Weinnasen-Geschichten aus 2005

Aus für Fledermaus & Co.!


01.11.2005

Tach aber auch!

"Halloween" ist vorbei. Müntefering's Parteichef-Dasein ebenso. Und... der "Goldene Oktber" ist vorbei. Heute ist ein wirklich grausliches Wetter aufgezogen und hat die Sommer-Geister vertrieben.
Und uns auch. Aus dem "ZauberGarten" in Düsseldorf-Südpark raus in die mit 25-27°C warme Insel-Welt von Mallorca.
Ein paar Wochen wollen wir bleiben. Uns erholen und ich meine "Wehwehchen" vertreiben! Bis auch hier der Winter einzieht und sich Mallorca von den Stränden und Buchten zurückzieht in warme, winterfeste Quartiere oder auf zu neuen, sonnigen Domizilen auf der weiten, "bunten" Welt. Dorthin, wo's wohl jeden aus Europa's kühl-nassem Norden -wie die BRD- sehr gut gefällt auf der Welt der "Schönen und Reichen", der Snobs & Golfer; weg vom kühlen Europa, an sonnige Gestaaden zieht's die "munteren" Scharen!

Fast "pünktlich", zu Mitternacht, begann es hier im "Southpark" zu regnen und die Temperatur fiel in unangenehme -tiefe- Bereiche. Dies ist also die schreckliche Zeit, der ich weiche und mich up, up and away - auf nach Mallorca, auf die sonnige Balearen-Insel mit meiner Frau Brigitte aufmache.
Hier, im Garten, bin ich noch, weil ich "den Laden zumache", winterfest für den Rest des Jahres (und ein paar Monate des Neuen Jahres 2006)!
Rupfen, bücken, schneiden, um- und einräumen, schleppen, Laub kehren und den kommenden (Boden-)Frost geschickt abwehren. Alles dieses und noch das und fort ist der Spass eines endenen Gartenjahres 2005, das mir -uns- viel Freude und Lust gebracht hatte.
Hier noch 'ne Latte, dort ein Draht, jetzt da noch etwas Isolation für die im Gewächshaus überwindernden Kübelpflanzen und ein letzter, bangender Blick über'n "ZauberGarten": ob wir ihn, so wunderbar blühend, wiedersehen. Ach, ett wird schon >gut< gehen!

Vor achtzig Jahren erstmalig zu hören. Aus dem Fußballstation von "Preussen Münster" wurde das Fußballspiel gegen Arminia Bielefeld im Radio übertragen und von einem Herrn Ernst kommentiert!
Ich weiß noch, wie ein dicklicher Herr Zimmermann 1954 aus Bern ein Fußballspiel im Radio über die Massen kommentierte: Deutschland gegen Ungarn!
Legendär der Satz... "aus den Hintergrund müsste Rahn (Helmut Rahn, Mannschafts-Käpt'n) schießen... Rahn schießt... TOR, TOR, TOR..." und Deutschland - der Außenseiter - wurde, nach dem II. Weltkrieg, WELTMEISTER im Jahr 1954.

*Achtzig Jahre* Fußball im Radio. In Europa damals eine Sensation und der Beginn einer Hörsucht, die vom Vater auf den Sohn überging. Nur "bei uns" klappte datt nitt! Vater war im WV (NL) ein Stürmer und Torwart-"Star" vor dem II. Weltkrieg. Nach seiner Rückkehr aus der (Kriegs-)"Gefangenschaft", Anfang der 50-iger des 20. Jhdrts., herrschte bei Segers inne Küch' RUHE. Bis Vater den Volksempfänger (später ein "GRAETZ" mit Stoffbespannung vor dem Lautsprecher, edles Palisander-Holz und einem "magischen Auge" in gift-grüner Farbe - das die Senderempfangsstärke der Sender anzeigte - das mich gebannt hielt) auf den Fußball-Sender eingepegelt und eingestellt hatte.
Die Flasche "Kroever Nacktarsch" (=Mosel in klebrig-süß) und die "Stumpen" oder "Overstolz", auf'm Tisch und mit kl. Gürkchen gespickte Käse-Igel (gummiartiger "Gouda", nitt aus Holland) dazu. Oma und Mutter gingen, keck mit Hüt'chem auf'm mit der Locken-Brennschere onduliert und penibel frisierten Kopp "op Jück", d.h. bummeln und ich... wollte mir meinen "Bauklötzen" spielen. Schierer Luxus hatte Einzug gehalten bei Segers inne Küch': Ein funktionierendes Radio aus deutscher Bakalit-Produktion!

Aber Luxus und Kinder =wie "Feuer und Wasser"! Wie "Klein-Weinnase" und Vater's "Heiligthum" mit dem der spielende Sohnemann bei seinem Spiel kollidierte und wohl eine Röhre in dem Teufelskasten zerbrach!
Als Vater's Geduld, den "Scheißkasten" zum laufen zu bringen und er nitt mehr nach Fassung ringen konnte und seine väterliche Haltung zerbrach... mit einem Schrei, den ich entsetzlicher -damals- nie aus Vater's Mund hörte... "Du... ...xxx..."!!!
Dann, als ich ihn wütend auf sein Geschrei und -begründeten- Verdacht... "was hast Du mit dem Kasten (Radio) gemacht?" gestand, diesen vom Häkeldeck'chen gedeckten kl. Tisch'chen abgeschossen hatte, einen Treffer mit meinem "Küchenball" aus Lumpen und alten Strümpfen selber "gestaltet" gelandet hatte. Der hat das empfindliche Röhren-Gerät inwendig wohl etwas verschandelt. Auf jeden Fall hatte es geklirrt und gerappelt, als ich mich aus dem Schock, ein Sakrileg begangen zu haben, aufrappelte!
Nun zappelte ich in Vaters riesigen Händen und konnt's absehbare Ende seines Hosengürtels auf meinem Hintern spüren.

Schlagartig wurde mir klar, datt's beim Fußball nitt um... TORE, sondern um "Treffer" ging. Ich ging -oh weh- ohne Essen in's Bett und hatte 6 Wochen Hausarrest und meine Familie, nach meinem Küchen-Heim-Spiel, einen neuen Radiowellen-Empfänger in "Luxus und Edel" vom LOEWE-OPTA-WERK", einem "GRAETZ"-Empfänger!

Ja, Fußball-Übertragungen im Radio bewegten -damals in Deutschland- noch die Gemüter und Familien-Tradition! Statt mit dem Sohn dem Rest der kl. Familie auszugehen - dies taten "die Frauen des Hauses Segers" so gern sehen - blieb Vater des Samstags-Spätnachmittag lieber zu Hause.
Und ich Sport-Banause musste neben IHM Geschrei, Gebrüll und unflätige Kommentare hören (und nachplappernd, später so meine entsetzten Familien-Frauen sehen), auch "komische Tänze" meines Vater's, bis zu Erschöpfung mitansehen!
Radio hören war -damals in Deutschland- noch ein familiäres Ereignis!
Mit gebannter Mutter hörten wir das Krimi-"Stahlnetz" mit dem markanten Vorspiel als Erkennungs- Melodie. Mit Oma das Camillo-Felgen "Wunschkkonzert". Allein - wenn's mal "keine Ärger" von/mit mir in der Woche gab, das HÖRSPIEL "Der scharlachrote Pimpernell". Immer Samstag gab's 'ne nachmittägliche Fortsetzung, die auf einem Sender ausgestrahlt wurde, der die letzten 5 Min. Sendezeit just genau in die Fussball-Sendezeit eines Herrn Kommentator's Kurt Brumme etc. hatte!
Klar... Vater bestand kategorisch auf den Wein nd Käse auf'm Küchentisch und seinen allwöchentlichen "Fußball im Radio". Fertig!
Kein Wunder, daß ich Fußball seit über 50, fast sechzig Jahren hasse, weil ich nie die letzten 5 Min. im Leben des geheimnisvollen Helden, des "Scharlachroten Pimpernell" erfuhr, nie hören konnte, wer und warum sich unter der Maske in Rot verbarg!

Vor Enttäuschung und Wut sah ich ROT wenn ich im Radio... Fußball hören musste, still sein musste, nicht spielen durfte und Vater's "fachmännische" Komentare ertragen musste.
Wer soviel Fußball ertragen musste, keinen Ausweg wusste, muß doch zum Sportverweigerer werden!
Allerdings... wenn Düsseldorf's Tragödien-Fußballverein, ab- und an, mal gewann, gab's von Goffort aus der Eisdiele ein von mir geliebtes Milch-Speiseeis voll nach Schokolade schmeckend. Vater's Großzügigkeit endete dann bei einem seiner Samstags-Besuche im "Derendorfer Fass", als ich nebem ihm, "Samtkragen!" und ALT-Bier belämmert wie langweilig saß, an 'ner "Bluna" nippend und von "Dribbel-Spiel" so viel wie von Quanten-Theorie verstand. Nur der Umstand, dass ich mich auf's hartnäckige quengeln, als Bengel, verstand und die "Sportfreunde" meines Vaters zur "Fassungslosigkeit" reizte, keiner von ihnen mit "'nem Gröschken för de Jong" geizte und es dann eine 3/4 Stunde, 4 Runden lang, Ruhe vor mir und meinem infernalischen Geplärre und Geknatsche gab!
3 und 3/4 Stunden und einige Runden weiter, konnte ich mit Vater heiter und ich um 1, 2, Märksken reicher, nach Hause gehen (d.h. ich mußte den lallend-kichernden Vater stützen und sein "Fußball für immer"-Gestöhn ertragen!)!

Seit diesen ur-alten Hörer-Zeiten, mag ich weder Fußball spielen, Fußball hören noch heute -zuviel- Fußball sehen. Doch bei der heutigen Info-Medien-Vielfalt brauch' ich nitt mehr zu leiden und mir "reintun", watt ich absolut nitt leiden kann: SPORT!

Dafür bin ich 'ne olle Weinnase!
Außer in der Disziplin "Gläser-heben" oder "Flaschen-Korken-ziehn", betätige ich mich nur im Garten, wenn's Weiberl sich lange Zeit nitt sehen lässt, watt anderes tu' ich nitt gern... außer >dazwischen quatschen<, was schon meinem Fußball-Matador und Vater nitt sonderlich gefiel!


Copyright © 2005 by Christian Segers - All rights reserved.
Last modified: