Weinnasen-Geschichten aus 2007

Spottlieder und spöttische Verse: Küchengedichte!

17.08.2007

Tach aber auch!

"Die wahre Kochkunst besteht nicht darin, daß man bloß objektiv kocht, sondern auch subjektiv sich des Kochens bewusst wird!"
Die Assoziation mit dem Bild des vor dem kupfernen Kessel sitzenden Affen, der seinen Schwanz kocht, hatte wohl ein "Düsseldorfer Jonge" gehabt, als er sich mit den abstrakten Lehrgebäuden der Pilosophie - unehrbietig und bewundernd zugleich - beschäftigte.
Mit der Fichte'schen Pilosophie "der Gedanke soll sich selber belauschen, während er denkt, während er allmählich warm und wärmer und endlich gar wird" zum Beispiel.
Zu dieser Zeit, in der er in seiner Heimatstadt Verkannte, schrieb Brillat-Savarin die "Physiologie du Goût" in 1825. Es war die Zeit, in der geistreiche Denker und Köpfe über Essen und Kochkunst sowie (Wein-)Genuß schreiben durften - und konnten.

Im VITZLIPUTZLI steht der Vers:
"Neckend, prickelnd, leidenschaftlich - und mein grübelnder Geruchssinn quält sich ab: wo hab ich denn je dergleichen schon gerochen?"

Schnuppernd die Wahrheit ergründen zu können, war ihm stets zu eigen. Unzählig die Anspielungen auf Essen - den Genuß - in seinen Schriften und Gedichten. Als Epikureer liebte er die Tafelfreuden seiner Zeit der Umbrüche und Revolutionen und sozialen Veränderungen. Am 11. Dez. 1797 wurde er in der Düsseldorfer Altstadt (Haus der Bäckerfamilie Weidenfels) als Sohn eines nicht sonderlich erfolgreichen Kaufmanns - als Jude - geboren. Später konvertierte er dann zum "bürgerlichen" Christentum und veröffentlichte unter dem Namen >Freudhold Riesenharf< 1817 in Hamburg's "Wächter" erste Gedichte.
Er starb am 17. Feb. 1856 am Muskelatropie (wie der Düsseldorfer Maler Immendorf 2007) in Paris. Hier wurde er zur "letzten Ruhe" auf dem Friedhof Montmartre (="Berg des Leidens") beigesetzt. Wo auch ich des öfteren an seinem Grab stand und "sinnierte"!
Kurz von seinem schmerzhaften Tode schrieb er noch - krank und impotent- seine bitterste Alterserfahrung an seine letzt Liebe "Mouche":
"Worte! Worte! keine Taten!
Niemals Fleisch, geliebte Puppe,
immer Geist und keinen Braten,
keine Knödel in der Suppe!"

Von seinem Leben hielt er aus der Matratzengruft "Rückschau" und schrieb:
"Ich habe gerochen alle Gerüche in dieser holden Erdenküche."

War Goethe eher ein "Augenmensch", so war er zweifelsohne Geruchsmensch, der es verstand, seine Weitsicht methaphernhaft in Versform - die Welt an ihren Gerüchen erkennend -, oft witzig niederzuschreiben: Ein Lebensreigen an Gerüchen!
Als letztes noch ein Zitat, daß mir besonders gefallen hat, aus dem Jahre 1853:
"Ich gestehe bescheiden, mein Verbrechen war nicht der Gedanke, sondern die Schreibart, der Stil"!
Darauf reagierte er gedenk des Bundstagsbeschlusses von 1835, mit dem er mundtot gemacht werden sollte, seiner polemischen Waffe, die Erdichtung, beraubt werden!

Und mit den Zeilen, aus dem "Buch der Lieder" von Heinrich (Harry) Heine leg' ich mich wieder, nix wesentliches versäumend, unter meinen alten Apfelbaum und warte auf einen Traum; mit müden Gliedern!

PROSA: Oh ihr Götter! Ich bitte euch nicht mir die Jugend zu lassen , aber lasst mir die Tugenden der Jugend, den uneigennützigen Groll, die eigennützige Träne!
Lasst mich nicht ein alter Polterer werden, der aus Neid die jüngeren Geister ankläfft, oder ein matter Jammermensch, der über die gute alte Zeit beständig flennt... Lasst mich ein Greis werden, der die Jugend liebt und trotz der Altersschwäche noch immer teilnimmt an ihren Spielen und Gefahren
Mag immerhin meine Stimme zittern und beben, wenn nur der Sinn meiner Worte unerschrocken und frisch bleibt.
Sie lächelte gestern so sonderbar, halb mitleidig, halb boshaft, die schöne Freundin, als sie mit ihren rosigen Fingern meine Locken glättete... nicht wahr, du hast auf meinem Haupte einige weiße Haare bemerkt?

"Und scheint die Sonne noch so schön, am Ende muß sie untergehn."

Geschrieben zu Paris im Frühjahr 1817
- Heinrich Heine -

Dem noch etwas nachzusetzen, hinzuzufügen wäre Stuß. Deswegen mach ich hier Schluß und's mir unter den Apfelbaumzweigen schattigem Dach gemütlich und tue mich an der 1.ten Flasch des biodynamischen Weines von Bürklin-Wolf mit einem großen Schluck gütlich:
Gleissendes Gold; intensive, reife Fruchtaromen von Aprikose und sahne-cremiger Vanille schmeichelt der Zunge wie dem Gaumen:
2003er Bürklin Wolf Ruppertsberger Riesling, trocken (ohne VDP-Adler)
Und für -damals- +8,00 Euro ein Erlebnis: "Goût des Terroirs", von s.Zt. erst 6 ha und nur max. 30 hl/ha an "Ertrag" eine echte Überraschung, die der Herr v. Guradze da präsentiert!

Dieser Wein, und die geplante kpl. Umstellung (85) des Pfälzer Hofgutes Ruppertsberg auf BIODYNAMISCHEN WEINANBAU schlug wie ein Jet-Knall in die Winzer- und Wein-Freak-Szene ein. Statt des üblichen Traktorengeknattere nun nur noch trabsige Pferdehufe auf'm Wingern? Nein, dies darf in einem solchen renommierten Traditionsweingut doch nicht wahr sein! Zu schön, um wahr zu sein (werden)! Oder träum' ich schon wieder und höre der Spötter dumme Schandlider?

Die Gerüchteküche dampfte und der Kessel mit "bösen Gedanken" kochte, nicht nur in der Pfalz, seinerzeit über.
Nun, ich werde immer schläfriger und müder...

Und datt war ett aus dem kl. "Zaubergarten" im Southpark der kl. niederrhein. Stadt, des Dichters Heine Geburtsstadt Düsseldorf!

Eure traumselige olle Weinnase,
mit traumwandlerischer Sicherheit auf neuen Pfaden, den "Reinen Wein" suchend...
- schnarchend -

Den Gästen bei meiner (Wein-)Freundin, der echten Barbara Becker in Düdo-FlinGERN zur Degu am 18.08.2007 der famosen Herrenberg *R*ieslinge des Saar-Weingutes Loch, Schoden gewidmet.
Dem/r edlen Spender/in sei hiermit gedankt für LOCH-Rieslinge der Jahre 1999 - 2003.

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