Weinnase: Geschichten aus 2007

Vom Wohl und Wissen

01.11.2007

Tach aber auch!

Ich suche daß, von dem niemand weiß, wo (und so genau wann) es verloren wurde!
Einen Schatz, der der Menschheit seit Anbeginn der Zeiten gehörte: WISSEN, daß verloren ging. Aus mannigfaltigen Gründen. Ein Wissen, von dem man eine Ahnung in sich verspürt, wenn man "mit offenen Augen" reist und sich auf Menschen und ihre Kulturen einlässt. Unbekanntes an sich heranlässt und neuen Genüssen neugierig gegenüber steht. Und es gefällt mir, wenn ich den Dingen auf den Grund gehen und lernen kann. Unbefangen Neuem, aber mit nötigem Respekt dem Andersartigen gegenüber.
Dem "Wissensdurst" setze ich meine neugierige "Genußsucht" gleich!

Beides lässt mich bescheiden "on the road" sein. Heute, so oft ich mir die -oft beschwerlichen- und weiten, wie langen Reisen, abseits der Touristenpfade- noch erlauben kann.
Dabei habe ich es besonders faszinierend gefunden, wenn ich Küchenstile aus anderen Welten und den Kulturen genießen konnte, bei den Menschen, denen die "Nahrungsaufnahme" nicht nur bloßer Sättigungsakt war, sondern auf alten Kulturregeln und der Gesundheitsvorsorge beruhte. Uraltes Grundlagenwissen über die heilbringenden Inhaltsstoffe und wechselseitigen Wirkungen der stets "knachfrischen" Zutaten aus natürlichem Anbau und kurzen Vermarktungswegen. Hier "paarte" sich Wissen, Tradition und angenehme, anregende Genüsse zu "Geschmacks-Synfonien" für alle Sinne!

Asiens Küchen sind, wie die des Orients oder Afrikas, hier beispielhaft zu nennen. Aber nicht die der "Sushi-Buden" und beim "Chinesen um die Ecke" sind die echten, wahren "Genußbringer" aus Tradition und Kultur-Reichtum. Dies wäre ein bedauerlicher Irrtum, die dortigen "Conviniencen" als landestypische Küchen zu sehen oder genießen zu können. Leider ein weitverbreiteter Irrtum!

Es ist ja schon nicht leicht, in den "Stammländern" als Ausländer und Unwissender, eine landestypische oder regionale Frische-Küche zu finden. Vielfach ist's eine auf europäische/amerikanische "Genußbereitschaft" angepasste "Misch-Masch"-Küche im sog. "fusion-style" und viel zu teuer serviert. Eine oft ungenierte "Abkoche" statt traditionelle Küche ist für mich verdrießlicher Beschiss an "Wissensdurstigen" wie neugierigen Genießern, zu denen ich mich ja auch zähle. Zu meinen erfreulichen Genußerkenntnissen kam ich i.d.R. bei privaten Einladungen oder durch Mitreisende, die nicht Freunde im eigenen Land waren. Stolze Gastgeber und für meine Fragen und Bitten um originäre (Küchen-/Keller-)Genüssen "offen" und großzügig zugetan: Gastfreiheit(en), wie wir sie bei uns kaum kennen oder selber bieten würden!

Na, wer hat denn vom Einkauf bei ReWe oder ALDI oder KLAUFHOF-GALERIEA einen dort sich neugierig umtuenden Schwarzafrikaner oder Asiaten mit nach Hause genommen, um ihm die fränkischen, bayrischen oder rheinischen Spezialitäten als Gast anzubieten?! Ich schon! Denn vom Markt in Serekunda, vom "Floating Market" in Thailand, von den Souks Nordafrikas, u.s.w., wurde ich, als Ausländer, herzlichst von den dortigen Einheimischen eingeladen, bei ihnen zuhause >GAST< zu sein. Zwar nicht immer und zu jedem Marktbummel, aber doch so häufig, daß ich viel geniessen und lernen konnte und mich in meiner Gastfreiheit wohlfühlte!

Für mich war mein "Gastdasein" eine oft sehr "leerreiche" Methode der Wissensvermittlung, die auch meinen Durst stillte und fruchtbare Kontakte schuf. Gleiches gilt -natürlich- für mich als Gastgeber: das Wohl meiner Gäste war mir stets ein "Herzensbedürfnis" und trug sicherlich zur Wissensvermittlung und Verständigung zwischen Menschen anderer Länder und Kulturen bei!

So ists mir doch gegeben gewesen, wohltuendes Wissen zu genießen. Und ich hoffe hier auf weitere Fortsetzung auf meinen Riesen, sowie "genußfördernde" Beziehungen auf Gegenseitigkeit. Auch wenns mir im Alter etwas beschwerlicher vorkommt und Gastlichkeit zum "all-inclusive" Travel-Business bekommt und Entertainment-Shows die Herzlichkeit der Gastgeber ersetzen muß. Solches Reisen würde mir Verdruss bedeuten und's Wissen um "Land und Leute" wohl nicht bringen oder vertiefen. Hier würd' es mir wohl nicht gelingen, meinen "Wissensdurst" zu löschen und Neugierde zu befriedigen, die Nähe zu Menschen anderer Kulturen und Nationen zu bringen.

Als olle Weinnase behagt es mir,
ein individuelles, oft beschwerliches Reisen, statt Touri-Touren abzureissen. Beschaulicher und mit Muße und konsequenter "Genuß-Suche" mein Wissen zu vermehren und meine Gastgeber nicht zu überfordern, sondern durch meinen kurzweiligen Besuch zu ehren!


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