Weinnasen-Geschichten aus 2007

Auf der Suche nach dem "Malvasia"-Traum (2005)

- Es gibt auch im Penedés noch andere Wein/Cava-Träume -


08.08.2007

Tach aber auch!

Ich glaube im Weinjahr 2005 wars, da erhielt ich von einem mallorquinischen Weinfreund die "ultimative Aufforderung", als sein Gast eine typische mallorquinische Spezialität zu kosten. Dazu einen leckeren katalanischen Wein, ein paar Oliven und verschiedene Käse.
Klar, da hab' ich an Fisch, frisch auf'm Tisch; Spanferkel, knusprig aus dem Holzofen; Lamm in Kräutern mariniert, vom Grill, erwartet. Allesamt sind's typische spanische, katalanische oder - wenn man's >so< will -, auch mallorquinische Spezialitäten.
Aber... ein "Pa emtomàquet" (=katalan), ein "Pamboli am tomàtiga" (=mallorquin), ein "Gericht", ein "Gedicht an heimischen Geschmack" und preussisch "zack-zack" auf'm Tisch. Ist ja auch nicht viel, was man - für 1 Person - dazu braucht. Und >so< kompliziert, daß nach dem Rezept-Studium einem "der Kopp raucht" ist sie beileibe nicht, diese sehr beliebte Vorspeise. Nur reif und frisch müssen diese Produkte auf'n Küchen-Tisch:

- 2 große Brotscheiben eines groben" Bauernbrotes
- 1 sonnengereifte, aromatische Tomate
- etwas "extravergine" Olivenöl
- etwas naturbelassenes, grobes Meersalz
- etwas (fakultativ) reiner Weinessig
- 8 große schwarze Oliven (mögl. kernlose!)
- 2 Teelöffel mild-gesalzener feiner Kaoern
- 1 Teelöffel -fakultativ- frischer Meerfenchel

Die Brotscheiben in daumen-Dicke Rösten (Holzkohle-Grill oder Toaster(Pfanne). Die in hauchdünne, fast "gelaserte" Scheiben geschnittene Tomate auf's heiße Brot legen und mit einem breiten Messer/"Spachtel" auf's Brot >eindrücken<.
Darüber dann das Olivenöl geben (träufeln). Das grobe (gemahlene) Meersalz dazu geben und abschmecken. Ein paar Tropfen eines Vinagre (=Weinesseig) darauf, und die gehackten Oliven mit den Kapern (vorher in lauwarmen Wasser "spülen") vermischt, dazu geben.
Zuletzt mit Meerfenchel und frischen Kräutern (Oregano, Thymian, Rosmarin) nach Wahl aus dem Garten garnieren!
BOM PROVIT = Guten Appetit!

Und dann dazu ein typischer, katalanischer Wein, wie man ihn auch in <SITGES>, DEM katalanischen "Badeort", ca. 40 km südlich von Barcelona gerne -wieder- genießt. So zum Beispiel im, vor dem eigentlichen Stadtzentrum auf Sand gebauten "Institution", dem <CHIRINGUITO>. Seit 1913 thront diese seltsam anmutende Melange aus Kiosk, News-Treff, Tapa-Bar und "Lokal mit Vinothek". Der bekannte span. Autor <César Gonzáles Ruano> soll diesen "place to be" als jahrelangen "Schreibplatz" u. 2. "zuhause" genutzt haben. Einige Cubano's, ehemalige Auswanderer nach Kuba (und heimweh-kranke alte Rückkehrer), diese Stammgäste prägten den Namen für diese Art von... "Strandbuden"/Cafe's, die inzwischen ganz Spanien "beherscht". "Chiringuito" hieß damals auf Kuba ein kl. Kaffee, der dort in Kaffee-Bars mit dem Namen/Ruf/Bestellung üblich war.
SITGES kann als Ausgangsort für die Erkundung des Weinanbaus in den Weinbergen des <Penedés> gelten. Der schicke und nostalgische "Badeort" gilt den Spaniern als kleine Stadt der Künstler und Heimat der "kubanischen Villen" an der "Ruta de los americanos", die ausdrucksstark Zeugnis über den Reichtum der früheren katalanischen Auswanderer auf Kuba in der Karibik geben.
So auch der zu Ruhm mit Rum gekommene Don Facundo Bacardi Massó (1814-1887), der Begründer der einst in <HAVANNA> beheimateten <RUM-Dynastie "BACARDI">. Mit der berühmten Fledermaus in Firmen-Logo bezahlte dieser Familien-Clan der Sitges-Auswanderer auch zum erheblichen Teil den militanten Widerstand gegen Castro's System; als enge Freunde der CIA-Fürsten in den USA wollten sie Fidel duch x-Attentate töten. Das Debakel an der <"Schweinebucht"> auf Kuba ist dazu ein geschichtsträchtiges Zeugnis dieses "Eroberungs-Dranges"!

Die Leichtigkeit des span. Südens, die lukullischen Spezialitäten aus dem Meer (z.Bsp. ein CARPACCIO vom fangfrischen Emperator; dem Schwertfisch aus der Region!) und die "neuen", leichten Weine aus dem nahen (ca. 50 km) Penedés, machen Spass, diese Region am Strand und SITGES mal "per pedes" zu erobern und dabei mit allen Sinnen genießen (so wie der bekannte Sänger und Bodega-Besitzer: Luis Llach...), auch mal ein "Tomatenbrot" mit schwarzer, bitterer Schokolade.
Oder wie's die olle Weinnase gerne nach Degustationen >so< mag: Mit einem kl. Teller (Tapa) "Boquerones" (=marinierte Sardinen!) und etwas luftgetrocknetem Schinken "Iberico", von glücklichen Schweinen aus Eichel-Mast; freilaufend unter ur-alten Eichenbäumen. Etwas kühles Brunnenwasser, Luft und Schatten sind mir ein nie vergessender Genuß gewesen, der "Heimweh" macht!

Das Hotel "San Sebastián Playa", Port Alegre hat ein formidables Restaurante mit Meerblick, Terrase, dem "EL PÓSIT" ein Hit in dem Haus mit gediegenem mediterranem Charme .
Modern und luxuriös ist's unübersehbar am Yachthafen. Viel zeitgenössische Kunst von katal. Künstlern und "Künstlern" in der hoteleigenen Küche, eine weitere Empfehlung ain "Blickfang", das Hoptel "ESTELA".
Als Restaurant-Tipp ist für mich die Gastro-Institution "MARCIEL" am Passeig de la Ribera 6 (0034/93-894-2054) und das gediegene "AL FRESCO" in der pitoresken Altstadt. Ein "lauschiger" Innenhof, libanesische und marokkanische Spezialitäten prägen hier die mediterrane (teure) Küche. Eine beachtenswerte Weinkarte "lockt" hier her: San Barrabeitg 4 (0034/93-894-0600). Und wer direkt am Meer seinen "catch of the day" an der Strandpromenade genießen möchte, der "gehört" hier hier; MARE NOSTRUM am Passeig de la Ribera 60/62 (0035/93-894-3393) wo er sehen und gesehen werden kann.
Ansehen sollte man sich aber auch das Wohn- und Schaffenshaus des Künstlers Santiago Rusinol, das heutige "Museu cau Ferrat" in der Calle Fomollar. Auch das ehem. Weinhaus der Fam. Llopis auf der Calle San Ganduci 1, dem "Museu Romantic" geben Aussichten und Einblicke ins traditionelle katalan. Großbürgertum in Sigtes.
Ein Gläs'chen des süffigen Malvasia serviert der 62-jährige José Mari, der entspannte Padron des "Mare Nostrum", nach dem der fangfrisch servierte, was "unser Meer" -noch- hergibt und einfach -wie frisch- auf'n Tisch kommt. José's Großvater zählt(e) zu den Weinbauern, die noch süßen Malvasia erfolgreich anbauten und als weltberühmte Weinspezialität auch bis Kuba exportierten. Den heutigen Ambrosia keltern Nonnen des kl. Klosters/Spitals "San Joan el Bapista".

Aber nicht -wieder- von diesem seltenen Wein will ich Euch's "Mündle" wässrig machen. Nein, der Penedés-Wein der "neuen" Generation soll es sein :Bio:-Wein!
Nicht allzu "teuer", typisch-regional. Und dies also fand - nicht nur ich - im Weinanbau des Winzers Albert i Noya und seinem Spitzen-<CAVA&ht; aus dem Penedés-Superior; 800 m.ü.M.
VINYA LAIA (13,50) Euro, CAVA BRUT (DO)
Ein feinperliges Vergnügen zu den, teils pikanten Frisch-Fisch-Gerichten aus der typ. katalan. Küche. Und bei dem Cava kann ich noch mir die Ausbau-Varietät, von beinhart und trocken bis schmeichelnd und süß zu den jweiligen Menue-"Teilen" aussuchen.
BRUT passte zum gegrillten Seehecht, Schwertfisch-Carpaccio, Seezunge (gefüllt) und, und, und. Denn das ausgewogene Genuß-Spiel der erfrischenden Säure und dynamischen Süsse passten als sehr fein zur stabilen Perlage. Fruchtige - etwas blumige - Noten und mineralische Anklänge, insges. ein zwar nicht preiswertes, aber lohnendes Cava-Genuß-Vergnügen der besonderen Art.
So wie der Penedés als innovativste und dynamischste span. Weinanbaugebiet gilt, ist's kein Wunder, daß hier die Cava-Produktion der Großen Namen, wie <Codorniu> oder <Torres> jahrzehntelang die Szene und Markt beherrschte. Bekannt als Aufsteiger der Region hat sich Albert i Noya nicht nur unter den Giganten der Cavaristen behaupten können, nein, heute ist nicht nur seine Bio-Cava-Produktion über die Grenzen Spaniens gesuchte "Beute" für Bio-Wein-Freaks. Ebenso seine Roten, Weißen und Rosé-Weine aus der DO Penedés, die ich ebenfalls >so< (R=7,95 Euro; W=7,80 Euro; RS=7,50 Euro) aus den JG 2003, 2004 und 2005 empfehlen kann.

Es ist wohl die Nähe zum Champagner-Ur-Land Frankreich, das José Raventós, nach einem dortigen Besuch, auf die glorreiche Idee eines Cava-Versuchs im Penedés im Jahre 1872 kam. Kaum 100 Jahre später war Miguel A. Torres, der noch während der mörderischen Franco-Diktatur, schief beäugt, mit den "ausländischen" Rebsorten, wie Chardonnay, Sauvignon Blanc oder Cabernet experimentierte, bis er den Cava der "Neuen Generation" dem erstaunten Generalissimo präsentieren konnte. Besser als manche Export-Puffbause aus Frankreich.
Die heimischen Gewächse - autochthone Rebsorten wie Parellada, Xarel.lo, Granacha, Garrut oder Malvasia und Moscatel werden hier gehegt und vinophil gepflegt und zu moderatem Alkoholgehalt der eleganten Crus (u.a. Pinot Noir oder sogar *R*iesling (!!)) hinzugenommen.
Das Penedés hat 3 ausgeprägte (Klima-)Zonen; den Bajo-Penedés, an den Stränden (bei Sitges) stehen Süßweine - Malvasia/Moscatel - hoch im Rang. Mit 500 m.ü.M. ist der Medio Penedés durch eine Hügelkette von der Küste abgetrennt und bestens für Granacha, Tempranillo und Xarel.lo, aber auch für Chardonnay, Cabernet, Merlot oder Syrah die passende Heimat. Dazu bringen die langen Vegetations-Zyklen und genügend Regen (Kühle), daß hier ausgewogene Weine mit moderatem (niedrigem) Alk.-Graden produziert werden können.

Die "Cava-Region" ist um 800 m.ü.M. der Penedés-Superior, der die knackig-frischen Grundweine für diese Spitzenprodukte hervorbringen lässt.
Nein, "billig" sind sie nicht. Die Weine aus dem Penedés, Auch der Bio-Ausnahmewinzer Albert i Noya ist kein "billiger Jakob", sondern jeder Tropfen Wein ist sein Geld für diese Arbeit und Bio-Qualität mir wert. Dies kann ich dem Josep Maria Albert i Noya, einem der hier seit ca. 27 jahren biologisch-ökologisch, bald biodynamisch creativ schaffenden Brüder versichern.
Ihre, teils über 60-jährigen Xarel.lo - und Cabernet-Sauvignon-Stöcken, Weinstöcke wurzeln in Terrassen von überwiedenden Kalk-/Ton-Böden geprägt und von Trockenmauern umgeben. Um ca. 350 ü.M. in perfekter (Wind-)Ausrichtung zur Sonne. Sträucher, Bäume und Kräuterraine geben der hier intakten Natur die notwendigen Freiräume und präsentieren Wein in Demeter-Qualität. Die Weine der Bodega tragen den Namen der am 20. Mail 1997 geborenen Tochter Laia der Marga Torees. Eine Verpflichtung zu etwas sehr Besonderem also für die aktive Capellades. Hier ist auch der sog. Quartierladen mit Namen "Bodega Torres", unter der Leitung der Großmutter, mit vielen Trouvaillen in den Weinregalen, ein muste... einfach hingehen, nachsehen und preiswert mitnehmen! Z.Bsp. an den Strand bei Sitges. Mit Brot, Rotwein "Vinya Laia" do Penedès 2003 für 7,95 Euro. Dazu Manchego - mittelreifer, traditioneller Käse, dessen Naturrinde mit Olivenöl gepflegt ist. Sein schmelzendes Karamel-Armoa zum roten Laia ist wie ein Abendgebet: Gott-sei-Dank daß es "Euch" gibt, den Strand, den kitschigen Sonnenuntergang, die freie Bank, die kühlende Meeresbrise.
Und natürlich den mallorquinischen Weinfreund, der aus Sitges stammt. Bei dem Genuß-Freak muß ich nochmal DANKE sagen. Besonders für deinen 2. Käsetipp: <L'ALBERCA> mit Rosmarin, ein mild-würzigerr Schafskäse aus Castilla la Mancha mit 5 Mon. Reife ein Hochgenuß zu dem Laia-Cuvee 03!

Eure olle Weinnase genoß dies sehr!

Die Feiglinge sterben viele Tode. Die Mutigen bloß einen!
- Emiliano Zapata, Mexico -


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