Weinnasen-Geschichten aus 2007

Rosa-Rote Zeit - "Sommer-Wein-Zeit" -


04.07. 2007

Als Reisen noch ein gewisses Abenteuer war, die Sommerfrische dem heutigen Urlaub den Namen gab und der (Pauschal-)Tourist noch nicht "erfunden" war, hätte ich gerne so meine Touren gemacht und   g e r e i s t !

Lange Planungen, Ankündigungen per wochenlanger Briefpost oder das klappernde Telex-Gerät, als Kommunikation in's geplante Reiseziel, die Reservierungen in weit entfernte Länder unserer (Reise-)Welt vermittelte. Genaues Kartenstudium, Bücher in Bibliotheken über die Reiseländer wälzen, sich an Botschaften oder Konsulate der Gastländer wenden.
All dies, und noch einiges mehr war notwendig, um eine Reise nach... (x) anzutreten, unterzukommen und gesund und heil zurückzukommen. Um zu erzählen. Von den Menschen und Kulturen, Speisen und Getränken in fernen, kaum bekannten Ländern oder in <Übersee>. Von dem Unbill der Reisen, den Merkwürdigkeiten und Gastfreundschaft in der Fremde. Von den unglaublichen Naturschönheiten, den sagenhaften Sehenswürdigkeiten und kostbarsten, seltenen Kunstwerken und Schätzen. Von fremdartigen Kirchen, Tempeln und Riten, Tänzen und Künsten in der Ferne. Dort wo die Sterne selber andere Konstellationen haben, Städte kaum richtig aussprechbare Namen und nicht immer und alles sicher war!

Diese "Zeit der Reisen", auf noch nicht >so< ausgeleierten Gleisen und noch unbekannten Pfaden und Wege ohne "Pfadfinder" und "literarische Vorkauer" dauern länger als nur ein paar Tage. "Wegezeiten" dauerten. Wer >so< -wie damals - reiste, der brauchte, neben genügend Geld in verschied. Währungen, Geduld und Zeit. Sehr viel Zeit und geduldige Gastgeber, die sich um den Reisenden pfleglich und herzlich, sowie gastfrei kümmerten. Den Fremden in der Fremde annahmen, halfen oder (teils) begleiteten und auf sicheren Wegen leiteten!
All dies - und noch mehr - bedeutete REISEN; sehen, erleben und... begreifen. Und Eindrücke sammeln, reflektieren und sich bilden, tat man. Und seine eigene Herkunft und Kultur präsentieren!
Reisen heißt: Begegnungen, die man nicht so schnell vergisst!!

Aus meinen Erinnerungen vieler Reisen und begegnungen schöpfe ich oft Kraft und Mut sowie Lust, wieder on the road again zu sein. Neues zu erleben und verinnerlichen.
Reisen hieß, sich Träumen nähern und Träume nähren. Jedes erreichte Reiseziel zieht einen neuen Träumeschwarm mit sich. Forderte mich zur nächsten Reise nach... (*) auf. Begeisterte mich schon bei der Planung und Kontaktaufnahme zu Guesthouse, Hotels oder Gastgebern aus dem privaten Kontaktkreis (durch Freunde und Bekannte empfohlen), Auswahl der "Verkehrsmittel" und Studium ihrer Time-Tables und Routen. Die Vorfreude vor jeder Reise war schon berauschend. Ungeduldig auf den Abreisetermin wartend, stellte ich mir das Ziel meiner Begierde - aus spärlichen Infos genährt - vor.
Last Minute-Booking und up-up-and away. Die Visa- oder MasterCard im Gürtel-Geheimfach. Das GPS und 'ne Liste von @dressen. Nein... dies gabs nicht. Und auch nicht Reisebüros, die mir jede Buchung abnahmen und von -fast- jedem Reiseland und -ziel, Kataloge und Info-Broschüren - bunt und vielfältig - vorrätig hatten und dazu die Auswahl zwischen Balkon- oder Meerblick. All-inclusive in 8 oder 14 Tagen buchbar; evtl. mit Verlängerungsangeboten und Rundreisen am lfd. Band!
NEIN, dies war's nie - und wird's auch nicht sein - wir reisen um frei zu werden und etwas Neues "einzufangen".

Viel hat sich in der "Reisekultur" geändert. Am augenfälligsten: Es gab damals keine Warte-Schlangen vor den Schaltern der Ticket-Verkaufsstellen und keine bunten, "märchenhaften" Reise-Kataloge.
Wohl aber Wartezeiten durch Verspätungen oder Ausfall des "Reise-Mittels". Manchmal sogar tagelang "banges" Warten, bevor die Reise konnte starten. Reisende, die viel und weit unterwegs waren, erhielten den "Ehrentitel" wie Weltenbummler oder Globetrotter. Heute heissen sie, abwertend, Touris, Backpacker oder PAXe. Der verehrte und umhegte Reisende, gibt's den nicht mehr?
Selbst ich, als i.d.R. Individual-Reisender, werde vergattert und muß oft, verdattert, Einschränkungen hinnehmen oder werde in Sitze gepfercht, die bekanntermaßen zu Gesundheitsschäden führen. Ein fragwürdiges *-Sterne-Klassifikations-System gaukelt hier Luxus oder besondere Leistungen vor. Mich als "Mensch auf Reisen" sieht man kaum und pfercht mich schon wieder in einen Raum, der der Massen-Herberge passt. Aber nicht zu mir.
Es ist sehr schwer geworden, ein -selbstbewusster- Reisender zu sein/zu bleiben, bei diesem Treiben einer Touristen-Industrie. Es glingt mir aber, mit Mühen und viel Bemühungen, irgendwie doch, so individuell und "schnell" zu reisen, wie's mir gefällt und ich mir für mein Geld erlauben kann. Denn "billig" ist's nicht, aber deutlich reizvoller abseits des "Massenauftriebs" von Touristen seine Pisten und Wege zu finden und -oft allein- zu gehen. Mit auszusuchen, was ich sehen und studieren, genießen und erleben und wo ich an abseitigen "Traumstränden" wirklich entspannt träumen kann und mich Ruhe und Zufriedenheit umfangen hält, geborgen in umsorgter Gastfreiheit.

Ich habe aber etwas kostbares - seit langen Jahren - und seltenes: genügend ZEIT um gemächlich zu reisen. Und nicht nur im gedrängten Zeitfenster von 1, 2 oder -seltener- 3 oder 4 Wochen "Urlaub". Dies schafft mir einen großen Frei- und Spielraum, mir -fast- jeden "Reisetraum" zu erfüllen und mich genauer auf der Reise umzusehen; meine eigenen Wege zu gehen, hinzusehen und auf die Menschen in der Fremde zuzugehen!

Als ich diese Zeilen niederschrieb, wurde mir bewußt, wie privilegiert ich bin, diese Chancen eines "Reisen mit Zeit" seit fast 20 Jahren zu jeder Zeit zu nutzen und zu genießen. Es beginnt wieder die Zeit der Sommerfeste, Sommerterrassen, Sommerurlaube und   S o m m e r w e i n e :
Meist leichte Rosé's und/oder Weißweine oder Sprudeliges im Glas oder selten, mal 'ne fruchtige Bowle (mit frischen Saison-Früchen!). Oder -spannende- Aperols auf Wein/Sekt-Basis mit frischen Gartenkräutern. Z.Zt. ist der Basilikum-Wein-Aperitif hipp und in. Bei mir ist's ein Extrakt aus garteneigenen Minzen mit einem "Tropfen" Beerensaft (Obstsaft von eigenen Gartenfrüchten) und dann, das frappierte Glas mit gekühltem Wein/Sekt aufgefüllt. Dies ist mein "SummerWine"-Tipp und 'ne Platte von Lee Hazlewood; mit passendem Titel dazu!

Aber 'ne ECHTE Überraschung ist eine Fl. fruchtiger MALVASIA-Rosé. Dieses Erlebnis bringt mir Italien ins Glas und viele italienische Reiseerinnerungen. Der Wein in der schmucken, kanelierten Flasche trägt den Namen MALVASIA - genau wie die Traubensorte, die zu 100% drinne steckt und frisch und angenehm duftet. Leichte 7,5 % Alk. und ein animierende Säurepegel halten die Fruchtsüße gekonnt in Balance. Die violetten Reflexe im Rosé eines lachsfarbenen Weines sind verheißungsvoller Auftakt zu einem Sommertraum als Aperitif für nur 2,29 Euro als IGT-Qualität.

CpS

parishilton


Copyright © 2007-2015 by Christian Segers - All rights reserved.
Last modified: