Weinnasen-Geschichten aus 2007

Weinnase einst als "Perlenfischer"...


11.03.2007

... an der Côte d'Azur / Riviera!

Tach aber auch!

Die Küstenlinie der PROVENCE, in Frankreichs Süden, nennt man die Côte d'Azur, die "blaue Seite/Küste". Von MARSEILLE bis NICE (=Nizza) liegen hier, wie an einer Perlenkette aufgereiht, die wohl bekanntesten (Touristen-)Orte am frz. Mittelmeer. Die weltbekannte Hauptstadt des frz. Departement ist AIX-EN-PROVENCE mit römischem Ursprung.
MARSEILLE gilt unter Weinwissenden als eine der ur-alten Weinrouten griechisch-römischen Ursprungs, auf denen der Wein und seine Kultivierung als Wissen der "Antiken Welt" bis nach West-Europa zu uns kam vor mehr als 2.000 Jahren!
Die Côtes de Provence ist also ein riesiger Weinanbaugebiet. Von ARLES im Westen bis NICE im Osten und im Norden, von der "blauen Küste" her gesehen, bis nach APT bietet die geographische Lage fast ein Dreieck, dessen süd-östlicher Teil mich seiner Zeit so sehr reizte, daß ich ihn bereiste, die >Côte d'Azur>.

Von einigen der "Perlen" an der blauen Küste müsste schon was im wein-plus-Archiv zu finden sein. Hier aber nur ein kleiner "Auszug" aus der Weinnasen-"Perlenfischerei":
SAINT-TROPEZ war wohl mein Jung-Mann-Traum. Ich hoffte dort (die an diesem Ort seit 1956) lebende Brigitte Bardot leibhaftig zu sehen. Der -mein- Inbegriff einer (blonden) Kind-Frau an der Riviera sich lasziv am Strand im sündigen "Knapp-Bikini" kokett rekelnd!
Wie im Film, den ihr Schwarm Roger Vadim 1956 drehte: "Und Gott schuf die Frau"!!
Damals, in den frühen Sechzigern des vergangenen Jahrhunderts, war der Glanz dieses ehemaligen "Fischerdorfs" noch nicht verblasst und besonders die >Plage Tahiti<, das sandige "Jagdgebiet" der Playboys und Bonvivants.
"Oben ohne" ("ganz ohne") war hier in den sandigen Buchten gang und gäbe. Quasi schwelgende Genußsucht war hier angesagt.
Genau wie die petite Cafe im "Café Senequrer" in der Hafenszene des Quai Jean Jaures ergaben den Glamour-Faktor von Saint-Tropez an der Côte d'Azur, wo es s.Zt. mehr Bardot-ähnliche Mädels als Millionäre ala Gunter Sachs gab!

Empfehlen kann ich auch heute wohl noch die "LES MOULINS DE RAMATUELLE" von Christophe Leroy, an der Route des Plages; ca. 2 km bis nach Ramatuelle sind's zu Fuß ein flotter Spaziergang bis zur Mühle www.christophe-leroy.de.

Besonders kann ich nur anraten, das >Hinterland< der Region PROVENCE-ALPES, etwas weiter weg von der touristisch-quirligen Côte d'Azur zu bereisen. Mal den extraordinären Markt von VENCE in der Woche besuchen. Das den legendären Schatz der TEMPELRITTER angeblich bergende "CHATEAU SAINT MARTIN" visitieren und im Landhaus - mit schattenspendenen Olivenbäumen um einen Pool herum - Ruhe und Genuß der Provence suchen. Auf ca. 14 ha. hat der erst 1936 erbaute Komplex mit an einer Böschung gelegenen Villen, einen der spektakulärsten Panorama-Blicke von der "LE CHATEAU DU DUMAINE SAINT MARTIN". Etwa 3-4 km von Vence entfernt ist's leicht zu finden.

Geballte Kultur kann man in SAINT-PAUL-DE-VENCE, nördlich von CANNES, seit 1965 finden. Denn dort befinden sich die GALERIEN der "FONDATION MAEGHT". Von Nice in wenigen Auto-Minuten (10 km!) erreichbare Weltklassekunst von u.a. Miró, Calder, Matisse, Braque, Kandinsky, Giacometti u.v.a. Große der Kunst des 20. Jahrunderts. Viele von Ihnen waren auch im charmanten und bekannten "LA COLOMBE D'OR" und bezahlten teilweise mit ihren Werken - wie in Düsseldorf bei "Mutter Ey" - ihre nicht grade knappen Zechen. Restaurant und Gasthaus sind -leider- sehr bekannt und gefragt, deshalb reservieren.

Eine der wohl perfektesten Unterkünfte die ich im Hinterland der Côte d'Azur kenne und empfehlen kann, ist das "HOTEL LE SAINT PAUL" in der Mitte der kl. Stadt. Mit reizvollem Provence-Feeling nach ermüdenden Kunstgeuß www.fondation-maeght,com wieder ein MUSTE in der Rue Grande 86.

Ein -leider- bereits vor Jahren "entdeckter" Geheimtipp für Gourmets ist die sog. "Sonnenküche" - cuisine du soleol - des creativen Köchestar Roger Vergé in seiner "LE MOILIN DE MOUGINS"!
Vergé's Verdienst um die provencalische Küche ist weltbekannt. Seine Kräuter und Gemüse holt er aus eignem Garten und bot müden Genießern auch einige Zimmer an.
Ob - nach 35 Jahren Eß- und Genußkultur Roger Vergé nebst seiner Frau Denise - der jüngere Nachfolger Alain Llorca an den steten Erfolg des genialen Meisters anschließen kann, an das ästhetische Imperium, von Madame Vergé geprägt, bleibt für mich abzuwarten.
Gerne würde ich mit dem freundlichen und ambitionierten Roger Vergé wieder durch den kultigen Garten krauchen um auszusuchen, was "wir" in der Küche der Olivenmühle als traditionelle oder "abgespeckte" Variation der Landesküche "gebrauchen" können! Temps perdu; aber der Geist des genialen Meisters ist bestimmt noch wachend vorhanden. Ich werd's ja bald -wieder- sehen. Genauso wie das pitoreske kl. Städtchen Mougins, ein authentisches "Village perché" mit Kopfsteinpflaster, Märkten und den verführerischen Düften von Blumen (Mimosen) und "Kräutern der Provence".

In einer Höhe von ca. 400 m.ü.M. liegt die renovierte mittelalterliche Stadt "EZE" und wirkt sehr pitoresk, wie es am Felsen "klebt" und als militärische Anlage statt touristisches Fotomotiv. Die engen Gassen bieten Antiquitätenhändlern und (Kunst-)Handwerkern ein "gesundes" Auskommen. Und... auch NIETZSCHE kam, sah und schrieb hier "Also sprach Zarathustra".
Wie alle Touristen den Santir Nitzsche, den zum Meer herabführenden Eselspfad abstiefeln wollen, versteh' ich nicht. Ich genieße lieber im "CHATEAU DE LA CHEVRE D'OR" den phantastischen Blick vom Pool des Hauses aus.
Der Ort, der nur ca. 11 km östlich von Nizza liegt hat eine kl. Überraschung: Noch ein Schloßhotel, das vom Schwedenprinzen in den 1920-igern renovierte, 400 Jahre alte "CHATEAU EZA" mit wahnsinnigem Blick über's Meer und weite Teile der Küste.
Unbedingt auf der Freiterrasse des sehr luxuriösen Hauses einen Tisch reservieren und genießen, träumen und... nochmal dasselbe bitte. Dann aber im Innenbereich des v.g. Hotel "Goldene Ziege", daß mir mit seiner "feineren" Küche etwas besser gefällt, für sein (vieles...!) Geld ein köstliches Mahl genießen.
Kaum glaublich, daß ein so >winziger< Ort zwei solche Hotels "Grande Luxus" überhaupt "verträgt"?!

Das "HOSTELLERIE DE CRILLON LE BRAVE" liegt etwas zu weit weg von der Côte; ca. 30 km östlich von ORANGE. Wäre aber doch eine Tagesreise wert. Zumal man sich prima am sonnigen Pool des ruhigen Hauses erholen kann; mit Blick auf den 1.828 m hohen Mont Ventoux. Was einst Dorfschule und Haus des Dorfpriesters war, ist nun ein bedeutender Ort des Genusses in würdiger Stille unterm Schatten der Zypressen und Feigenbäumen. Gesäumt von bunten BLüten der Clematis und Jasmin. Von den Lavendelfeldern strömt der Duft der Provence über die schattige Terrasse! Also... entscheidet selber, ob sich die Tagestour hier herauf "lohnt" (besonders zur Zeit der Trüffelsuche im Okt./Nov. zu empfehlen)!

Ein Juwel in den Perlen der Côte d'Azur it sicherlich "CANNES". Ein Inbegriff des Luxus der Belle-Epoque ist nur ca. 30 km von Nizza entfernt.
Flanieren über die Promenade da la Croisette. Entlang an den Palästen und unter Palmen der Uferpromenade. Bis zum Strand (Streifen!) des berühmten "CARLTON". Einer der schösnten Strandabschnitte an der Croisette, an dem sich neben Coco Chanel dereinst Könige und Prinzen sonnten und in "Mode der Zeit" ("Haute Mode") sich an die Strandbar setzten um gesehen und bestaunt zu werden. Heute gibt's hier keine Coco oder Prinzen mehr und der arg gebeutelte Tourist ist auch nicht der "König der Saison".
Aber auf in's "Süße Leben" des wohl farbenfreudigsten und - auch nach dem Film-Festival-Rummel - gut besuchten "HOTEL CARLTON" in der Intercontinental Group ein funkelndes Juwel, das man während der Festivalzeit Mitte bis Ende Mai meiden sollte - oder die Welststars Jack, Sharon, Mel oder Bruce mit... 'ner pushigen Busenlady bewundern kann!

Dann gäbe es noch viel mehr an "Perlen der Côde d'Azur", z.Bsp. in Val d'Enfer das "Adlernest" mit Blick auf die Weingärten bei "LES BAUY-DE-PROVENCE" mit dem fürstlichen Restaurant "L'OUSTAU DE BEAUMANIERE", einem alten provencalischen Gutsgebäude mit sehr berühmtem Weinkeller für Weinkenner bietet sich hier wieder eine lukullische Erfahrung .
Das zerstörte Felsenschloß nebst Festungsmauern erinnert noch an die von Kardinal Richelieu im Auftrage seiner kgl. Majestät Louis XIII., im 17. Jhdrt. durchgeführten Schleifungen und blindwütingen Zerstörungen in und um LES BAUX herum. Deshalb hier auch der Name "Ville Morte" (Tote Stadt!)!

Tja, da wären noch mehr an "Perlen" aufzuzählen, deren genußbringenden Besuch das Budget und die Urlaubszeit der meisten "Wein-Forumianer" erheblich überziehen würde. Z.Bsp. in Aix-en-Provence in Antibes (müsste ich doch was im Archiv des Wein-Plus stehen haben) oder in Arles oder in und bei Marseille oder, oder. Es wären Monate und die Seiten eines Buches "notwendig", um hier alle Perlen und Juwelen dieser wundervollen Küste und des Landes PROVENCE aufzuführen.
Nur... dies würde keine Zeit für Genuß in Muße und auf Weinnase-Art bedeuten. Und... im Forum würden die Sturm-Glocken des Unmutes läuten, die all die Leute gegen mich lärmend schlagen würden.

Obwohl ca. 2 Weingüter in der AC PROVENCE den CRU-CLASSE-Status in 1950 bekamen, weist dies nicht zwangsläufig auf Qualität der Weine hin. Leider haben jahrelang die Heerscharen der Touristen schnöde Beutelschneiderei mit den Weinen des Landes, meist dünnliche Rosé's, als "typisch" hin- und dankbar in den Bar's, Restaurants oder teuren Küsten-Hotels hingenommen. Wohl ganz benommen von der sprichwörtlichen Schönheit des Landes und seiner pitoresken Küste.
Außer der AC BANDOL bei Toulon fand ich s.Zt. leider sehr wenig "berichtenswertes" aus der AC PROVENCE (seit 1977). Sicherlich, die Zeiten und das Können der Winzer hat sich spürbar verändert, d.h. verbessert. Herrlich duftig-leichte Rosé's, charaktervolle Rote und charmante Weiße - mit den Aromen von Kräutern und Pinien und mehr Kontrollen haben einen Genuß erst ermöglicht.

Die folgende Aufstellung ist bestimmt nicht vollständig, wiest aber auf recht anständige Weine hin:
1. www.bunan.com - siehe auch Domaine du Belouve
2. www.chateauvannieres.com - seit dem Jahr 1532
3. www.vivonne.com - 15 ha. "Spitzen" Weine!
4. www.masdeladame.com - Ökologisches Weingut
5. www.chateaulacoste.com - mit 148 ha. eines der Größten!
6. www.trevallon.com - seit 1994 Weine der Superlative
7. www.gavoty.com - beste Provence-Weine
8. www.domaine-des-beates.com - beste, aber teure Weine!

Acht Empfehlungen müssen genügen um Euch in der Nacht Reise- und Genußgelüste aufkommen zu lassen.

Eure olle Weinnase;
auch dort bald wieder "on the road again".
Dem "Reinen Wein" und dem "Licht der Provence" entgegen!

(*)Es ist für mich olle Weinnase schon sehr interessant zu sehen, wie viele ehem. "Fernseh-Macher" und bekannte TV-Kommentatoren sich in der letzten Zeit als profunde >WEINKENNER< so gerne "outen" und sich damit so manch "guten Tropfen" ergattern!
Einem, dem ich das WeltWeiteWeinWeissen als glaubhaft abnehme ist Mr. Tagethemen Ulrich Wickert von der ARD (NDR). Ehedem TV-Korrespondent in Paris, der für jeden Tag im Weinjahr einen anderen frz. Käse und viel von leckeren (Rot-)Weinen kennt. Er lebt mit seiner (3.) Ehefrau unerkannt in einem kl. Dorf in der PROVENCE und nun (zeitweiligen) Ruhestand. Als "Krawatten-Mann des Jahres" wurde er auch als Bestseller-Autor (Krimi und Sachbücher) bekannt.
Das er mal Kellner in der "Bonner Republik", einer Elsässer Weinstube in Bonn war und zu den "unruhigen" Linken zählte, ist kaum bekannt.

(*)Günther Grass war ein alter Freund der Familie. Ein Lokal für "Linke" und "Medienschaffende" der Ära Werner Höfer (der dort oft spätnächtlicher Stammgast war) und umtriebige Politiker; die sich besondern gerne Dienstag, dem "Diensttag" des Kellners Ulrich; dort lange Zeit trafen. Es ist lange her und der 1942 geb. Wickert nun - wie ich - seit langem Rentner.

Also "Sei nicht so faul und verweicht. Genießen ist wahrlich nicht leicht. - BRECHT -

Und aufgemacht in die Provence auf den Spuren (von Ulrich Wickert und der Weinnase) für Genießer. Beachtet dabei aber auch: "Was man erforscht (erkundet), verändert man auch" - Heisenberg -


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