Weinnasen-Geschichten aus 2007

"On the road again" in's österreichische "Schlaraffen"- und Burgenland


04.08.2007

Ich gehöre zwar nicht zu den bedingungslos hörigen "FEINSCHMECKER"-Leser-Fan's, aber dieser kleine Führer wurde mir mit den lakonischen Worten "Kuckmal, ob du welche davon kennst" vor Monaten in die sich sträubenden Hände gedrückt.

"Die besten >600< Restaurants 2006/2007" tat hier das Elaborat aus dem Jahreszeiten Verlag, Hamburg auf 182 engbedruckten Seiten anpreisen. Nie hätte ich gedacht, daß ich deren exact 150 der Adressen kannte. Oft, bei einigen als "Wiederholungstäter", hab' ich bei den Empfehlungen "gut" gegessen; bei einigen auch "verdutzt" gesessen, über was sich da die "renommierte" Küche oder der unfähig-arrogante Service geleistet hat. Dort hat und wird man nicht nicht wieder sehen. Denn diese... "Adressen" lassen Gäste "hängen" und nehmen sie noch ungeniert, mit dem Graus aus Küche und Keller, aus!

Von "A" wie Aachen und dem Restaurant "LA BÉCASSE" (=frz. (Sumpf-)Schnepfe), unter den "neuen Chefs" Christof Lang und Torsten Gottfried, unschwer in der Aachener Innenstadt erreichbar, kenne ich diese "sichere Adresse" für Gastlichkeit aus der eher klassischen frz. Küche und ganz passablen (offenen) Weinangebot und angenehmen, kompetentem Service schon seit langen Jahren. Er hat die "lfd. Nr. 1"!

Bis "X", wie Xanten am Niederrhein und einstige römische Bastion am Limes und dem sternegekürten Landhaus Köpp im Ortsteil >Obermörmter<, unter dem Patron und Chef (des ehemaligen "Campinglatz-Ausflugslokal") ein lohnenswertes und noch bezahlbares Genuß-Erlebins am Niederrhein.
Nichts erinnert heute an der ehemaligen, v.g. "Bestimung" des eleganten Restaurants mit lobenswertem. tadellosen Service, mit unaufdringlicher Freundlichkeit wird hier, aus der Küche vom Padron Köpp, eine schnörkellose, perfekte frz. Küche der Extra-Klasse serviert.
Mit den hausüblichem Weinangebot der "korrespondierenden Weine" macht man keine Fehler. Und die i.d.R. regionalen Produkte sind großzügig bemessen und nicht mit vermessenen Experimenten, "an (und auf) Teller" und gehen mir auf'n Wecker, je kecker der Koch seine Experimentier-Wut über'n Teller -dekorativ designt- gießt. Hier ist's noch stimmig und "bodenständig" und einen kl. Ausflug in Richtung Nimwegen/Niederlande wert. Denn dieser Herd wäre mir mind. einen "CpS-STAR" und Wiederholungen wert.

Und was die Herren Redakteure Achim Becker und Winfried Böhrsch sich von den lokalen Tenören aus/über die Düsseldorfer Gastro-Schickeria hat - wie einst und eh' - hoch bejubeln lassen, stimmt (nicht nur mich, den Gast unwichtig) sehr nachdenklich und macht mich mies gelaunt. Fast alle Adressen sind alt-eingesessener "Schnee von gestern". Und, sogar ein "Spitzenreiter" ist seit Monaten aus dem Gastro-Rennen ausgeschieden. Hier tat die Redaktion - wieder mal - "pennen". Und nicht bei allen Tipps und Empfehlungen würde ich dem ">FEINSCHMECKER" in Düdo und Umgebung hinterher/nachlaufen (Ingo Köthschneider hat das "Canonicus" im Ortsteil Gerresheim schon Anfang des Jahres 2007 verlassen. Ein neuer Patron ist im gediegenen Fachwerk-Haus wohl nicht -mehr- in Sicht).

Dafür fehlen hier -mir- einige neue Gastro-Adressen. Ich bin aber nicht darauf versessen, die Mdme. Madeleine JAKITS (V.i.S.d.P.) und ihre Crew zu belehren oder mit meiner Meinung zu beehren (redaktion@der-feinschmecker.de)...
Als Adress- und Telefon-Buch ist's Heftchen -weil kostelnlose "Beigabe"- ja ganz brauchbar. Ansonsten aber "arm" an wirklich neuen Entdeckungen als genießerische Tipps aus Hamburg (wo sehr viele Rest.-Adressen findbar sind - wen wunderts?!).
Also bis dato 25 % der "Besten" hatten mich in Begleitung schon -oft mehrfach- zu Gast und als Genießer sehen können. Gott-sei-Dank erkennt mich konsequenter "Nörgel-Pitter" kaum einer der Gastronomen und Chef's. Und so kann ich "frank und frei", sowie kritisch und korrekt, mir meine Meinung bilden und anderen Genießern und Weinfreunden der ollen Weinnase verkünden. Auch von den Gastro-Sünden und unverschänten Service-Attacken und Produkte-Macken kann ich >Euch< dann - "ab-und-an" - berichten.
Oft "kryptisch" verpackt in den www.weinnase.de-Geschichten und Reiseberichten aus/auf der WeinWelt. Auch für Genossen mit wenig Geld ist gefälliges wie genießbares schon dabei. Solidarität ist für mich kein "alt-deutsches Schimpfwort". Und Gastfreiheit für mich der Hort der Genüsslichkeit.

Das Obst! Das Getreide! Das Fleisch! DER WEIN - "MEINKLANG" aus dem österr. Burgenland. Ein sehr beachtenswertes Bio-"Projekt" eines pannonischen Fanmilien-Clans und Spitzenwinzers aus dem "Seewinkel"!
Eine Geschichte eines Bio-Weingutes und Bio-Bauernhofes, mit biodynamischer Mischwirtschaft, aus dem österreichische-ungarischen Grenzland und inmittelbar am Natur-Reservat "Neusiedler See" gelegen. In unmittelbarer Nachbarschaft zum "Wein-Kracher", in dem kleinen, verschlafen wirkenden Örtchen Panhagen, der einst an rostigem Stacheldraht des "eisernen Vorhangs" bis zum 17. Juni 1989 endete.

Den österr. Weinguru Alois Kracher und dem Luxus-Fress-Tempel "Taubenkobel", in der Nachbarschaft zur Schickeria und Purpur-Reihern, Enten, Gänsen, vielen "wilden" Wasservögeln, Schilf, Lilien und... Wasserbüffeln, haben die energischen Michlits als Clan ein Bio-"Projekt" von Rang und viel Bewunderung in nur wenigen Jahren auf ihren 1.100 ha - davon ca. 55 ha. Rebanlagen auf österreichischen, platten Böden - geschaffen: Biodynamischer Landbau in Mischwirtschaft mit Obst (Äpfel etc.), Getreiden und prächtigen Herdentieren auf Weiden in Österreich und nun auch -wieder- in Ungarn.
Quicklebendige Angus-Rinder (ca. 300 Viecher) leben hier "ungebunden", auf 30 ha. stehen Apfelbäume in Bio-Ertrag der grenzübergreifenden Landwirtschaft.
Kein Vino-Protzo-Palazzo, von Eil- und Bankkrediten, "beeindruckt" hier architektonisch-"philosophisch". Ein klarer, nüchtern wirkender Zweckbau aus der Feder der schwesterlichen Architektin (mit natürlichen Materialien) der Winzersfrau, ist hier gebaut und kein Geld in Prunk-Pompös - "versenkt" worden. Ein beachtenswertes Werk der Wiener Architektin Reinhilde Tschida!
Vom "wohlklingenden" Namen des "Projekts" möchte ich noch kurz berichten:
- MEIN steht für Individualität!
- KLANG für Harmonie und "Einklang" mit der Natur!

Nein, ich bin nicht "blau" noch hab' ich mich verschrieben! Er heißt >so<, der Spitzen-Rotwein <"ZWEREST"&glt; aus dem Jahre 2003 ein Qualitätswein aus dem Burgenland/Austria. Und für 17,50 Euro ist er als Bio-Wein schon jetzt voll genießbar und in ein paar Jahren wohl inmmer noch "da"!
Was verbirgt sich hinter diesem so eigentümlichen Namen? Nun, 75 % der Cuvée kommen von den Trauben, die der famose Dr. Zweigelt 1922 in und fürs Burgenland einst züchtete; eine Kreuzung der Sorten St. Laurent und Blaufränkisch. Die restlichen 20 % von Cabernet Sauvignon und 5 % vom Merlot und Blauburgunder! In neuen Barriques aus pannonischer Eiche gereift, ist hier ein Genießer-Traum cuviert worden. Ein Lob der aus Gießen/BRD stammenden Önologin, der 29-jährigen Angela Richnour, die hier als studierte Geisenheimerin nicht nur einen beachtenswerten Tiopwein geschaffen hat, sondern richtungsweisende vinophile Wege gegangen ist. Und die Pfade der Liebe zum Winzersohn Werner Michlits. Beide schufen diese "Novität in Rot" auf dem burgenländischen Streckhof.
Ein Aufbruch der neuen Generation, neben den "alten Krachern" wohl bald ebenfalls als Guru's angesehen. Denn weltweit steigt der Marktanteil von "Bio" und dem gefragten Bio-Wein mit 2-stelligen Raten. Statt dem bislang ülichen Hohn und Spott genervt zu erliegen und zurückzustecken, haben diese einst verlachten Jecken (=rheinisch für Narren) kräftig in die Hände gespuckt und gelassen, seit nun über 30 Jahren, mit den Schultern gezuckt und... der Erfolg der letzten Jahre gab IHNEN so Recht. Und macht MUT. Denn BIO tut uns allen "gut" und bietet neue Genußwege sowie Auswege aus dem Klima-/Umwelt-Dilemma "and keeps the doctors and drugs away"!
Solch ein Prestige-Rotwein verführt mit Aromen von reifen, sonnenverwöhnten, dunklen Beeren, Kirsch-Anklängen und zarten, frischen Würzaromen (Lorbeer etc.).
Eine stabile Struktur und dichtes, facettenreiches, feinherbes Spiel am Gaumen und sehr lange anhaltend, ist dieser in kirschrot brillierende Wein.
Der JG 2004 ist noch nicht teurer, schon trinkreif und mind. bis 2013/15 lagerfähig. Jetzt sollte man für 17,50 Euro (=0,75 ltr. Flasche) zugreifen, Geduld beweisen und den Schmelz des Weines im nächsten Herbst - zu waldfrischen Pilzen - Schmorbraten oder Wild genießen und, auf meinen Tipp, den Kauf begießen!
Wer zu spät kauft, der wird verdrießen, weil dieser Burgenländer mit südlichem Charme wohl von vielen Wf. dankbar und gerne in den Arm in den Bio-Winzern abgenommen - bis hin nach Asien/Japan(!) - werden wird. Ich glaube nicht, daß die olle Weinnase sich hier irrt!

Abschließend noch ein pannonisch-gastronomischer Tipp in Podersdorf. Denn hier lädt die DANKBARKEIT zum verweilen und genießen ins gleichnamige Gasthaus der Eheleute Leutsch ein.
Bei regionalen Weinen und traditioneller, pannonischer Küche, vergeht die Zeit wie im Fluge, hier im Seewinkel des Burgenlandes.

Klar, das Restaurant "Taubenkobel" sollte man auch besucht, abers reservieren nicht vergessen! Hier wird merklich teurer als zur "Dankbarkeit" gegessen. Gilt aber auch "als" -vielleicht- bestes Restaurant ganz Österreichs. Und wer denn vom steten Genuß im Überfluß des österreichischen "Schlaraffenlandes" seelig und müde wird, der Wirt lädt gerne in die luxuriösen "Landhaus"-Zimmer ein. Ich schnapp mir lieber noch a Flascherl Wein und schlag den Weg zum stillen, mondbeschienenen Seeufer ein und schlaf dort genauso (wein-)seelig auf der Bank oder am Strand im Liegestuhl der "Mole West" geduldetermaßen ein. Bis mich ein kackender Seevogel als Zielscheibe auserkoren hat und mich als biologisch-dynamischer und "Fliegender Wecker" bombardiert. Ist oft schon >so< beschissen, ein wahrer Naturfreund und Biowein-Liebhaber zu sein!

Meint Eure olle Weinnase,
die Euch den Tipp zur Vinothek im "Mooslechners Bürgerhaus" in Rust noch mit auf den Weg gibt: Gratis - wie immer - und weinseelig auf dem Weg ins Bett!


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