er brachte uns "Schmuddelkindern" Lebensmittel und Kassiber meines zum Tode verurteilten Vaters aus dem niederl. Todeslager. Er versorgte unser Herzeleid und war stets frohgemut und in seinem Glauben unbeirrbar ohne dogmatisch, apodiktisch zu sein!

Als er "erwischt" wurde, hat er keine seiner Schützlinge verraten und musste in die "Schweige-Mission" an den Rio Xingu, Brasilien gehen. Nur seinen Tod -noch nicht mal wo er begraben liegt- haben wir vor langen Jahren vom Orden erfahren. Nun will ich hinfahren um mehr zu erfragen/erfahren und am "Reinen Wein" zu finden.

Mittlerweile ist im Süden Brasiliens ein bemerkenswerter Weinanbau entstanden, der in Europa >so< kaum bekannt ist. Ein Grund mehr, für mich
olle Weinnase, dorthin "on the road again" zu sein!


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