Weinnasen-Geschichten aus 2008

"Seja bem - vindo ao Brasil...!"

20.09.2008

"Herzlich Willkommen in Brasilien", heiß es bald für uns. Ab Anfang Oktober 2008, in der Nacht vom 04. auf den 05.10.08, nach ca. 12/13 Std. Non-Stop-Flug, von Frankfurt/Main bis an den Atlantik und in die 25 Millionen-Mega-City werden wir in den brasilianischen Sommer fliegen. Von der Stadt der Superlative gehts weiter südlich, Richtung der Staatsgrenze zu Uruguay, nach Porto Alegre, der Hauptstadt des bras. Bundelandes RIO GRANDO DO SUL. In dem sog. europäischen Teil des riesigen Landes in Südamerika, 27 mal größer als die BRD. Rio Grande do Sul (=RS) deckt dabei ungefähr die Größe Deutschlands ab. Hier ist das Land der Pampa, Weiden und riesigen Rinderherden mit den eigentümlichen Viehhirten, den berittenen Gauchos.

Hier ist aber bei Bento Goncalves auch die erste Weinstraße Brasiliens und das "Herz des bras. Weinanbau". Beeindruckend in Größe der Weingüter und Qualität des (Rot-)Weine sowie sehr empfehlenswerten, fruchtig-spritzigen Sekte. Die meisten Weingüter (=Bodegas) sind von italienischen Einwanderern gegründet worden. Aber erst Ende der 70-iger Jahre des letzten Jahrhunderts begann sich der Stolz der Brasilianer zu regen und brachte den Segen des modernen Weinanbau in dieses "Weinland" in der Neuen Welt. Viel, viel Geld haben die Gründer-Familien stetig investiert, viel riskiert und sich in kürzester Zeit in eine Weinanbau-Nation von Rang und Bedeutung quasi "katapultiert"!
Stetige Qualitätsverbesserungen, neue -europäische- Trauben und modernst An- und Ausbau-Methoden sowie in traditionellen Wurzeln ruhend, wird aus der eher nur für den Eigenverbrauch produziert. Nun, ab ca. 2001 stellte ich, sehr angenehm überrascht, quasi über Nacht, unter dem "Wendekreis des Krebses", einen Quantensprung der Qualitätsverbesserung fest. Ungeheure Anstrengungen, Investitionen von fast ruinösem Unfange und strikte Ausbildung des ansässigen landwirtschaftlich vorgebildeten Personals, Beratung von renommierten Winemakern - wie Michele Rolland (FR) auf der Bodega der Familie MIÒLO bei Bento Goncalves - und die neuentdeckte Liebe der Brasilianer zu ihren eigenen "feinen Weinen" - neben den Hybrid-Sorten, z.Bsp. der Lambrusco-Rebe - und die Chancen für einen sich stetig steigernden Weinexport trieben die Entwicklung seit den v.g. Siebzigern fort und sind heute fast in der Entwicklung der Grundlagen eines famosen Weinanbaus angelangt. Neue Anbaugebiete, neue Rebsorten, neue Vinifizierungs-Methoden und ein stark optimiertes Wein-Marketing mit Exportausrichtung sowie der sich bald abzeichnende "sanfte" Wein-Tourismus - auch aus den Nachbarstaaten Brasiliens und aus Europa, USA und Asien, zeigt die stetig steigende Bedeutung der Weinkultur in dem "Land des roten Baumes" (=Brasil-Baum; mit rötlichem Holz aus den Küstenwäldern!).

Von Porto Alegre in Richtung Pelotas => Novo Rechando gehts per Bus oder PKW in unsere Neue Welt - Heimat in der Pampa; dort wo nun im cool-climate Gebiet ein neues Weinanbaugebiet entsteht. Beim Nachbarn, ca. 100 km entfernt, stehen schon stolz die Reihen von Rotwein-Stöcken in talweiten Reihen. Und... nicht mehr lange, wohl im "Vale Oswaldo" der dann erste Bio-Wein von Brasilien. Und der ist mein! Mein Ziel, Traum und in meinem 22.500 m2 "Vorgarten" stehend!
Im Februar/März 2008 war ich nun auf Einladung der TBRAVIN als Gast mit 15 anderen internationalen Journalisten auf der Piste und Suche nach den "WINES FROM BRAZIL" und zu Besuch auf den bekanntesten Bodegas des Bundeslandes. Nahe dem freundlichen und hügeligen Städtchen Bento Goncalves (115.000 Einw.) ist hier die z.Zt. größte Weinanbau-Region Brasiliens; neben Caxias do Sul, dort wo ich mit einem kleinen Flieger, von Porto Alegre kommend, im leichten Nieselregen des 1. Tages in der Neuen Welt -müde- neugierig landete. Garibaldi war noch ein wesentlicher Ort der bras. Weinproduktion in RS!

Und hier, hier ist sie nun! Die erste D.O. in Brasilien, die Ruta dos Vinhedos = "Weinstraße" und vinophiler Stolz der Brasilianer. Über den gewaltigen Tal des Rio Antas kommt man in einer der weiteren Weinanbaugebiete bei der Weinstadt (65.000 Einw.) mit norditalienischem Flair: Farroupilha!
Gewohnt, nein... residiert wurde unweit vom Weingut Miolo in der "Villa Europa", mitten in den Parreiras (Rebspaliere in wogendem Grün) des leicht hügeligen Landes mit fantastischer Weitsicht, auch auf die ADEGA (=bras. Weingut!) und Turm-Bau der Miolo-Familie an der <VALE DOS VINHEDOS> genannten "Weinstraße" mit D.O.-Nominierung!

So Orts- und Dorfnamen wie... Teutonia, oder Pommerade oder.. Villa Schmidt zeigen, daß das hier auch ein Einwanderungsland für deutsche -meist Handwerker- Siedler auf Einladung des Kaisers von Brasilien, Dom Pedro war. Heute sind die italienischen, kroatischen, französischen, deutschen und holländischen Einwanderer längst BRASILIANER geworden. Stolz auf ihre Tradition(en) und genauso stolz, "europäische" Brasiliander in Rio Grande do Sul zu sein - neben ehem Spaniern und natürlich den eistigen "Besitzern" aus der sog. Kolonialzeit, den Portugiesen (Azoren!), einigen Mulatten und kaum mir aufgefallene indigenen Ureinwohnern. Diese "Bunte Mischung" ist gelebte Multi-Kulti-Gesellschaft und der dem Staat kraftgebende Faktor zu einer expandierenden Wirtschaftsmacht, die m. E. längst den Status "Schwellenland" -zumindest seit 2007, mit erstaunlichem Zuwachs des Brutto-Sozial-Produktes und satteren "Schwarzen Zahlen", als wir hier in der Alten Welt -BRD-, mich verblüffend, nun überschritten hat!

Es ist ein grünes, weites Weinland. Es ist ein hügeliges Weinland. Es ist DAS brasilianische Weinland, von dem in Übersee -Europa- kaum ein Weinfreund etwas gehört oder gesehen, geschweige probiert hat. Ich habe alle drei mir wichtig vorkommenden regionalen Weinanbaugebiete längs der ersten brasil. Weinstraße, einem erst kürzlich anerkannten D.O.-Weinanbaugebiet, angesehen und mit meiner erstaunten "Weinnase" durchprobiert. Getestet mit einem Dutzend anderer Weinfachjournalisten aus GB, F, USA, Canada und Tchechien.
Zwei deutsche *R*iesling-Touris waren wir, neugierig, mit dabei. Mit von der Partie, die ein fast 10-tägiger Dauer-Marathon in Sachen des brasil. Qualitätsweines aus dem Bundesstaat Rio Grande do Sul wurde. Und eine echte -positive- Überraschung, was Land, Leute und "Weinausbeute" betraf.
Hier waren sich alle weitgereisten und wein-erfahrenen Journalisten mal unisono einig. Unser britischer Weinfreund und anerkannter Weinfachjournalist, Anthony Rose brachte es beim Abschieds-Dinner auf dem Riesen-Weingut "CASA VALDUGA" gekonnt und treffend für uns alle

[... und wenn ich die Seiten 5 und 6 finde, geht es hier auch weiter, sorry! ;-)) Barbara]


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