Weinnasen-Geschichten aus 2005

"Reisen ist nicht verreisen"!


31.10.2005

Tach aber auch!

"Europa ist ein alter Mann, der es so zu Vielem gebracht hat, aber stirbt", sagen mir meine Freunde in (Süd-)Amerika.
Sie sprechen -noch- deutsch, fühlen sich aber nicht mehr als zu Deutschland gehörend. Aber auch in ihren "neuen" Heimatländern sind sie, wie in Argentinien, Uruguay, Chile oder Brasilien, auch nitt ganz zu Hause, die Alemano's.
Ihre Identität suchen viele noch. Auch wenn ihre Vor-Väter vor 4, 5 oder 6 (u.m.) Generationen in ihre neue Heimat einwanderten, Sprachen sprechen, die im Lande üblich sind und auch in "Misch-Ehen" glücklich leben. Zumeist die Kinder der III. Generation, die Enkel, sprechen kaum - schlecht die Sprache DEUTSCH oder fühlen sich in der Tradition und Kultur ihrer Großväter und -Mütte wohl und integriert!
Aber eines ist bei all' den ehemaligen "Auswanderern" anzutreffen: eine außergewöhnliche Gastfreiheit. Und eine Strebsamkeit, im neuen Lande, der "Heimat" etwas abzutrotzen, etwas zu erreichen und aufzubauen! Dies sind die wohl herausragenden "Eigentümlichkeiten" der ehem. Einwanderer in die Staaten (Süd-)Amerikas. Und ein gewisser Zusammenhalt, den "Deutschen Vereinen" oder "Clubo Alemanos" gepflegtes Deutschthum, ist gegeben. Neugierig, wie's mir denn in "Europa" geht, wie's in Deutschland mit den Preisen steht, was an Kunst und Kultur sich tut, im ehemaligen "Herkunftsland"?!

Vor ca. 28, 30 Jahren, als ich in Venezuela's Regenwald (Region Canaima) meinen gutbezahlten Auftrag "deutsch-penibel" ausführte und für meine Klientel und Mandanten erfolgreich wirkte, waren mir diese Menschen oft eine wertvolle Informationsquelle, wenn man(n) das Rad "vor Ort" nitt noch mal erfinden wollte.
Als Gastgeber waren sie stets unübertroffene, warmherzig-offene "Herbergs-Eltern" und... "Mahner": "Wenn du hierbleiben willst, musst du..., brauchst du..., wirst du..., machst du - wie wir zuerst auch - den/die Fehler...!"

Nach Brasilien kam ich nur ein paar hundert Kilometer weit von Venezuela's Süden rein. Eine Station, die einst Jesuiten-Padres "bei den Indianern" errichteten, war mein Ziel und anstrengende Suche durch Regen-Urwald, über dunkle Flüsse und selten - kaum vorhandenen "Höllen-Pisten" (="Straßen") und Schlammstrecken.
All dies tat mich aber nitt >so< abschrecken und ich schaffte es - tatsächlich - den "Schrecken des völlig Unbekannten" zu überwinden und >den Weg< zur Missio zu finden und ein kleines Indianer-Volk zu finden, daß es schaffte, zu überleben, in einem Land, daß für sie keine Heimat, sondern "Fluchtschutz-Rückzugsgebiet" mit Hilfe der deutschen, begleitenden Paders wurde! Ver- und gejagte Menschen auf "eigenem", sehr wertvollem Land!

Nun fängt "eine Geschichte" an, die für mich zum Trauma wurde. Weitere Vertreibung und brutale Ermordung von ca. 200 mir einst vertrauender Menschen "indianischer" Abstammung! Mein Albtraum seit dieser Zeit überfällt mich unverhofft - nun nitt mehr so oft - und bringt mich zum Weinen; ich muß noch immer leiden, wenn ich an meine damaligen Fehler und "Blauäugitkeit" denke und meinen damaligen Wunsch, den Menschen "etwas Gutes zu tun", überdenke!
Aus dieser Zeit stammt auch meine Bereitschaft, weiterhin etwas sinnvolles für Menschen zu tun. Aber nur mit ihnen gemeinsam etwas schaffen oder aufbauen. Niemals wieder will und werde ich -"rechthaberisch"- meine Träume verwirklichen, sondern dies die von mir betreuten und besuchten Menschen tun lassen. Nur noch "Hilfe zur Selbsthilfe" anbieten und -zeitweise- "vor Ort" den -gemeinsamen- Weg mit den Menschen und auf sie zuzugehen. Gemeinsam die Lösung div. Probleme angehen und den Lösungsweg suchen und "begreifbar" gehen!
Dazu muß ich aber erst wie'n "Einheimischer" leben; lernen von denen, die dort >so< leben können. Vertrauen gewinnen und nitt als Europäer "verspielen", als Deutscher "richtig gute Erfolge" versprechen um alsbald wieder aufzubrechen. Um abzurechnen, "gewinnorientiertes Streben" statt sinnvolles Leben als Lösung will ich nitt mehr sehen und den -damals- eingeschlagenen Weg nitt weiter -sinnlos- gehen.
Längst schon kann ich hier die Kreuzung und den "neuen Weg" vor mir sehen. Nun heisst's, für Brigitte und mich, diesen Weg auch gemeinsam zu begehen: Den letzten Lebensabschnitt im greisen "Tippel-Schritt" und mit dem Bewusstsein, das jeder Schritt der letzte sein könne.
Abgründe und Schluchten werden wir umgehen oder überqueren und uns unserer Arroganz und Dummheit versuchen zu erwehren. Mehr lernend als, gewiss lehrend, uns "bewegen" wollen wir. Um gemeinsam, mit Anderen, solidarisch, etwas bewegen können wir uns auch im Alter zutrauen, wenn wir weiter >so< "Baby-Schritte" gehen!

Vieles ist noch "unsicher" in unserer "Lebensplanung" (welch "seltsamer" Begriff...). Aber eines ist sicher: WIR WERDEN GEHEN! UND DORT 'NE ZEIT BLEIBEN, WO UNS ETT SO GEFÄ'LLT UND DIE "GASTGEBER" UNS >SO< MÖGEN/BRAUCHEN!!
Etwas "Gesundheit" tue ich noch brauchen (OP-Termine "überleben"!) und dann geht's los. "Heimatlos" (Wohnungslos) sind wir schon sehr lange, aber keine Bange... wir fühlten uns nie "in der Zange", sondern >FREI< von unnützem Besitz. FREI, jederzeit - mit sehr wenig Gepäck - heiter und weiter durch die WeinWelt genießend zu gehen und uns unzusehen, ab und an mal stehen zu bleiben und, erholend, zu verweilen wo man(n) uns nitt tut ungastlich vertreiben!

So, und nun lass' ich's mal für 'ne Zeit wieder bleiben, so viele Geschichten aus meiner Dummenzeit (="Jugendzeit"!) so ungeniert via der "Echten" Barbara Becker zu verbreiten. Laß mir mich wärmende Sonnenstrahlen über'n "müden" Körper gleiten und mich -willig- zum Genießen verleiten!

Auf dem Herd steht schon, herrlich duftend, der Topf mit "Hexenhaus-Hühnersuppe" drauf. Da freue ich mich mit einem ganz "gemeinen" Öko-*R*iesling vom Mosel-Weingut von Rita und Rudolf Trossen, aus Kindheim-Kindel, schon drauf: "2004-er Schieferblume" (5,50 Euro).
Harmonisch, ausgewogen sind 12 % Alk. und stabile Säuren sowie ein "zärtlicher Duft" von... moseltypischem Obst und traditioneller Mineralik. Ein gutes Stück Mosel-*R*iesling, filigran, saftig aber von einer betörenden Leichtigkeit des "Wein-Seins" in allen Facetten, so wie wir IHN gerne zur kräutrigen Hühner-Suppe
im "ZauberGarten" der ollen Weinnase,
nach getaner Gartenarbeit (gerne) hätten: Ein erholsamer Öko-Wein (seit 1978 Öko-Winzer!) in diesen, warmen "goldenen Oktober"-Tagen!


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