Weinnasen-Geschichten aus 2007

Kein Ausweg!


01.09.2007

Die >VIA MALA< bin ich oft gegangen!
Nicht die Schlucht des Jung-Rheines im schweizerischen Graubünden und Handelsstraße (6 km) gegen Süden - San Bernardino! Sondern mein schlechter/"böser" Weg durch ein vielseitiges und "bewegtes" Leben einer Weinnase.

Schon seit Ur-Zeiten sind in Graubünden wohl die Menschen der Bronzezeit (ca. 1.800 v.Chr.) den kürzesten, schnellsten Weg in den Süden gezogen. Steinsymbole und Felszeichnungen können dies eindrücklich belegen.

So wie wohl die meisten Menschen sich für den leichtesten, schnelleren Weg seit Ur-Zeiten entschieden haben: den Weg ihres Lebens!
Römische Soldaten und Handelsleute weihten den Weg der Via Mala dem mystischen Sonnengott MITHRAS, dessen Geburtstag am 25. Dez. gefeiert wurde. Kult und Tag wurden im wesentlichen von den frühen Christen übernommen und bilden die Grundlage des Ritus.

Gott MITHRAS, der aus dem Felsen geborene Feuer- und Sonnengottes ur-alten römischen, vor-christlichen römischen Glaubens und Kultes. Erst im frühen Mittelalter gingen Pilger diesen "bösen Weg" nach Rom. Dem Heiligtum der Christenheit!
Via Mala ist also das Synonym für einen schnellen, aber dafür gefährlichen Weg der Menschen seit Urzeiten der Menschheit.

Kaum gekannt ist, daß die "Arbarer" (? Magyaren? Sarazenen?) über diesen Alpenpass bis in die schweizerische Stadt CHUR kamen und sie verwüsteten. Kaiser Otto konnte seinen "christlichen Unterthanen" keinen Schutz bieten. Die Bischofsstadt Chur war vom Untergang bedroht, erholte sich aber dank enormer Kraftanstrengung der Bürger und Klerus und kaiserl. Schenkungen!

Das "Böse" nahm also auch den Transit der Via Mala, um schnell und leicht zu erobern und zu vernichten. diese Via Mala nahm in der europäischen "Verkehrsgeschichte" einen besonderen Platz ein. Und dient auch als Metapher; der Weg am unsteten Abgrund, der "böse" Weg.
Und wer den leichten, schnellen Weg dereinst ging, zahlte fürs Wegerecht. Selbst niederländische Kaufleute des 17. Jhrdts suchten für ihre Warenströme ebenfalls schnelle, profitable Routen. Auch durch die Via Mala, der "vergessenen" Handels- und Pilgerroute vom Norden in den Süden (und umgekehrt).
Nicht zuletzt der deutsch-italienische Schauspieler Mario Adorf gab der Via Mala-Schlucht, in der gewalttätigen Rolle des besessenen Großbauern, ein Gepräge des bösen und Unvorhersehbaren wie auch Geheimnisvollen und Grauens!

Für mich war meine "Via Mala" immer eine... "Expedition ins Unbekannte". Für den augenscheinlich leichteren und schnelleren Wege, am Rande des Abgrundes, habe ich letztendlich immer bezahlt.
Ich denke, jeder Mensch wird -zumindest einmal- seine Via Mala gegangen sein. Wir Menschen kommen als moralische Sozialwesen gar nicht in die Lage, uns zu entscheiden, diesen Weg nicht zu gehen: Am Rande des Abgrundes der Via Mala!

Es ist das Dilemma mit der Moral, daß eine Entscheidung u.U., den Tod eines, zum Wohle vieler Menschen -deren Überleben- billigend in Kauf nimmt. So die Testserie von Koenigs und seinen 6 wissenschaftl. Kollegen, verschiedener Fachdisziplinen, in "NATURE" kürzlich veröffentlicht.
Sie wollen die neuronalen Grundlagen der Moral, unsere menschlichen Guten und Bösen feststellen; auf die Spur unseres Verhaltens kommen. Dies soll die Frage nach der Eigenverantwortlichkeit unseres Handelns und Tun - der Frage nach dem Schuldprinzip - beantworten helfen. Sie behaupten, es wäre ein fundamentaler Irrtum, die Frage und Bejahung unserer Wahl moralisch gut oder böse zu handeln. Denn in ihrer Sichtweise ist der "Freie Wille" eine bloße Illusion, das Böse im Kopf bloß ein biologisches (Problem) Phänomen!
Damit dürfte auch die Frage nach der Strafbarkeit unseres Agierens neu überdacht werden, Konsequenzen für unser Strafrecht und Gerichtsbarkeit haben. Ein Paradigmenwechsel ist in unserer Gesellschaft notwendig!

Wir gehen also nicht die Via Mala aus freiem Entschluß, sondern aus bio-neuraler Diktion heraus?
WAS IST RICHTIG? WAS IST FALSCH?

Sokrates (469-399 vor Christi) ging in seinen philosophischen Betrachtungen von einem uns innewohnenen Urgespür dafür aus. Quasi eine "Innere Stimme" (=Daimonion!), die uns einflüsternd, wie man sich zu entscheiden hat, welchen Weg man gehen soll! Mächtiger als den rationellen Verstand hielt er dieses Gefühl.

Ob Hutcheson (1694-1746), Hume (1711-1776) oder Kant (1724-1804), "Große Geister" ihrer Zeit analysierten diesen "Siebenten Sinn" und titulierten die jeweilige Lehre/Ansichten des anderen für Unsinn. Bis vor 5 Jahren der junge Philosoph Joshua Greene (Princeton/Harvard) vom steten "Ringkampf zwischen Verstand und Gefühl" sprach und eine neue These aufstellte, in der die Gefühle i.d.R. über die Regeln, die Ratio siegen. So auch der Primatenforscher Frans de Waal: "Emotionen übertrunpfen Regeln"!
Nur zeigt sich unser angeborener Moral-Instinkt sehr, sehr schwach: Kriege, Massaker und Massenmorde beweisen dies seit Urzeiten.

Also werde ich die "Via Mala" wohl gehen müssen. Denn diese gehört -zeitweise- zu meinem Lebensgefühl. Den Neuronenstürmen im Hirn überlasse ich den ungeheuren Kampf, dann wird mich mein Gefühl weiter leiten. Und dies ist nicht vorhersehbar, sondern höchst individuell. Lässt mich die Dunkelheit der "Via Mala", durch Sonnenlicht am Schluchtausgang, schnell vergessen und mich fröhlich-frei weiter gehen =

"on the road again" und stets in Sachen "Reiner Wein"!
CpS


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